Drama in Kitzbühel

Was im „Fall Mayer“ jetzt wirklich zählt

Ski Alpin
19.01.2024 06:38

Achterbahn-Tag für Mothl Mayer: Morgens entspannt - am Abend aber ein Ausraster, die Polizei führte ihn ab. Was im „Fall Mayer“ jetzt wirklich zählt.

Für seine größten Erfolge suchte sich Matthias Mayer stets die größtmögliche Bühne aus: Olympia! 2014 fuhr er auf der Abfahrt in Sotschi, die ihm von der ersten Sekunde an wie auf den Leib geschneidert lag, sensationell zu Gold. Sensationell deshalb, weil er erst 23 Jahre alt war und davor kein Weltcup-Rennen gewonnen hatte.

Schon damals ein echtes Markenzeichen von „Mothl“ war sein gleichermaßen schelmisches wie schwer zu durchschauendes Lächeln. Vier Jahre später schlug der Kärntner in Pyeongchang neuerlich bei Olympia zu, diesmal im Super-G. Nicht einmal 24 Stunden davor waren die Österreicher in der Abfahrt (schwer) geschlagen worden, doch Mayer hatte eben wieder eine goldene Überraschung für Österreichs Ski-Fans parat.

2022 in Peking machte sich Mayer dann endgültig unsterblich und einzigartig in der Olympia-Geschichte, wieder Gold im Super-G. Mayer ist (und wird es wohl länger bleiben) damit der einzige männliche Skifahrer, der bei drei Olympischen Spielen in Folge Gold holte.

Wilde Spekulationen
Einzigartig war auch Mayers Rücktritt. Am 29. Dezember 2022 schnallte er nach der Besichtigung in Bormio seine Head-Skier ab und erklärte der verdutzten ORF-Legende Rainer Pariasek wie aus dem Nichts sein Karriereende ins Mikrofon. Mit gerade einmal 32 Jahren. Die Lehre aus all dem: „Mothl“ Mayer steckte schon immer voller Überraschungen und war und ist vor allem eines: schwer zu durchschauen. Und wie bei seinen größten Erfolgen war es nun auch eine der größtmöglichen Bühnen für seinen nicht-sportlichen Fehltritt am Donnerstagnachmittag.

Kitzbühel, Hahnenkamm-Woche, viel mehr mediale Aufmerksamkeit geht nicht. Dass hinter seinem Rücktritt wohl mehr als „Ich hab einfach keine Lust mehr, das passt schon so“ steckte, war in der Szene ein offenes Geheimnis. Und auch die rot-weiß-roten Fans sind ja nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Die Folge waren Gerüchte, wilde Spekulationen.

Vielleicht war es von allen Beteiligten ein Fehler, aus ganz normalen, höchst menschlichen, gesundheitlichen Problemen ein Geheimnis zu machen. Wobei das selbstverständlich eine Entscheidung des Betroffenen ist. Und der Schachzug von Ski Austria, Mayer als Betreuer/Berater/Trainer wieder zurück in die Ski-Familie zu holen, war ganz sicher ein sehr guter Ansatz. Aber wahrscheinlich wäre spätestens jetzt der perfekte Zeitpunkt, um das scheinbare Tabu-Thema der Erkrankung zu entzaubern. Auch öffentlich.

Damit wäre auch vielen, vielen Menschen, die von denselben Problemen geplagt werden, ganz sicher eklatant geholfen. Egal ob Top-Manager, Lehrer, Kellner oder Dreifach-Olympiasieger - krank zu sein, egal ob physisch oder psychisch, ist alles, nur keine Schande und kein Grund, sich zu schämen oder zu verstecken. Auch ein Mann mit drei Olympischen Goldmedaillen im heimischen Nachtkastl braucht in derartigen Lebenslagen vor allem zwei Dinge: Personen, denen er sich anvertrauen kann, und professionelle Hilfe.

Und nur das zählt jetzt!

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