Bunte Bilderschau

Netzwerk Pinterest in der rechtlichen Grauzone

Web
23.03.2012 11:11
Die digitale Avantgarde hat ein neues Spielzeug: Immer mehr experimentierfreudige Nutzer tummeln sich im Foto-Netzwerk Pinterest, wo sie eigene Collagen mit Fotos und Grafiken aus dem Web basteln und in den Bilderwelten anderer stöbern können. Doch bevor der derzeit so angesagte Dienst zum nächsten großen Ding werden kann, muss er ein gravierendes Problem lösen: Wie kommt die bunte Sammlung aus der rechtlichen Grauzone?

Die erste Version von Pinterest ging im März 2010 ans Netz. Der Name ist eine Wortschöpfung, die sich aus "pin" (etwas anheften) und "interest" (Interesse) zusammensetzt - und erklärt, wie der Dienst funktioniert: Nutzer können über eine Browser-Erweiterung Fotos von beliebigen Webseiten an ihre virtuelle Pinnwand hängen. Mit dem "Repin"-Knopf übernehmen sie Bilder aus anderen Galerien. Und dank Verknüpfung mit Facebook und Twitter erfahren die Freunde davon. "Pinterest ist überragend darin, Leuten dabei zu helfen, etwas zu entdecken", schrieb das US-Magazin Forbes kürzlich. Das Prinzip klinge trügerisch einfach, mache aber süchtig.

Kategorien helfen, Ordnung in die Alben zu bringen, etwa Lieblingsplätze, lesenswerte Bücher, Fotografie oder "Hair & Beauty". Sie helfen außerdem bei der Entdeckung neuer Collagen. Dabei orientiert sich Pinterest am Follower-Prinzip, das Twitter bekannt gemacht hat: Mitglieder können Themen oder anderen Nutzern folgen und bekommen dann deren Fotos in einen bunten Bilderstrom geliefert.

Das Pinterest-Prinzip findet immer mehr Fans: In den USA - dem Heimatland des Dienstes - besuchten laut Zahlen des Marktforschers Comscore im Februar bereits 17,8 Millionen Nutzer die Seite. Im Vergleich zu Riesen wie Facebook mit seinen 845 Millionen Nutzern ist Pinterest ein Zwerg, doch die Reichweite wächst rasant. Zudem verbreitet die noch kleine Nutzerschar fleißig Links - laut einer Analyse des Weiterleitungs-Tools Shareaholic mehr als die deutlich zahlreicheren Twitter-Nutzer.

Verstoß gegen Urheberrecht
Der Hype lenkt allerdings den Blick auf ein schwelendes Problem: das Urheberrecht. Denn Pinterest fragt nicht nach der Erlaubnis der Fotografen. Dem Stuttgarter Anwalt Carsten Ulbricht zufolge kommen die meisten "Juristen zu der Bewertung, dass Pinterest gegen das Urheberrecht verstößt". Eine Abmahnwelle sieht Ulbricht derzeit aber nicht. Zumal das Prinzip gilt: Wo kein Kläger, da kein Richter. Und mancher Online-Shop dürfte nichts dagegen haben, dass seine Bilder von schicken Schuhen oder DVDs an anderer Stelle auftauchen - solange nur ein Link zur Original-Seite führt.

Das Startup selbst gibt sich problembewusst: Es hat ein Formular zur Meldung von Urheberrechtsverletzungen entwickelt. Zudem können Website-Macher mit einem Code-Schnipsel verhindern, dass sich Bilder pinnen lassen. Wenn es hart auf hart kommt, bringt das Nutzern aber nicht viel, betont Ulbricht: "Das nimmt nicht diejenigen, die Inhalte eingestellt haben, aus der Haftung."

Auf der Suche nach einem Geschäftsmodell
Von einem tragfähigen Geschäftsmodell ist Pinterest - wie so viele Startups - noch weit entfernt. "Wir haben 100 Ideen, aber bislang noch keine umgesetzt", sagte der Investor Jeremy Levine dem "Wall Street Journal". Eine Möglichkeit: Pinterest könnte sich dafür bezahlen lassen, Online-Händlern kaufwillige Kundschaft zuzuführen - die Pinterest-Alben dienen vielen als Inspiration. Die beliebtesten Kategorien sind Geschenkartikel, Design und Mode, acht von zehn Besuchern Frauen - das könnte zusammenpassen.

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