Die Bürgerinitiative ProNatur Steyrtal schlägt Alarm. Mollner Umweltschützer befürchten, dass der geplante Gasabbau deutlich größere Ausmaße annehmen könnte, als zuvor gedacht. Die Energiefirma ADX dementiert und weist auf die umfangreichen Untersuchungen und Auflagen der österreichischen Behörden hin.
Dass die australisch-österreichische Energiefirma ADX in der Gemeinde Molln nach Gas bohren will, ist seit Anfang des Jahres bekannt. Neu ist allerdings, dass zu dem Prospect Welchau 1 im Laufe der Zeit vier weitere „Follow-Ups“ folgen sollen, so die Bürgerinitiative. Dabei beruft sie sich auf öffentlich einsichtliche Unterlagen und Karten der Firma vom Juni vergangenen Jahres. Diese zeigt vermutete Vorkommen von Sankt Pankraz bis Losenstein. Die Umweltschützer nehmen nun die Politik in die Pflicht.
30 Bohrungen rund um Nationalpark
In aktuellen Informationsmaterialien, die bei der Informationsveranstaltung in Molln Ende Juni gezeigt wurden, war davon aber keine Rede. Dort hatte Geschäftsführer Paul Fink von zwei bis sechs Bohrungen für das vermutete Gasvorkommen Welchau 1 gesprochen. Angenommen, für die vier zusätzlichen Lagerstätten würden ebenso viele Bohrungen benötigt, kämen 30 Löcher zusammen. Die Bürgerinitiative geht von rund 25 Bohrstellen aus. „Die Politik muss dem unverantwortlichen Treiben von ADX endlich ein Ende setzen!“, fordert Christian Hatzenbichler von ProNatur Steyr.
Abwasser und Brandgefahr sollen Probleme darstellen
ProNatur Steyr zufolge soll die Montanbehörde zwei Kritikpunkte an dem Vorhaben geäußert haben: Regenwasser, das auf die Bohrstelle fällt, müsste gesondert entsorgt werden, was im Falle eines in der Gegend häufigen Starkregens nur schwer zu verhindern wäre. Das andere Problem soll die Abfackelungsanlage sein, wo überschüssiges Gas verbrannt werden soll. Diese befindet sich nahe einem sehr trockenen Waldhang, Löschwasser sei knapp und die nächste Feuerwehr sei eine halbe Stunde entfernt.
Energiefirma dementiert
ADX-Geschäftsführer Paul Fink dementiert diese und weitere Vorwürfe der Bürgerinitiative aufs Schärfste und verweist auf die detaillierte Prüfung durch zahlreiche Experten. Ein rund 450 Seiten langer Bericht liege seit dem vergangenen Jahr am Mollner Gemeindeamt auf, Interessierte hätten sich jederzeit informieren können. Im Gespräch mit der „Krone“ wollte der Absolvent der Leobener Montanuni aber keine Fragen beantworten, stattdessen wurde ein schriftliches Statement verschickt.
Bezüglich der Ausmaße der möglichen Lagerstätte ließ Fink verlauten: „Je nach Fundgröße und flächenmäßiger Ausdehnung sind weitere Bohrungen (und Sondenplätze) nötig, um das vermutete Erdgasvorkommen zu erschließen. Allerdings liegen diese Bohrungen kilometerweit auseinander. Die maximale Ausdehnung der Gaslagerstätte nach Westen kann bis nach Klaus an der Pyhrnbahn reichen, nach Osten und Norden sind es etwa 8 km von der geplanten Probebohrung Welchau-1, im Süden reicht das vermutete Gasfeld im Maximalfall bis zur alten OMV-Bohrung Molln-1.“
Umweltschützer sehen Natur und Tourismus gefährdet
Die Bürgerinitiative sieht neben den unzähligen Nachteilen für die Natur auch den Tourismus in der Region in Gefahr. „Derzeit haben wir im Steyrtal den vielleicht schönsten Radweg Österreichs. Wenn man aber zwischen Bohrtürmen Slalom fahren muss, ist es wohl vorbei mit dem Radtourismus“, warnt Barbara Sitter von ProNatur Steyr. Auch der Fokus der Politik könnte sich anstelle von Tourismus und Naturschutz eher auf die Gas- und Ölförderung konzentrieren. Für das Naturjuwel Steyrtal und den gesamten Nationalpark Kalkalpen hätte dies wohl fatale Auswirkungen.
Fink: „Absurde Vorwürfe“
Auch die Finanzierung sowie das komplizierte Firmen- und Aktionärsgeflecht der Energiefirma bereitet den Naturschützern Sorgen. Die Rede ist von Briefkastenfirmen, Scheinkonstrukten, Panama Papers und Russland. Geschäftsführer Paul Fink bezeichnet die Vorwürfe der Bürgerinitiative als „Absurditäten ohne jeglicher Grundlage“, die Initiative selbst vergleicht er mit einer religiösen Sekte, mit der es nicht möglich sei, ein vernünftiges Gespräch zu führen.
Prüfungen stehen noch aus
Ob ADX eine Probebohrung genehmigt wird, ist weiterhin offen, das Verfahren der Montanbehörde ist weiterhin im Gange. Auch die Umweltverträglichkeitsprüfung steht noch aus. ProNatur Steyrtal ist entschlossen, weiterzukämpfen, und auch ADX will seine Pläne unverändert weiterverfolgen.
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