Corinna Kamper:

„Red Bull Ring ist mein zweites Wohnzimmer“

Corinna Kamper als ORF- Kommentatorin am Red Bull Ring

(Bild: Pail Sepp)

Seit ihrem 6. Lebensjahr dreht sich bei der Steirerin Corinna Kamper alles um Rennautos. Im „Krone“-Interview erzählt die Rennfahrerin und ORF-Kommentatorin über Geschlechterrollen im Motorsport, ihre Zeit bei Dancing Stars und Fluchen als Zeichen von Intelligenz.

Corinna Kamper ist Rennfahrerin, „Dancing Star“ und ORF-Kommentatorin. Seit ihrem 6. Lebensjahr dreht sich bei der gebürtigen Bruckerin alles um Rennautos.

Wie groß ist die Freude auf die Formel 1 am Red Bull Ring in Spielberg?

Es ist für mich wie ein Heimkommen. Diese Formel-1-Strecke ist mein zweites Wohnzimmer. Hier habe ich mit dem Kartfahren begonnen, und mein Vater hat mich als Kind am alten Ö-Ring am holprigen Asphalt sein Auto lenken lassen.

Dein Vater war es auch, der dir auch den Einstieg in den Motorsport finanziert hat.

Ich bin meinen Eltern für vielerlei dankbar, nicht nur fürs Sponsern. Sie haben nie daran gezweifelt, dass ich als Mädchen auch Automechanikerin oder Rennfahrerin werden kann. Von ihnen lasse ich mir auch Kritik gefallen, auch wenn es mir immer noch schwerfällt, mit Kritik umzugehen.

Du bist als Formel-1-Kommentatorin aber nur an und nicht auf der Rennstrecke.

Das tut mir auch sehr leid. Das ist einer meiner größten Träume nach 14 Jahren im Motorsport, noch mehr auf der Rennstrecke zu sein.

Corinna Kamper

(Bild: Tomschi Peter, ORF, Krone KREATIV)

Du warst 14 Jahre im Rennsport, meist die einzige Frau. Wie sehr hat dich die Männerdomäne geprägt?

Geprägt hat mich der Spitzensport, nicht die Männerdomäne. Da entwickelst du einen unbändigen Ehrgeiz, um weiterzukommen.

Du fluchst häufig - auch nicht ladylike.

So drücke ich meine Gefühle aus, wenn ich mich ärgere. Ich habe gehört, dass intelligente Menschen viel fluchen (lacht).

Du sagst selbst von dir, dass du stur und brutal perfektionistisch bist.

Jeder Sportler ist ehrgeizig und stur. Deshalb ist es wichtig, seine Grenzen zu erkennen. Und da habe ich dazugelernt, weil es bei mir auch Zeiten gibt, wo ich alles auf einmal will und mir dann alles zu viel wird.

In deinen Kommentaren genderst du wenig - machst du das aus Prinzip?

Ich bin weder für noch gegen das Gendern, ich gendere nicht alles, weil es das Sprechtempo bricht. Für mich ist es wichtig, dass wir die Frauenquote in allen technischen Berufen oder im Rennsport erhöhen.

Tunen ist im Motorsport selbstverständlich - würdest auch du dich optisch tunen lassen?

Nein, Schönheitsoperationen sind derzeit kein Thema, aber vielleicht kommt es noch. Warum auch nicht, wenn man mit Dingen hadert, ist es besser sie aus der Welt zu schaffen.

Kennst du eigentlich Angst?

Angst kenne ich nicht, aber ich habe großen Respekt vor vielen Dingen. Ich bin extrem schreckhaft und habe panische Angst vor Geisterbahnen.

Corinna Kamper mit Danilo Campisi bei „Dancing Stars“.

(Bild: ORF)

Hat „Dancing Stars“ deinen Marktwert gesteigert?

Ganz bestimmt hat die Teilnahme an „Dancing Stars“ meinen Bekanntheitsgrad gesteigert.

Ist dein Freund und Tanzpartner Danilo Campisi auch am Red Bull Ring?

Nein, er fliegt heute heim nach Sizilien. Er hat kein Herz für den Motorsport.

Wirst du als rasante Autofahrerin oft geblitzt?

Das ist ein schlechter Zeitpunkt für diese Frage, weil ich innerhalb einer Woche mit vier verschiedenen Fahrzeugen ins Radar gefahren bin.

Ich hoffe, es bleibt dir noch Urlaubsgeld.

Auf alle Fälle. Ich werde nun das erste Mal mit Danilo nach Sizilien fliegen und mir seine Heimat anschauen, danach geht es mit dem Familienclan nach Kroatien. Ich hatte in diesem Jahr noch keinen einzigen freien Tag oder ein Wochenende.

Im Rückspiegel des Lebens betrachtet: Hast du alles richtig gemacht?

Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Natürlich wäre ich sehr gerne Formel-1-Fahrerin geworden, aber das ist halt noch immer eine reine Männerdomäne. Ich glaube jedoch, dass ich länger im Rennsport bleiben konnte, weil man mir als Frau viel Aufmerksamkeit entgegengebracht hat.