Es gibt viele Möglichkeiten, das Problem Harn- und Stuhlinkontinenz in den Griff zu bekommen. Holen Sie rechtzeitig Hilfe, um sich einen langen Leidensweg zu ersparen.
„Es bringt dich nicht um, aber es nimmt dir das Leben“, meint die amerikanische Frauenärztin Dr. Janet Brown, über Inkontinenz. Scham und Hilflosigkeit bestimmen häufig den Alltag von Betroffenen. Nur die Wenigsten sprechen über ihr Leiden, das laut WHO eine der häufigsten Erkrankungen weltweit ist. Sie betrifft zumindest zehn Prozent der Bevölkerung.
„Je älter man wird, desto eher werden Blase oder Darm schwach“, erklärt OA Dr. Michael Rutkowski, Facharzt für Urologie und Präsident der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreichs (MKÖ). Mehr als ein Drittel aller Pflegeheimbewohner in Österreich sind von Inkontinenz betroffen. Aber auch jüngere Menschen können ein Problem mit ihrer Blase oder ihrem Darm haben.
„Inkontinenz ist enorm belastend. Doch trotz des hohen Leidensdrucks sucht kaum die Hälfte der betroffenen Menschen aktiv nach Hilfe. Aus Scham vertrauen sich viele nicht einmal ihrem Arzt an“, bedauert Dr. Rutkowski und gibt Antworten auf häufige Fragen:
Welche Form der Inkontinenz tritt in Österreich am häufigsten auf?
Dabei handelt es sich um Harnverlust beim Husten, Laufen, Lachen oder Heben schwerer Gegenstände. Man bezeichnet dies als „Belastungsinkontinenz“. Einen Unterschied gibt es zur sogenannten „Dranginkontinenz“: Hier führt ein plötzlich auftretender, nicht unterdrückbarer Harndrang dazu, dass der Urin nicht mehr gehalten werden kann.
Welche Personen sind betroffen?
Die Belastungsinkontinenz betrifft vor allem Frauen in höherem Alter. Bei Männern kommt es nur nach Prostataoperationen zu dieser Form der Harninkontinenz und damit deutlich seltener. Bei der Dranginkontinenz ist die Sache anders: hier sind die Zahlen im höheren Lebensalter nahezu gleich, Männer wie Frauen leiden also mit dem Älterwerden häufiger unter dieser Form des Harnverlustes.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
Bei der Belastungsinkontinenz steht am Anfang immer ein gezieltes Beckenbodentraining über speziell ausgebildete Physiotherapeuten. Kommt es hier zu keiner ausreichenden Verbesserung, so gibt es gute Operationsmethoden sowohl für Frauen, als auch für Männer, um die Kontinenz weitgehend wieder herzustellen. Je nach Schweregrad und individueller Patientensituation können Schlingen, Ballons oder auch künstliche Schließmuskelimplantate eingesetzt werden.
Für die Behandlung der Dranginkontinenz stehen Medikamente, Botox oder in ausgewählten Fällen auch die Implantation eines „Blasenschrittmachers“ (Sakrale Neuromodulation) zur Verfügung.
Worauf muss der Patient selbst achten?
Ein gesunder Lebensstil, normale Trinkmengen von etwa zwei Litern täglich, ausreichend Bewegung und Gewichtsreduktion bei Übergewicht sind in der Vorsorge sehr wichtig.
Alltagsregeln für einen fitten Beckenboden:
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