Hagelsturm in Wien, Starkregen im oberösterreichischen Hargelsberg, strahlender Sonnenschein am Viktor-Frank-Platz in Graz. Rugby spielt man bei jedem Wetter. Und Rugby spielen kann auch jeder. Egal ob Klein, ob Groß, ob Dick und Dünn, Junge oder Mädchen. „Außer man mag nicht laufen“, grinste Norman Franges, Mitbegründer und Klubsekretär von Rugby Club Graz.
Denn Rubgy ist 80 Minuten Vollgas. Nach vor. Zurück. Dort ein Gedränge (Scrum), da wieder ein Line-Out. Die Intensität ist hoch. Der Entertainment-Faktor auch. Die härtesten unter der Sonne? Ja, aber Rugby ist bei weitem mehr als Fleischberge, die unbeschadet durch Hausmauern laufen können. Skills, Lauf- und Passwege, ein wohl durchdachter Gameplan stehen längst im Mittelpunkt der Vereine, ebenso Nachwuchsarbeit. Mehrmals pro Woche wird trainiert. Professionell, mit international erfahrenen Trainern. Kraft und Ausdauer, aber am wichtigsten: Spielintelligenz. „Für das ungeschulte Auge mag es wild aussehen. Aber es gibt ein sehr strenges Regelwerk“, so Donau-Wien-Sportdirektor Johannes Dachler. Wichtig sind die Rugby-Werte: Respekt und Fair Play. „Und die werden auf der ganzen Welt gleich gelebt.“
Viel Leidenschaft, wenig Geld
Auch in Österreich. Der Unterschied: Die Aufmerksamkeit. Die Rugby-WM ist die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt. Nach der Fußball-WM und den Olympischen Spielen. Das Turnier 2019 verfolgten über drei Milliarden TV-Zuschauer weltweit. Heuer im Herbst findet es in Frankreich statt. Hierzulande fristet man ein Randsportdasein. Und backt sehr kleine Brötchen. Auch und vor allem finanziell. Über die Bundessportförderung bekommt der Rugby-Sport jährlich 112.000 Euro. Weniger bekommen unter den 60 geförderten Verbänden nur Minigolf, Floorball, Kraft-Dreikampf und Squash. Der Fußballverband ÖFB bezieht 15 Millionen Euro.
Liga-Halbfinale steigt am Wochenende
Rugby lebt von der Leidenschaft. Wer sich einmal auf den Sport und die dazugehörende Community eingelassen hat, den lässt sie nicht mehr los. „Ein Leben lang nicht“, sagt Antonio Devall, Obmann von Vienna Celtic. Zu sehen auch am kommenden Wochenende in der heiße Finalphase der heimischen Liga. Am Samstag, 13. Mai, stehen die Semifinalspiele an. Titelverteidiger und Rekordmeister Rugby Union Donau Wien hat im Heimathafen (Kickoff: 15 Uhr; Meiereistraße 20, 1020 Wien) Graz zu Gast. Die Steirer durchbrachen mit ihrem Meistertitel 2021 die Langzeit-Regentschaft der Wiener Vereine und entführten erstmals den Tiziani-Pokal aus der Hauptstadt. Franges gibt sich realistisch: „Wir sind klarer Außenseiter. Es muss an dem Tag alles passen.“ Dachler sieht sein Team vor einer großen Aufgabe: „Wir spielen diese Saison erstmals zweigleisig. Das erfahrene A-Team reüssiert in der tschechischen Liga. Mit der Donau-Mannschaft in der österreichischen Liga haben junge Eigenbau-Spieler die Möglichkeit, Großes zu leisten und sind durchaus für eine Überraschung gut.“
Sport für jedes Alter und Geschlecht
Der Favorit auf den Titel heißt aber Celtic Vienna. Als einziges Team im Grunddurchgang ungeschlagen, treffen sie im Halbfinale (15 Uhr; Sportzentrum Atzgersdorf, Steinergasse 12, 1230 Wien) auf Rugby Oberösterreich. „Es läuft seit ein paar Jahren auf den Dreikampf Donau, Graz und Celtic raus. Wir wollen dieses Jahr den Pott zurückhaben“, sagt Devall. „Und wir wollen es ihnen so schwer wie möglich machen“, sagt Martin Kühr, Verbandspräsident von Rugby Oberösterreich. „Wir arbeiten daran die Distanz zu den Wiener Vereinen zu verringern.“ Ein mittelfristiges Ziel. Mit dem passenden Unterbau sollte es machbar sein. Ab dem Alter von sechs Jahren bieten die meisten Vereine bereits Rugby-Einheiten an. Und spielen kann es jeder. Egal ob Klein, ob Groß, ob Dick und Dünn, Junge oder Mädchen. Und gespielt wird immer. Bei Hagelsturm in Wien, Starkregen in Hargelsberg und strahlendem Sonnenschein am Viktor-Frank-Platz in Graz.
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