Mordprozess in Steyr

Angeklagter: „Mir hat vor mir selbst gegraust“

Oberösterreich
25.04.2023 08:00

„Fetzenhaft“ - so hat Alexander M. (35) die Nacht in Erinnerung, in der er vor genau sieben Monaten in seiner Wohnung in Ternberg in Oberösrerreich das Callgirl Anamaria D. (23) zu Tode geprügelt, gewürgt und dann noch sexuell missbraucht haben soll. Staatsanwalt Wilfried Kondert spricht am Landesgericht Steyr von „bestialischer Gewalt und Grausamkeit, die kaum zu übertreffen ist“. Anwalt Andreas Mauhart will jedoch vom Mordvorwurf weg. 

Die Vergangenheit des Angeklagten sei ein Auslöser für die Tat gewesen. Er soll laut Gutachten einen „Frauenhass“ durch die Trennung von der Mutter seiner Tochter entwickelt haben. Das Verhältnis zu seinem Kind sei schwierig. „Er ist wie ein Kelomat mit kaputtem Ventil“, sagte Mauhart – und dass das Opfer „zur falschen Zeit am falschen Ort war“. Der Freier, ein Alkoholiker, der am Tattag an die 28 Halbe Bier getrunken haben will, hatte nicht die ausgemachten 400 Euro daheim.

„Ich bemerkte ihren Tod nicht“
Dann bekam er Angst, dass die illegale Prostituierte den Zuhälter holen werde. „Ich dachte, da kommt jetzt ein Riesenvieh, dass mir die Tür eintritt.“ Deshalb habe er zugeschlagen, als die 48 Kilo leichte Frau zum Handy griff. „Es ist total eskaliert, mir hat es die Kette rausgehaut“, sagte der Angeklagte. Und: „Ich bemerkte ihren Tod nicht.“ Er glaubte, sie sei bewusstlos, als er sie auszog, mit dem Seil vom Katzenkratzbaum fesselte und missbrauchte - die Details waren so grausig, dass bei den Gutachten (Gerichtsmedizin, DNA, Bisse) die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde.

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Wie muss ich mir den Alexander M. vorstellen? Worin liegen Ihre sexuellen Vorlieben? Damit wir uns ein Bild von Ihnen machen können.

Dagmar Geroldinger, vorsitzende Richterin am Landesgericht Steyr

Angeklagter brach in Tränen aus
Am nächsten Tag fand er die Tote: „Ich hab’ sie am Fuß angegriffen. Sie war eiskalt.“ Er ging ins Bad, wusch sich Hände und Gesicht – es klebte Blut daran. „Mir hat vor mir selbst gegraust“, sagte der 35-Jährige unter Tränen. Immer wieder begann er zu weinen, hatte meist den Kopf auf die Arme gestützt. „Ich habe auch ein Bild vor mir, wie ich mich in ihr verbissen habe“, sagte Alexander M., der meinte, vielleicht auch Psychopilze konsumiert zu haben.

Doch einen Nachweis für den Drogenkonsum gibt es nicht, laut Staatsanwalt ist es auch nicht mehr nachvollziehbar, wie viele Biere der Angeklagte zum Tatzeitpunkt getrunken hatte. „Am Wochenende waren zwei Steigen mit je 24 Dosen halbe Bier normal“, sagte der Angeklagte, der als Logistiker arbeitete und bei dem sich seit Jahren „alles ums Saufen“ drehte.

Sexuelle Vorlieben
Richterin Dagmar Geroldinger wollte wissen, wie er in diesem Zustand – es wurden 28 leere Dosen gefunden – in der Lage war, per Handy die Prostituierte zu bestellen oder sich um die acht Vogelspinnen und zwei Katzen zu kümmern. Antwort: „Wenn man das über Jahre so macht, geht das schon. Ein bisschen langsamer eben.“ Der Angeklagte wurde ausführlich zu seinen sexuellen Vorlieben befragt. Er möge es gerne „härter“ und würde auch gerne „würgen“ - aber er hätte das unter Kontrolle.

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Die Frau hatte massive Verletzungen am Kopf mit Einblutungen. Auch im Intimbereich und innen im Bauchbereich gab es Verletzungen, dazu Bisse.

Fabio Monticelli, Leiter der Gerichtsmedizin

Zuhälter erschien nicht als Zeuge
An diesem Tag hätte er einfach nur Lust auf Sex gehabt und deshalb den halben Tag nach einer Escortdame gesucht. Mit mehreren hatte er schon Kontakt, dass Anamaria D. aus Linz kam, war dann eigentlich nur Zufall. Der Zuhälter, der die Rumänin nach Ternberg chauffierte, aber dann wegfuhr, als sie nach zwei Stunden nicht wiederkam, erschien übrigens nicht als Zeuge zum Prozess. Eine Fortsetzung gibt’s am Mittwoch.

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