„Krone“-Reisereportage

Vaucluse in Frankreich: Genuss für alle Sinne

Reisen & Urlaub
17.10.2022 10:03

Im Sommer sind es die lila blühenden Lavendelfelder, die sowohl Auge als Nase erfreuen, aber auch im Herbst und Winter, dann, wenn es stiller ist und kaum Touristen in der Region Vaucluse sind, lohnt es sich zu kommen, denn es ist die Zeit der Trüffel!

Erstes Ziel nach der Ankunft auf dem Flughafen Marseille-Provence ist Cucuron, eines dieser zauberhaften Dörfer, die den Charme dieser Gegend geprägt haben und mitverantwortlich dafür sind, dass die Provence nach Paris zu den beliebtesten Urlaubszielen in Frankreich zählt. Wir quartieren uns in der Domaine la Parpaille außerhalb der Ortschaft ein. Es liegt ein wenig abseits und ist bedingt durch unsere späte Anreise in der Dunkelheit gar nicht so leicht zu finden, allerdings sind die Mühen schnell vergessen, denn das Anwesen ist reizend. Alte Steinmauern, viel Gespür bei der Renovierung der wunderbaren Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert und liebevolle Einrichtung machen aus dem kleinen Hotel – fünf Zimmer und zwei Appartements, eines sogar mit einem privaten Pool – ein Kleinod. Eve, die freundliche und Englisch sprechende Gastgeberin, liebt es zu kochen, das Frühstück ist wahrlich ein Gedicht mit vielen hausgemachten Köstlichkeiten, das sich wirklich selbst in dieser Genussgegend hervorhebt.

Zwischen dem Luberon-Gebirge im Norden und dem sanften Tal der Durance im Süden liegt die Region Pays d’Aigues (Süd-Luberon), die mit Natur und verträumten Dörfern – einige wie zum Beispiel Lourmarin oder Ansouis zählen zu den schönsten Dörfern Frankreichs – punktet. Die Landschaft ist einmalig, selbst im Winter ist es überaus reizvoll.

La Provence en Bouteille nennt sich der Hof von Benjamin Maurizot (ebenfalls in Cucuron), der uns in seinen Trüffelhain inmitten von Lavendelfeldern mitnimmt. „Ladis“ (Dame) heißt sein lieber Hund, ein Mischling, der ihn bei der Trüffelsuche unterstützt und mit seiner guten Nase die „schwarzen Diamanten“ sehr professionell erschnüffelt. Im Winter findet man die begehrten (und teuren) schwarzen Trüffel, Tuber melanosporum, die auch Périgord-Trüffel genannt werden, obwohl das Gros der kostbaren Pilze aus der nördlichen Provence, genauer aus der Region Vaucluse und Drome, stammt. 15 Hektar Trüffel und 40 Hektar Lavendel bewirtschaftet der sympathische Benjamin, der seine Ernte ab Hof oder auf dem professionellen Markt in Carpentras verkauft.

Bevor wir Cucuron den Rücken kehren, lohnt sich noch unbedingt ein Besuch der Domaine La Cavale, ein moderner Weinkeller aus Trockenstein, Metall und Glas, der von dem Stararchitekten Jean-Michel Wilmotte entworfen wurde. Wir sind schließlich in Frankreich, die Weine der Region sind hervorragend, aber ich schätze auch die Olivenöle, die hier produziert werden, und so entschließen wir uns zu einem Abstecher in die Bastide du Laval in Cadenet, wo wir erstklassige Proben verkosten, ausgezeichnet übrigens, auch der französische Präsident Emmanuel Macron soll von hier sein Olivenöl beziehen.

Frisch vom Markt
Am Freitag ist Markttag in Carpentras, einer alten Stadt mit etwa 30.000 Einwohnern. Vor dem Tourismusbüro haben die Stände ihre frischen Waren – zum Beispiel Gemüse, Fisch, Käse, Oliven und im Winter auch Trüffel – ausgebreitet, und es macht Freude, daran die Augen zu weiden und einzukaufen. Nicht weit entfernt findet der professionelle Markt für Trüffel statt, allerdings ist das nichts für Endkonsumenten. Kulinarisch interessant ist auch noch die Pâtisserie Jouvaud, eine typische Konditorei, wo man auch die kandierten Früchte, die man in der Provence vor allem zu Weihnachten liebt, erhält, aber natürlich auch den „Königskuchen“ oder andere süße Köstlichkeiten, die verführerisch sind.

Die Fülle an frischen Zutaten von bester Qualität bringt auch eine hohe gastronomische Qualität sowie Spitzenköche mit sich. Wir besuchen Gérald Konings zu Hause, wo er mit uns ein wahrhaft großartiges Menü kocht und uns nicht nur ein überaus hochwertiges Geschmackserlebnis bereitet, sondern uns auch viel über Zubereitung und Wissenswertes über Trüffel vermittelt. Ein wahres Highlight an einem Ort, Gordes, der zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt. Ganz in der Nähe wartet übrigens mit der Abtei von Sénanque ein unvergessliches Fotomotiv, denn vor dem schlichten Zisterzienserbauwerk blühen im Sommer blauviolette Lavendelfelder. Nicht weit entfernt erwandern wir Oppède-le-Vieux, ein kleines malerisches Bergdorf, nicht besonders touristisch, aber mit einem sensationellen Blick auf das Tal des Luberon.

Wir übernachten in Cavaillon, der Welthauptstadt der Melonen, am Rande des Luberon, auch eine alte Stadt wie die zwei elegant verzierten Bögen des Arc Romain bezeugen, die die Überbleibsel eines Stadttors aus römischer Zeit sind. In einem edlen Stadthaus befindet sich ein Kuriositätenkabinett, das Hotel d’Agar, das gegen Voranmeldung besichtigt werden kann. Sehenswert ist auch Vaison-la-Romaine ganz im Norden des Vaucluse, das eine 2000 Jahre andauernde Geschichte und zahlreiche Spuren aus einer glanzvollen Vergangenheit aufweist. Mir gefällt das Gästehaus Les Tilleuls d’Elisée mit seinen fünf Zimmern, privat geführt und mit einem Olivenhain und Weinkeller. Eine gute Empfehlung ist auch das Bistro du’O im Ort, wo es Köstliches zu essen gibt, womit wir wieder bei den Trüffeln wären, die die Speisekarten der (gehobenen) Gastronomie im Winter dominieren.

Hochburg der schwarzen Trüffel
Den letzten Tag dieser kulinarischen Reise widmen wir zur Gänze der schwarzen Trüffel, die ihre Hochburg in Richerenches in der Papstenklave des Vaucluse hat. Der 2000-Einwohner-Ort verwandelt sich von November bis März zum Umschlagplatz der Tuber Melanosporum. Auch hier gibt es einen Verbrauchermarkt, der so manche Köstlichkeit neben der Trüffel bietet, aber besonders interessant ist der professionelle Trüffelmarkt, auf dem Restaurateure und Makler aus ganz Frankreich direkt von den Erzeugern kaufen. Der Verkauf findet in einer Seitenstraße von Richerenches statt, es haftet ihm fast etwas Geheimnisvolles an, obwohl hier aufgrund von Qualität und Quantität jede Woche der Preis neu festgelegt wird.

Es gibt sogar ein Trüffel- und Weinmuseum, das sich in der prächtigen Komturei der Templer befindet. Am 1. Dezember-Samstag wird mit dem Le Ban des Truffes die Saison offiziell eröffnet, interessant ist auch die Trüffelmesse am 3. Sonntag im Jänner, bei der als Obolus Trüffel in der Kollekte der Kirche gesammelt werden – übrigens ist diese Pfarre sehr beliebt bei den Kirchenmännern, hören wir bei unserer kleinen Führung durch den Ort. Wer nach Richerenches kommt, sollte unbedingt auch Christian Merin besuchen, der sich seit mehr als 25 Jahren mit der Pflanztechnik von Trüffeleichen und der Trüffelzucht beschäftigt. Bei ihm gibt es zudem wertvolle Infos zum Thema, und es kann ab Hof gekauft werden. Auch hier haben Trüffel ihren Preis, aber es ist natürlich sehr viel günstiger, als wir das von zu Hause kennen, und somit für Feinschmecker und Trüffelliebhaber ein wahres Eldorado!

Andrea Thomas, Kronen Zeitung

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