Auch das „starke Geschlecht“ kämpft rund um das fünfte Lebensjahrzehnt mit Leistungsknick und oftmals sogar psychischen Problemen. Doch man muss genau hinsehen, denn Depressionen äußern sich bei „ihm“ mitunter anders als gedacht.
Wer denkt, dass nur Frauen mit psychischen Herausforderungen im 5. Lebensjahrzehnt zu tun haben, irrt. Es gibt zwar keine klare Definition für die „Midlife-Crisis“, dennoch werden diverse Krisen statistisch gehäuft um das 45. Lebensjahr verzeichnet. „Solche Probleme um die Lebensmitte betreffen beiderlei Geschlechter“, stellt OA Dr. Christian Behr, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin vom Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ), klar. „Als Wendepunkte beinhalten sie etwa Trennungen vom Partner, Neuorientierung in der Ehe nach dem Auszug von Kindern, berufliche Veränderungen, den Tod eines nahen Verwandten, Erkrankungen oder körperliche Einschränkungen.“
Alkohol als „Seelentröster“
In der Bewältigung dieser Probleme zeigen sich allerdings markante Unterschiede. „Männer greifen bevorzugt zu Alkohol als Selbsttherapie, neigen zu anderem selbstschädigendem Verhalten, wie Nikotinabusus, übertriebener sportlicher Betätigung, vermehrtem Arbeiten, risikoreichem Verhalten im Straßenverkehr sowie Eingehen von Außenbeziehungen.“ Auch körperlich kommt es zum Umbruch, vor allem die Leistungsfähigkeit nimmt ab. „Bei Männern ist wie bei Frauen eine physiologische Abnahme der Hormone feststellbar, die aber im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht nicht so gut erforscht bzw. äußerlich feststellbar ist“, so der Experte.
Erzogen, um zu funktionieren
Bei Beschwerden im Sinne einer schnellen Ermüdbarkeit, Abnahme der Libido oder sexuellen Funktionsstörungen ist eine urologische Kontrolle empfehlenswert. Der Arzt klärt Hormonwerte ab, anhand derer eventuell therapeutische Schritte eingeleitet werden. Männer sind in unserer Gesellschaft immer noch erzogen, „zu funktionieren“. Viele fühlen sich daher durch eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit weniger bedeutsam - sei es in beruflicher oder familiärer Hinsicht.Wer seine Rolle als Ernährer, Beschützer, Familienoberhaupt nicht mehr wahrnehmen kann, verliert seinen Selbstwert, manchmal bis hin zu Depressionen. Diese zeigen sich bei „ihm“ übrigens durch vermehrte Reizbarkeit, wechselnde Stimmungszustände, Aggression und Schlafstörung. Mitunter auch durch körperliche Probleme wie Atembeschwerden und Schmerzen.
Schock bei Pensionsantritt
„Hierbei sollte auch der sogenannte Pensionsschock nicht unerwähnt bleiben, der umso leichter bewältigbar ist, je besser, Mann’ darauf vorbereitet ist“, so Dr. Behr. Wichtig daher: Die Pflege der eigenen Interessen, Hobbys sowie sozialer Aktivitäten. Auch eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen und Vitaminen ist - Stichwort mediterrane Ernährung - hilft, fit zu bleiben. Zusätzlich sollte regelmäßige Bewegung am Programm stehen.
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