Attacken nehmen zu

Immer mehr Ärzte Opfer von Drohungen und Gewalt

Österreich
02.08.2022 06:00

Berührendes Lichtermeer - krone.at berichtete (siehe auch Video oeben) - auf dem Wiener Stephansplatz am Montagabend für Lisa-Maria Kellermayr, die am Freitag tot in ihrer Praxis aufgefunden wurde. Wie die Oberösterreicherin sind weitere Mediziner mit massiven Hassattacken konfrontiert. Seit Beginn der Corona-Pandemie nehmen die Attacken ständig zu.

Punkt 21 Uhr gingen auf dem Wiener Stephansplatz die Lichter an. Mit dem Entzünden der mitgebrachten Kerzen oder Handy-Lichter (Bilder) wurde der verstorbenen oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr gedacht. Die 36-Jährige war monatelang massiven Morddrohungen von Impfgegnern ausgesetzt gewesen. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Immer mehr Ärzte werden Opfer von Drohungen.

„Jemand hat mir gedroht, mir den Kopf abzuschneiden. Ich bekam einen Brief mit einer Collage. Das war grauslich und wirkt natürlich nach“, berichtete im Vorjahr etwa der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch, dessen Impf-Jubelfoto (Bild unten) um die Welt ging. Damals wurde sein Büro zum Tatort, mit Polizei und Spurensicherung vor Ort. Doch konnte/n der oder die Täter zur Rechenschaft gezogen werden? Nein! Das Ermittlungsverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Korneuburg eingestellt, weil „kein gerichtlich strafbarer Tatbestand nachgewiesen werden konnte“.

„Man drohte, mich zu töten. Hilfe gab es keine“
„Ich traute mich gar nicht mehr aus dem Haus“, erzählt ein weiterer prominenter Arzt, der anonym bleiben möchte, „ich bekam etliche Morddrohungen und wurde wüst beschimpft, doch die Täter wurden nie ausgeforscht. Ich habe nicht das Gefühl, dass hier große Anstrengungen unternommen werden, um zu helfen“, klagt der Mediziner und fordert mehr Unterstützung für Betroffene.

Die Sache ist verzwickt: Es geht schon so weit, dass Juristen den Opfern raten, selbst aktiv zu werden. So sagt etwa Medienanwalt Peter Zöchbauer: „Es scheint die effizienteste Methode zu sein, als Opfer IT-Experten zu beauftragen, um herauszufinden, wer die Täter sind, und dann zu Gericht zu gehen.“ Seiner Expertise nach mangelt es auch an der Kooperationsbereitschaft großer Provider und Plattformen wie Google oder Twitter, die polizeiliche Anfragen mit den abenteuerlichsten Antworten regelrecht abschmettern.

Behörden schieben Zuständigkeiten hin und her
Dementsprechend leiste das im Jänner 2021 in Kraft getretene „Hass im Netz“-Gesetzespaket „leider nicht das, was erhofft war“. Die Behörden schieben die Zuständigkeiten hin und her, auf der Strecke bleiben am Ende die Betroffenen.

Es hakt bereits an der Datenerfassung, wie „Krone“-Recherchen zeigen: Denn es gibt weder in der Ärztekammer noch im Gesundheitsministerium oder bei der Justiz eine Statistik darüber, wie viele Ärzte seit Pandemiebeginn mit Drohungen und Gewalt konfrontiert waren. Bereits vor Corona wurde jeder zehnte Wiener Hausarzt körperlich attackiert. Ärztekammer-Vizepräsident Edgar Wutscher: „In der Pandemie haben die Attacken deutlich zugenommen. Auch in ihrer Intensität.“

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