Unsere Tennis-Hoffnung

Misolic über Thiem: „Sicher ist er bald dort“

Tennis
22.07.2022 06:02

Im Mai gelang Tennis-Hoffnung Filip Misolic mit dem Challenger-Sieg in Zagreb der große Wurf. Im ATP-Ranking katapultierte er sich damit in bis dahin ungeahnte Sphären, liegt seither sogar als drittbester Österreicher vor US-Open-Sieger Dominic Thiem. Im Interview spricht er unter anderem über seinen Zagreb-Erfolg, seinen neuen Trainer Jürgen Melzer, aber auch Dominic Thiem. Sportkrone.at erreichte Misolic an einem seiner wenigen freien Tage zu Hause in Graz …

„Wir sind immer unterwegs“, wusste der 20-Jährige um die terminlichen Schwierigkeiten. Freizeit bleibt nämlich bei dem ganzen Reisestress relativ wenig, dennoch finde man „immer wieder Zeit für sich selbst, Freundin, Familie und Freunde“ Als größte Ablenkung vom Tennis nennt er allerdings das Fernsehen: „Ich liebe fernsehen. Ich könnte den ganzen Tag vorm Fernseher sitzen.“

Für die „Kiste“ blieb zuletzt aber wenig Zeit: Von Wimbledon ging’s über Salzburg in die Schweiz nach Gstaad. Als nächstes schlägt er in Kitzbühel auf. Eine Wildcard ermöglicht ihm seinen ersten Start in einem ATP-Hauptfeld.

Österreicher-Festspiele in Kitz
Sein Ziel ist es, zu zeigen, dass er Stammgast auf dieser Ebene sein kann. Besonderer Dank gilt Turnierdirektor Alex Antonitsch, der ihm, sowie dem derzeit am besten klassierten Österreicher Jurij Rodionov, dies ermöglicht.

Neben den beiden Youngsters wird auch Dominic Thiem in der Gamsstadt versuchen, zurück zu alter Stärke zu gelangen. Laut Misolic nur eine Frage der Zeit: „Ich bin da ziemlich sicher, dass es der Dominic wieder schafft. Er muss nur einen Rhythmus finden und dann kommt er wieder auf das Level, auf dem er früher war.“

„Einfach ein Traum“
Eindruck von Thiems derzeitiger Verfassung konnte er sich beim Turnier in Salzburg machen, als genau jener Misolic nach einer 419-tägigen Leidenszeit Thiems dessen erstes Opfer war. Eine Niederlage, die immer noch schmerzt, wie man im Gespräch hörte: „Leider musste der erste Sieg gegen mich sein. Aber man sieht, dass er im Spiel immer besser und besser wird. Also bin ich mir sicher, dass er bald wieder dort ist, wo er war.“ Alles in allem war es aber eine „Ehre und ein Traum, gegen Dominic bei einem offiziellen Match vor so vielen Zuschauern zu spielen - es war eine super Atmosphäre dort in Salzburg“.

Dass er als 194. (stand 20.7.) 80 Plätze sowie 100 Punkte vor Thiem liegt, bedeutet ihm aber nicht viel. Generell fokussiere er sich auf sich selbst, sein Spiel und das gesetzte Ziel, das das Eindringen in die Top-100 ist, um auch von seiner Leidenschaft leben zu können. Denn diese gelten als die „magische Marke“, um nicht mehr vom ÖTV (Österreichischer Tennisverband) sowie dem Bundesheer abhängig zu sein.

Unter Melzers Fittichen
Diesen Plan verfolgt auch der ehemalige Top-Ten-Spieler und sein nunmehriger Trainer Jürgen Melzer, dessen Hoffnung es ist, seinen Schützling so schnell wie möglich an die Weltspitze zu führen. Da beim Team Misolic/Melzer aber nur kurzfristig geplant wird, gilt es vorerst einmal den Jungspund konditionell so hinzubekommen, „dass ich bei Top-Spielern dagegenhalten kann“. Die weiteren Planungen stehen und fallen mit dem Einzug unter die besten 100.

Verändert habe sich seit dem Trainerwechsel nicht viel, hat er doch immer schon sehr professionell gearbeitet. Aber: „Die Erfahrung vom Jürgen hat selten jemand. Ich habe volles Vertrauen in ihn und ich glaube er kann mir in einigen Sachen richtig viel sagen und beibringen - vom Taktischen bis zum Mentalen.“

„Heimsieg“ als erster Triumph
Dass der Name Misolic derzeit in aller Munde ist und sich im Aufwind befindet, ist auch seinem vollkommen überraschenden Achtungserfolg beim Turnier in Zagreb zuzuschreiben. Auf eine erfolgreiche Qualifikation folgten inklusive Finaltriumph eine Siegesserie von acht Matches. Der 2001er-Jahrgang darf sich nun als Challenger-Sieger bezeichnen. „Es ist unglaublich, das ist immer schön zu hören und das habe ich vor dem Turnier noch überhaupt nicht geglaubt. Ich habe aber gewusst, dass ich mit diesen Spielern mitspielen kann“, war ihm der Stolz anzuhören. Letztlich genoss er einfach seinen „Heimsieg“ - seine Eltern stammen aus Kroatien.

Ob nun schon Autogrammjäger hinter ihm her sind? - Ein Lachen. „Hoffentlich bald. Aber in manchen Tennisklubs erkennen mich ein paar Kinder und dann fragen sie immer nach einem Foto“, freut er sich über jeden einzelnen Fan. Letztlich habe sich aber nicht viel verändert, auch weil der durchwegs bodenständige junge Mann diesen Sieg erst gar nicht so nahe an sich heran lässt.

„Mega Erlebnis, ein Traum, unglaublich“
Dennoch brachte ihn dieser Erfolg zum Rasen-Klassiker nach Wimbledon. Eine Reise von kurzer Dauer: „Ich habe zwar die erste Runde verloren, aber damit sehr viel in Sachen Erfahrung gewonnen,“ erzählt er über sein Grand-Slam-Debüt. Alles in allem war beim Mythos Wimbledon aufzuschlagen ein „mega Erlebnis, ein Traum, unglaublich“ - kam er aus dem Schwärmen (auch über den Rasen) gar nicht mehr heraus.

Mit den US Open steht Ende August der nächste Grand Slam an. Gespielt wird auf Hartplatz - definitiv ein Vorteil für Misolic. „Allein vom Bewegen her ist’s glaube ich ein bisschen leichter“, rechnet er sich in den USA bessere Chancen aus. Um sich bestens vorzubereiten, stehen kurz davor in Übersee ein paar Vorbereitungsturniere an.

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„Es ist unglaublich, das ist immer schön zu hören und das habe ich vor dem Turnier noch überhaupt nicht geglaubt. Ich habe aber gewusst, dass ich mit diesen Spielern mitspielen kann“

Österreichs Tennis-Hoffnung Filip MISOLIC über seinen überraschenden Challenger-Sieg in Zagreb

Doch zuvor wird nach dem ATP-250er in Kitzbühel erstmal Pause gemacht - Urlaub am Meer ist angesagt.

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(Bild: KMM)



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