Zahlen explodieren

Steiermark: Immer mehr Schüler benötigen Nachhilfe

(Bild: stock.adobe.com)

Die Pandemie als Brandbeschleuniger: Bereits ein Drittel aller Schüler ist ohne zusätzliche Förderung aufgeschmissen. Nachdem das aber nicht alle Eltern bieten können, wird jetzt neuerlich der Ruf nach Ganztagsschulen laut.

Seit Beginn der Corona-Pandemie stieg die Zahl jener Familien, die externe Unterstützung benötigen, rapide an: Gaben Eltern in der Steiermark 2020 noch 9,7 Millionen Euro für Nachhilfe aus, so waren es im laufenden Schuljahr bereits 13,6 Millionen Euro, Tendenz weiter steigend.

Angstfach Mathematik
„Der enorme Nachholbedarf nach den Lockdowns sowie die ungewöhnlich hohe psychische Belastung der Kinder und Jugendlichen wurden unter anderem als Gründe für die Lernrückstände genannt“, zitierte Alexandra Hörmann, Bildungsexpertin der Arbeiterkammer Steiermark, am Montag aus der druckfrischen Studie. Angstfach Nummer eins ist mit 60 Prozent Mathematik, gefolgt von Deutsch und Fremdsprachen.

Es geht nicht nur um die Chancengerechtigkeit für die betroffenen Kinder, sondern auch um die der Mütter – denn 80 Prozent der häuslichen Nachhilfe erledigen die Frauen.

AK-Bildungsexpertin Alexandra Hörmann

Die steirische Arbeiterkammer schlägt wegen der explodierenden Kosten Alarm: Alexandra Hörmann (Leiterin des Bildungsbereichs) und Präsident Josef Pesserl.

(Bild: Sepp Pail)

Den Schulerfolg der Kinder muss man sich also leisten können - was jedoch bei Weitem nicht bei allen Betroffenen der Fall ist: „22.000 steirische Schüler gaben heuer an, dass sie gerne eine Förderung in Anspruch genommen hätten, jedoch keine bekommen haben“, so Hörmann.

Bildungsreform in Warteschleife
Die aktuelle Studie befeuert einmal mehr die Debatte um das heimische Bildungssystem, der Ausweg aus der Misere wäre nämlich - zumindest am Papier - recht einfach: „Die geringste Notwendigkeit für Nachhilfe nannten jene Eltern, deren Kinder verschränkte, ganztägige Schulformen besuchen. Nur leider sind diese bei uns bislang absolute Ausnahmen“, fordert AK-Präsident Josef Pesserl einen flächendeckenden Ausbau eben solcher Bildungseinrichtungen.

Bislang gab es weder einen politischen Konsens noch Geld für den flächendeckenden Ausbau. Unterstützung kommt etwa von der Industriellenvereinigung, in der ÖVP legen sich aber viele quer.

Josef Pesserl, steirischer AK-Präsident