Familienbetrieb

Apotheke seit 14 Generationen in einer Hand

Gesund Aktuell
10.04.2022 17:00

In der Innsbrucker Stadtapotheke zieht sich die Leidenschaft für Pharmazie durch die Jahrhunderte und die Generationen. Eine Familie führt diese wichtige Institution bereits seit über 400 Jahren.

Wenn Räumlichkeiten oder Gegenstände reden könnten, hätten jene der Stadtapotheke im Herzen von Innsbruck besonders viel zu erzählen. Schließlich wird hier schon seit Jahrhunderten kranken Menschen zur Seite gestanden, beraten und geheilt - Armen wie Adeligen.

„1326 wurde vom Landesfürsten Heinrich in Innsbruck eine Apotheke gegründet. Damit war sie eine der ersten in Österreich“, bekräftigt Dr. Andreas Winkler, der diese mit seiner Frau in 14. Generation leitet. Bis zum Jahr 1452 klaffen Lücken in den Aufzeichnungen, als die Institution vom Italiener Ludwig Piglioli gekauft und zur Leibapotheke von „Sigmund des Münzreichen“ wurde. Da dieser - trotz des Namens - nicht so wohlhabend war, verlieh er eben dieses Privileg. „Überhaupt profitierten die Innsbrucker von der Nähe zu Italien, da von dort viele medizinische Entwicklungen kamen“, so Dr. Winkler.

1578 kaufte Sigmund Winkelhofer die Stadtapotheke. Die bald 445 Jahre lange Familiengeschichte der Apotheken-Winklers begann dann richtig 1637 mit der Hochzeit seiner Enkelin Rachel Becker mit dem aus Bayern stammenden Georg Winkler. Das mag sich romantisch anhören, doch ganz so liebevoll waren diese Wechsel der Besitzverhältnisse damals nicht. „Mit jeder Heirat wurde in früheren Jahren auch die Betriebsexistenz gesichert“, erklärt Andreas Winkler. „Außerdem war es üblich, dass die Kinder den Beruf der Eltern ergriffen. Der Pharmazeut war ein handwerklicher Job.“ Hinzu kam noch, dass die Apotheker (wie auch andere Handwerker) in den oberen Stockwerken des Hauses ihres Geschäftes wohnten. Da wurden die Erben gleichsam automatisch in das Berufsfeld hineingeboren und durch die stete Verfügbarkeit mehr als bei anderen Jobs daran gebunden. Außerdem mussten die Pharmazeuten Latein können, alle Rezepte waren in dieser Sprache abgefasst.

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Die pharmazeutische Zunft war seit jeher stets involviert, wenn es um die Gesundheit der Bevölkerung ging. Auch damals gab es so etwas wie Bereitschaftsdienste und Lieferservice.

Dr. Andreas Winkler, Historiker und Pharmazeuten-Spross

Etliche Ehen und familiäre Verknüpfungen später begann Ludwig Winkler 1896 aus der elterlichen Apotheke alles auszusondern, was nur noch von historischem Interesse war. Neben Gefäßen und Arbeitsgeräten auch Arzneidrogen und Medikamente, die nicht mehr in Gebrauch waren. So kam es im Laufe der Jahre zu einer stattlichen Sammlung - auch von Mobiliar, Akten und Aufzeichnungen, die noch heute ergänzt wird.

Diese Relikte sind weiterhin ausgestellt und zeugen von unruhigen Zeiten, auf welche die Stadtapotheke zurückblickt. Sie überstand sie jedoch alle. Selbst als das Gebäude im Zweiten Weltkrieg 1943 dem Erdboden gleichgemacht wurde, blieb das „Museum“ im Keller unzerstört. „Auch diverse Seuchen haben meine Vorfahren überlebt“, so Dr. Winkler. „Ich weiß von einem Vorfahren, der 1611 während der Pest ganz aktiv Medikamente auslieferte.“

Obwohl seine Familiengeschichte dies vermuten lässt, nahm Dr. Winkler nicht den Beruf des Pharmazeuten an. Er begann das Studium, wählte dann aber eine andere Tradition der Familie - er wurde Historiker. Scherzhaft könnte man sagen: Wieder gelang die Generationensicherstellung durch Heirat - seine Frau Monika ist heute die Apothekerin.

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