Ski-Legende feiert

Zufrieden, fit: Ernst Hinterseer begeht den „90er“

Wintersport
27.02.2022 08:12

Vom Bauernbuam aus einfachsten Verhältnissen zum Mitglied des legendären Kitzbüheler Ski-Wunderteams der 1950er-Jahre und Slalom-Olympiasieger von Squaw Valley 1960: Ernst Hinterseer lebte seinen Traum, in einer Zeit der Entbehrungen und gleichzeitig des großen Aufbruchs. Auch im damals noch mit dem Amateurstatus behafteten Skisport, dem er seinen Stempel aufdrückte. Am Sonntag feiert der ewig Heimatverbundene „zufrieden“ und fit seinen 90. Geburtstag.

Auf sein Leben zurückblickend, komme vor dem sportlichen Erfolg vor allem eines: Die Familie. „Das ist das Um und Auf. Denn das richtige Leben geht ja erst nach der sportlichen Karriere los“, blickte der Jubilar zurück. Seit 60 Jahren ist er mit seiner Frau Reingard verheiratet. Und mittlerweile komplettieren schon die übernächsten Generationen Hinterseer das Glück: „Ich habe sechs Enkelkinder (darunter Hannover 96-Fußballprofi Lukas Hinterseer, Anm.) und mittlerweile ist schon das achtzehnte Urenkerl unterwegs.“ Die jüngeren Söhne Ernst jun. und Guido waren ebenfalls erfolgreiche Skifahrer, am bekanntesten ist jedoch der älteste Sohn Hansi Hinterseer, der aus einer vorhergehenden, unehelichen Beziehung stammt. Dieser legte eine erfolgreiche Ski- und bekanntermaßen eine noch erfolgreichere Gesangs- und Showbusiness-Karriere hin.

Ernst Hinterseer und Lukas Hinterseer im Jahr 2019 (Bild: GEPA )
Ernst Hinterseer und Lukas Hinterseer im Jahr 2019

1954 war der Kitzbüheler, der einer Lehre als Zimmerer des Rennfahrens wegen abgebrochen hatte, in das österreichische Nationalteam aufgenommen worden. Bei den Olympischen Spielen 1956 in Cortina d‘Ampezzo lief es nicht nach Wunsch. Es reichte nur zu Platz sechs im Riesentorlauf. Vier Jahre später - in Squaw Valley - holte er in dieser Disziplin Bronze hinter Olympiasieger Roger Staub aus der Schweiz und seinem Landsmann Pepi Stiegler.

„Hat mein Leben total verändert“
Die Krönung folgte dann im Slalom mit Gold vor seinem Kitzbüheler Skiclub-Kollegen Hias Leitner und dem Franzosen Charles Bozon. Noch Fünfter nach dem ersten Durchgang, legte ein entfesselnd fahrender Hinterseer im zweiten Lauf Bestzeit hin. „Der Olympiasieg hat mein Leben total verändert“, erinnerte sich Hinterseer an die Zeit nach seinem größten Triumph. Man habe ja zur damaligen Zeit „nichts gehabt, nichts verdient“. „Aber dafür haben wir die Welt gesehen“, blickte Hinterseer glücklich zurück auf die Zeit, in der er mit den anderen Wunderteam-Legenden Toni Sailer, Anderl Molterer, Fritz Huber, Hias Leitner und Christian Pravda im Nachkriegs-Österreich für Furore sorgte.

Ernst Hinterseer (Bild: GEPA )
Ernst Hinterseer

1960 wurde Hinterseer auch zum österreichischen Sportler des Jahres gewählt. Nach dem großen Erfolg beendete er seine aktive Karriere und baute sich die „Pension Hinterseer“ am Fuße des Hahnenkamm auf, die heute sein Sohn Guido führt. Für Hinterseer führte der Weg von den Amateuren aber auch für sieben Jahren zu den Profi-Rennläufern in die USA. Der Profi-Weltmeistertitel blieb unter anderem von jener Zeit - und die Möglichkeit, in Amerika zu bleiben. Doch letztlich entschloss er sich doch für die dauerhafte Rückkehr in die Heimat. „Ich bin halt ein bisschen ein ‘Hoamrerer‘“, lachte Hinterseer. Dem Skisport blieb er aber noch in den 1970er-Jahren einige Zeit treu: Zwei Jahre als ÖSV-Trainer und zwei weitere als Coach beim Deutschen Skiverband.

„Ich war heuer erst zwanzigmal Skifahren“
Fit ist der Tiroler bis ins hohe Alter geblieben. „Ich war heuer erst zwanzigmal Skifahren. Wetterbedingt“, legte Hinterseer schelmisch sein bisheriges Saison-Skipensum offen. Gefeiert wird Sonntagabend mit 50 Freunden in einem Lokal am Kitzbüheler Schwarzsee. Eine Feier, organisiert vom Kitzbüheler Skiclub, zu dessen größten Legenden er für immer zählen wird. Auch Freund Hias Leitner wird kommen und anstoßen. „Ich bin zufrieden. Vielleicht gehts noch ein paar Jahre“, so der gelassene Blick in die Zukunft.

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(Bild: KMM)



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