Slow-Food in Kärnten

Gail- und Lesachtal: Genießen im Schneckentempo

Reisen & Urlaub
07.09.2021 08:07

Tradition, Handwerk und die Geschichte hinter regionalen Produkten und Gerichten entdecken. Das alles und noch viel mehr findet sich in der weltweit ersten Slow-Food-Travel-Region. Und die liegt im Gailtal und Lesachtal in Kärnten. 

Was, bitteschön, sind Talggen? Man rätselt beim Blick auf die Speisekarte im Biohotel Der Daberer im Gailtal. Unter den anwesenden Kärntnern werden hingegen Kindheitserinnerungen ausgetauscht. Einst in Oberkärnten ein wichtiger Bestandteil bäuerlicher Küche, ist der Talggen in Vergessenheit geraten.

Das gedämpfte Getreide, das - in der Restwärme nach dem Brotbacken - gedarrt und dann grob vermahlen wird, wieder auf die Teller zu holen fügt sich harmonisch in die Slow-Food-Bewegung, für die Marianne Daberer, die mit ihrem Bruder Christian das Hotel führt, brennt und Vorreiterin in der Region ist. Der Talggen gesellt sich hier im Haus zu einem Ofenkarfiol verfeinert mit allerlei Zutaten.

Seit 40 Jahren ist Das Daberer ein Biohotel. „Slow Food ist bei uns eigentlich aus dem Biogedanken gewachsen“, so Marianne. „Gut, sauber und fair sollen unsere Lebensmittel sein.“ Rund um den Erdball vereint die Slow-Food-Anhänger der Wunsch nach verantwortungsvollem Genuss. Ehrliche, nachhaltige und ökologisch hergestellte Produkte aus den jeweiligen Regionen, Erhalt der Biodiversität und des traditionellen Handwerks sowie selten gewordener Lebensmittel stehen im Vordergrund.

Reisen zu den Wurzeln des guten Geschmacks
Die weltweit erste Slow-Food-Travel-Region gibt es aber hier in Kärnten im Gail- und Lesachtal. Also Reisen zu den Wurzeln des guten Geschmacks. Mit Zeit und Muße, quasi im Schneckentempo. Die Menschen hinter den Produkten kennenlernen und die Herstellung erleben. Ob selber Bier brauen bei Klaus Feistritzer im Loncium, Wiesenkräuter-Essig machen mit Gertrude Wastian, Lesachtaler Brot backen mit Rosa Lanner und noch vieles mehr.

Viel Leidenschaft und eine Portion Dickköpfigkeit gehören bei den Slow-Food-Produzenten und Veredlern dazu. Wie bei Bauer Sepp Brandstätter, der irgendwann nicht mehr einsehen wollte, warum er jedes Jahr aufs Neue den Hybridmais anbauen soll, wenn früher der ursprüngliche Gailtaler Weiße Landmais in der Region wunderbar ohne künstliche Zusatzstoffe gedieh. Er blieb stur und stellte auf Bio-Betrieb um. Heute kochen und backen mit seinem gentechnik- und glutenfreien Korn nicht nur Bäcker und Restaurants.

Ein Hüter der edlen Produkte und Botschafter der Slow-Food-Region und des „köstlichsten Eck Kärntens“ ist auch Herwig Ertl mit seiner Edelgreißlerei in Kötschach. Er selbst bezeichnet sich als Aktivist, ein Kämpfer für die wertvollen Lebensmittel und ihre Erzeuger. Der nicht müde wird, diese vor den Vorhang zu holen. Und das aber nicht im Schneckentempo.

Diana Krulei, Kronen Zeitung

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