Schulstart im Herbst:

„Präsenz, kein Schichtbetrieb, keine Schließungen“

Politik
27.08.2021 17:04

2019 waren es noch rund 2000 Schüler, die sich vom Schulunterricht abmeldeten und in den Heimunterricht wechselten. Diesen Herbst könnten es dreimal so viele werden. Die Sorge ist, dass viele Eltern diese Entscheidung aufgrund der Corona-Maßnahmen treffen. Wie das Kindeswohl hier sichergestellt werden kann, und wie der Schulbetrieb für mehr als eine Million Kinder und Jugendliche ab September aussehen wird, darauf haben die grüne Bildungssprecherin Sibylle Hamann und die Bildungsexpertin Christiane Spiel bei „Moment Mal“ im Gespräch mit Damita Pressl einen Ausblick gegeben.

„Präsenzunterricht, kein Schichtbetrieb, keine Schließungen“ - das sei die Priorität für den Herbst, sagt Hamann, denn „das sind wir jetzt als Erwachsene den Kindern und Jugendlichen schuldig“. Doch die Sieben-Tage-Inzidenz ist jetzt schon bei rund 100. Was tun, wenn sie auf 200 oder 300 steigt? „Die Inzidenzen sind nicht mehr das einzige Kriterium“, sagt Hamann, denn die Großeltern der Kinder seien jetzt geimpft und damit geschützt, oder hätten zumindest die Möglichkeit dazu. „Das wesentliche Argument, dass wir die Älteren und Gefährdeten schützen müssen, fällt jetzt weg.“ Dazu kämen flächendeckende PCR-Tests.

Eigentlich also ein sehr sicherer Schulbetrieb, und dennoch waren Anfang August bereits 3.600 Kinder abgemeldet. Bis zum Schulbeginn könnte die Zahl noch auf bis zu 6.000 wachsen. Viele Eltern, schätzt Spiel, könnten gar nicht abschätzen, was das bedeute. Den Schulstoff zu erklären und die Kinder zu motivieren, „und das in allen Fächern, über ein ganzes Jahr, ist beachtlich herausfordernd“, so Spiel. Hier sei es angebracht, etwas näher hinzusehen: „Momentan müssen Eltern weder einen Grund für die Abmeldung angeben, noch Belege bringen, welche Ausbildung sie haben und was sie vermitteln können.“ Bildungspsychologisch sei der Unterricht zu Hause nicht optimal: „Wenn ein Kind allein zu Hause unterrichtet wird, fallen ganz viele Dinge weg.“ Denn es gehe in der Schule nicht nur um Wissens- und Kompetenzvermittlung, sondern auch um die Sozialisierung. Schule solle „das Hineinwachsen in die Gesellschaft ermöglichen.“

Hamann betont, Verbot werde es keines geben: „Jetzt alle vor den Kopf zu stoßen und zu sagen, wir verbieten das jetzt, ist nicht der richtige Weg, um im Gespräch zu bleiben.“ Dennoch sei wichtig, die Gründe hinter Schulabmeldungen zu erkunden und jedenfalls im Kontakt mit den jeweiligen Familien zu bleiben. Im Bereich der freien Schulen werde eine neue gesetzliche Grundlage angestrebt, so Hamann, „wir wollen schauen, was da für Weltanschauungen vermittelt werden.“ Viele freie Schulen würden wertvolle pädagogische Konzepte leben, aber es gebe auch „Gruppen mit sektenartigem Charakter“ und „radikale oder extremistische Tendenzen“.

Für die allermeisten Kinder und Jugendlichen in Österreich heißt es mit September aber wieder zurück auf die Schulbank. Der Plan ist zumindest ein wenig klarer als letztes Jahr, lobt Spiel. Das Feedback von Lehrpersonal und Schulleitungen hätte nämlich ergeben, dass mangelnde Planbarkeit die größten Probleme schaffe. Durch ein Drei-Stufen-System sei zumindest klar, unter welchen Bedingungen welche Maßnahmen eintreten. Wie die Bildungssprecherinnen der Oppositionsparteien SPÖ und NEOS vermisst aber auch Spiel ein „pädagogisches Konzept“. Gute Ideen gäbe es viele, so Spiel, aber „es wird mehr geredet, als gehandelt“. Zudem hake es oft daran, Ideen vom Papier an die Schulen zu bringen - und das große Geld, das habe man in der Krise wieder gesehen, werde nicht in die Bildung investiert, sondern eher in die Wirtschaft.

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