Er legt die Schere weg

Gerhard Mayer: Geheimnisse des Grazer Starfigaros

Nachrichten
20.06.2021 09:00

Er war Seelentröster, Geheimnishüter, Lebensretter und vor allem eines: Figaro aus ganzem Herzen und mit voller Leidenschaft. Gerhard Mayer über verhaute Dauerwellen und den 3-Meter-Haarturm.

Er wirkt, als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen - dabei hat der Grazer Starfriseur Gerhard Mayer schon 62 (!) Dienstjahre auf dem Rücken. Und eine Karriere wie aus dem Figaro-Bilderbuch hingelegt: insgesamt drei Weltmeistertitel!

Mit Freude blickt er auch auf die beliebte „Fesch“-Aktion der „Steirerkrone“ zurück, die über 15 Jahre ging und viele Damen strahlen ließ. „Ich hab das total gerne gemacht, und es hat mich auch richtig gefordert. Einem Modell die Haare zu machen, ist eine Sache. Aber aus ,normalen’ Menschen das Allerbeste herauszuholen, das ist, was mich richtig glücklich macht.“

Sehr habe es ihn auch gerührt, wenn nicht so gut betuchte Kundinnen Geld sparten, um sich „einmal so richtig schön die Haare machen zu lassen bei mir“. Und das, obwohl die Promis bei ihm ein- und ausgingen. Von Falco bis zu Wilfried, viele Politiker und deren Gattinnen sowieso.

Mit ausgesuchter Höflichkeit hat er immer alle gleich behandelt, sein Charme ist legendär. „Ich hab schon als Lehrbub in Wien, der fröhlich ,Grüß Gott’ gesagt hat, gelernt: Man sagt stattdessen ,Küss die Hand, gnädige Frau’“, erzählt der Grazer schmunzelnd.

Diskretion war seine Stärke

Diskretion war oberstes Gebot: „Es war nicht nur einmal der Fall, dass die Gattin eines Herren zeitgleich mit dessen Freundin im Salon war - da war viel Fingerspitzengefühl gefragt.“ Oder: „Der Friseur ist auch immer der, der Narben von Liftings hinter den Ohren sieht. Sieht - aber niemals darüber spricht.“

In einem Fall wurde er sogar als Lebensretter bejubelt: „Ich hatte bei einer Dame ein Melanom hinter dem Ohr gefunden; das sie so vermutlich an der Stelle kaum entdeckt hätte. Die ganze Familie war sehr dankbar.“

Auch Trauriges hat er erlebt. Etwa jenen Steirer, der sich vor der Erfüllung seines Lebenstraumes, der Besteigung des Himalajas, von Gerhard Mayer die Haare machen ließ. Und nach der Erfüllung seines Traumes 500 Meter nach dem Gipfel tot zusammenbrach.

Verzweifelt wegen Glatze

Gerhard Mayer hat auch immer seine Meinung gesagt: „Eine junge Dame war einmal bei mir, die ihre langen blonden Haare abrasieren und eine Glatze haben wollte, um ihren fremdgehenden Freund zu ärgern. Ich wusste, dass sie das bereut und habe es abgelehnt. Ein anderer Friseur hat es gemacht, und sie ist später weinend zu mir gekommen mit der Glatze, ob man ,was retten’ könnte. Dass ich Frisuren nicht gemacht habe, von denen ich wusste, dass die Trägerin damit unglücklich sein würde, hat mich viele Kunden gekostet.“ Gern denkt er auch an die Zeit der Dauerwellen zurück: „Die wollten so viele haben, auch Burschen! Viele sind mit einer völlig verhauten Welle aber zu mir gekommen, in der Hoffnung, man könne was reparieren.“

Wie viele Meter Haare er abgeschnitten hat, weiß er nicht einmal annähernd. Wie viele er im Rekord aufgeschichtet hat, schon: 3,62 Meter hoch war der Haarturm, den er einem Modell in drei Tagen Arbeit auf einem Sturzhelm als Unterlage aufbaute. Nur fürs Foto - denn das Ding wog 40 Kilo!

Zitat Icon

"Den drei Meter hohen Haarturm haben wir sofort nach dem Foto abgenommen. Er wog 40 Kilo!"

Starfigaro Gerhard Mayer erinnert sich zurück

Künftig unterstützt Gerhard Mayer seinen Sohn bei der Weiterführung der fünf Salons, und nimmt die Schere nur noch dann zur Hand, „wenn ich meiner Frau im Garten die Haare schneide“.

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