KI „ausgebeutet“

Studie: Menschen nutzen Maschinen rücksichtlos aus

Web
08.06.2021 10:01

Von künstlicher Intelligenz wird erwartet, dass sie Rücksicht auf den Menschen nimmt. Doch umgekehrt kann davon keine Rede sein, wie Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und der Universität London jetzt mit Online-Experimenten belegen. Sie zeigen, dass Menschen Maschinen ausnutzen - und dabei keine Schuldgefühle entwickeln.

Die Wissenschaftler wollten wissen, ob sich Menschen im Umgang mit Systemen der künstlichen Intelligenz genauso kooperativ verhalten wie gegenüber ihren Mitmenschen. Im Rahmen der Studie wurden dazu in Online-Experimenten verschiedene Situationen mit Methoden der verhaltensorientierten Spieltheorie modelliert, in denen Mensch und Maschine zusammentreffen.

„Kooperation hält unsere Gemeinschaft zusammen. Sie erfordert Kompromiss- und Risikobereitschaft, da das Vertrauen, das wir anderen entgegenbringen, immer auch ausgenutzt werden kann“, erklärt Jurgis Karpus, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophy of Mind der LMU. „Der Autoverkehr ist dafür ein gutes Beispiel: Wir verlieren etwas Zeit, wenn wir jemandem Vorfahrt gewähren, und sind verärgert, wenn andere es uns nicht gleichtun.“

„Gutmütigkeit“ ausgebeutet
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass Menschen Maschinen zunächst dasselbe Vertrauen entgegenbringen wie ihren Mitmenschen: „Die meisten gehen davon aus, auf Kooperationsbereitschaft zu treffen“, sagt Karpus. Doch dann begännen die Unterschiede: „Menschen sind sehr viel weniger bereit, sich einer KI gegenüber reziprok zu verhalten als gegenüber einem Menschen. Sie beuten sogar die ‘Gutmütigkeit‘ der Maschine zum eigenen Vorteil aus. Im Autoverkehr würde ein Mensch einem menschlichen Fahrer die Vorfahrt gewähren, nicht jedoch einem selbst fahrenden Auto.“

Im Laufe der Experimente erwies sich dieses Muster als so konsistent, dass in der Studie die Rede von einer „Ausbeutung von Algorithmen“ ist. „Dieser Widerwillen zur Kooperation mit Maschinen ist eine Herausforderung für die zukünftige Interaktion zwischen Mensch und KI“, so Karpus in einer Mitteilung der Uni abschließend.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele