Wer darf trainieren?

Trattner: „Kritische Masse ist schnell erreicht“

Steiermark
17.02.2021 07:30

Wer darf trainieren, wer nicht? Vieles ist hinsichtlich einer schrittweisen Öffnung im (Nachwuchs)-Fußball - oder auch in vielen anderen Sportarten - unklar. Grund genug, um Philipp Trattner, den Sektionschef im Sportministerium, zu befragen. Der oberste Sport-Beamte des Landes versucht in einer oft undurchsichtigen Situation Licht ins Dunkel zu bringen.  

Krone: Eine U14-Mannschaft von Sturm darf trainieren, eine U10 von einem Amateurverein nicht. Warum?

Philipp Trattner: Wir müssen schrittweise öffnen. Die Akademien der Bundesligisten durften dank des Präventionskonzeptes des ÖFB ja immer trainieren. Das ist übrigens eine Situation, die den Sport von vielen anderen Bereichen - wie etwa Kunst oder Kultur - unterscheidet. Bundesligisten, Zweitligisten, Nationalteam-Athleten, Nachwuchssportler aus diversen Sportarten waren aktiv - und das im Voll-Lockdown. Das darf man nicht vergessen. Der nächste Schritt im Fußball hin zu einer schrittweisen Öffnung sind jetzt LAZs (Anm. Landesverbands-Ausbildungszentren). Im nächsten Schritt sind’s dann wohl Nachwuchsteams der Zweitligisten. Doch es gehört immer alles überprüft: Kann ein Präventionskonzept angewandt werden, gibt’s bei den Vereinen die nötige Infrastruktur? Das sind keine Entscheidungen, die man mal so am Schreibtisch fällt. Man kann ja nicht jeden Nachwuchssportler unter der Kategorie Spitzensport subsumieren. Da ist dann schnell auch eine kritische Masse erreicht.

Warum gibt’s eine Grenze beim Jahrgang U11?

Für jüngere Sportler gibt’s derzeit nur Freigaben etwa im Turnsport oder in der Rhythmischen Gymnastik, wo in diesem Alter bei Kindern auch ein gewisses Trainingspensum bereits absolut unabdingbar ist.

Wie erklären Sie den Eltern, wenn ihre Kinder zwar in der Schule zum Turnunterricht gehen, die gleichen Kinder dann am Nachmittag aber nicht gemeinsam auf den Fußballplatz dürfen?

Ich kann das Unverständnis nachvollziehen. Ich hab etwa eine Situation in einer Familie mit zwei tennisspielenden Kindern, in der der Jüngere die Richtlinien des Tennisverbandes erfüllt und der Ältere nicht - und jetzt eben nur der Jüngere trainieren darf. Ich kann das aber nicht nur für den Familienfrieden umändern, weil ich dafür die Richtlinien des Verbandes aufmischen müsste. Es gibt derzeit sicher viele Situationen, die menschlich nachvollziehbar sind, wo man sich beschnitten fühlt und wo Ärger herrscht. Aber wir versuchen das trotzdem für alle transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Es mag sein, dass sich der ein oder andere schlechter behandelt fühlt, aber wir gehen hier schon einen Weg, um möglichst vielen Kindern den Eintritt in den Sport zu ermöglichen. Man muss auch immer die epidemiologische Lage im Auge behalten: Im Nachwuchs-Skisport hab ich unterschiedliche Situationen, was ich derzeit in der Steiermark oder zur gleichen Zeit in Tirol zulassen kann. Diese Dinge gilt‘s immer abzuwiegen. Es gibt auch Forderungen von vielen Masters-Athleten. Nur wenn wir die alle zulassen, wird‘s schwierig.

Noch einmal zurück zum Fußball: Warum gibt es noch keine Entscheidung für die Regionalligen, für die ja bereits längst ein Präventionskonzept vorliegt?

Man muss dabei ja im Auge behalten, dass das Präventionskonzept an sich beginnt, wenn jemand die Haustüre verlässt und zum Training geht, bis zu dem Zeitpunkt, wenn er wieder daheim ankommt. Beim Thema Amateurfußball, wo es nebenher halt viele Berufstätige gibt, wird‘s komplexer. Da muss man auf die Thematik der Vermischungen sowie auf die Thematik der Übertragungen am Arbeitsplatz und in den öffentlichen Verkehrsmitteln aufpassen. Aber das Konzept für die Wiederaufnahme des Trainings in der dritten Liga liegt bei uns und wird ständig diskutiert. Die Vienna etwa hat ja vor dem Cup-Spiel gezeigt, dass es auch als Amateurklub gehen kann. Die Chance steht fifty-fifty, dass in zwei Wochen trainiert wird. Wenn man aber die Regionalligen und die etwaigen Landesligen dem Spitzensport zuordnet, muss man auch das Commitment haben, dass das nur für die jeweiligen Kampfmannschaften gilt, da Vereine sonst ja auch gleich Forderungen für ihre Nachwuchsteams stellen. Da wären wir wieder bei der kritischen Masse, die wir nicht mehr behandeln könnten. Denn es wäre sicher ein Unterschied, ob ich in einer Stadt wie Hartberg einen Klub mit Nachwuchsbetrieb zum Training zulasse oder einen Verein aus einer Zwei-Millionen-Stadt wie Wien. Wenn, müsste man aber alle gleich behandeln.

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