Keine berstenden Tribünen, keine sich durch die Weltcup-Meile wälzenden Feierwütigen. Das Slalom-Nightrace in Schladming am Dienstag wird anders als alle Ausgaben davor. Die Herausforderungen für das Team sind 2021 aber mitnichten kleiner. „Es ist gleich viel Security unterwegs, wie wenn ein normales Rennen wäre“, verriet OK-Chef Hans Grogl. In der Stadt wird die Polizei die Einhaltung der Lockdown-Auflagen verstärkt kontrollieren. Der Region droht ein Millionen-Verlust.
„Die Arbeiten im Vorfeld waren nicht wesentlich weniger“, sagte Grogl. Sobald der ÖSV die Entscheidung getroffen hatte, dass alle Veranstaltungen auf heimischem Boden heuer ohne Zuschauer stattfinden, war klar, dass man sich den Aufbau der Tribünen sparen konnte. Sonst blieb aber fast alles gleich, einige Aufgaben kamen neu dazu. „Die Absperrungen des Renngeländes, die Trennung der Bereiche für die verschiedenen Gruppen, inklusive Verpflegung und Toiletten. Das war alles natürlich schon eine Riesenherausforderung“, berichtete Grogl.
Das Konzept ist restriktiv, die Rennstrecke auf der Planai wurde mit einem doppelten Sicherheitszaun versehen. Grogl: „Wir haben so viel Absperrgitter wie noch nie!“ Einsame Spaziergänger könnten sich zwar gesetzeskonform auf dem Berg bewegen, würden vom Weltcup-Slalom aber nicht viel mitbekommen. „Es ist alles großräumig abgesperrt. Es gibt keine Möglichkeit, dass man irgendwo einen Läufer sehen kann“, erklärte das Nightrace-Mastermind und verwies auf den eigenen Wohnraum: „Es gibt natürlich einige Privathäuser und Wohnungen, die an das Zielgelände angrenzen. Die Bewohner können von ihren Balkonen, aus ihren Fenstern zuschauen.“
In der Stadt werde eine eigene Abteilung der Polizei überwachen, dass es zu keinen Gruppenbildungen kommt. „Die Leute müssen ständig in Bewegung sein. Es darf niemand stehen bleiben und zuschauen.“ Normalerweise zählt das Flutlicht-Spektakel um die 45.000 offizielle Besucher, darunter zahlreiche Promis. Tausende treiben sich zusätzlich dicht gedrängt in der zur Partymeile umfunktionierten Innenstadt herum oder in erlaubten Bereichen auf dem Hang.
Die Einschränkungen durch die Coronakrise hätten „für die regionale Wirtschaft und die Gemeindeeinnahmen dramatische Auswirkungen“, teilte der Schladminger Bürgermeister Hermann Trinker mit. „Eine seriöse Schätzung der Kosten der Krise getraue ich mir wirklich erst gegen Ende des Winters.“
Zig-Millionen gehen verloren
Grogl meinte aus dem Bauch heraus: „Es sind zig Millionen Euro, die heuer verloren gehen.“ Wegen der Lockdown-Regeln haben die meisten Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe geschlossen und die komplette Wintersaison so gut wie abgeschrieben. Darunter leiden auch zahlreiche andere Gewerbe und Firmen in der Dachstein-Region im oberen Ennstal, deren wichtigste Kunden in dieser Zeit eigentlich Tourismusbetriebe wären.
In der Nightrace-Woche wird jedoch ausnahmsweise aufgesperrt, um die Ski-Mannschaften und Medienvertreter, die jedoch auch mit reduziertem Personal anreisen, bewirten zu können. „Das ist natürlich auch für die Betriebe eine enorme Herausforderung, kurzfristig alles hochzufahren“, betonte Grogl. Erfreut zeigte er sich darüber, dass trotz allem das Preisgeld unverändert blieb und wieder insgesamt 120.000 Schweizer Franken (111.390 Euro) ausgeschüttet werden. „Großer Dank dafür an ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.“
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