Ein israelisches Unternehmen hat gemeinsam mit einem chinesischen Fertiger erstmals Akkus für Elektroautos produziert, die sich in nur fünf Minuten vollständig aufladen lassen. Zunächst habe man 1000 Stück produziert, die man Kunden und möglichen Investoren präsentieren wolle, erklärte die Firma StoreDot. Sie wolle damit demonstrieren, dass ihre neue Akku-Technologie reif für den Massenmarkt sei.
Die von StoreDot entwickelten Akkus wurden in einer regulären Fabrik des Fertigers Eve Energy in China hergestellt, berichtet der „Guardian“. StoreDot hatte in der Vergangenheit Drohnen, Smartphones und Elektro-Scooter mit den Hightech-Akkus präsentiert. Die nun hergestellten 1000 Stück seien für potenzielle Partner und Investoren bestimmt, die sich ein Bild von der Technologie machen wollen. Zu den Interessenten zählen etwa der Autobauer Daimler, der Ölkonzern BP oder der Elektronikriese Samsung.
Die wichtigste Barriere bei der Adaptierung von Elektroautos ist nicht mehr der Preis, sondern die Reichweitenangst. Man fürchtet sich entweder, mitten auf der Autobahn stehen zu bleiben oder zwei Stunden lang neben der Ladestation zu sitzen.
Doron Myersdorf, StoreDot
Doron Myersdorf, der Chef von StoreDot: „Die wichtigste Barriere bei der Adaptierung von Elektroautos ist nicht mehr der Preis, sondern die Reichweitenangst. Man fürchtet sich entweder, mitten auf der Autobahn stehen zu bleiben oder zwei Stunden lang neben der Ladestation zu sitzen. Wenn aber das Erlebnis des Fahrers genau wie beim normalen Tanken eines Verbrenners wäre, würde diese Angst sofort verschwinden.“ Mit den neuen Akkus sei das nun greifbar.
Vorhandene Ladestationen zu schwach
Allerdings bräuchte es für die neuen Akkus auch neue Infrastruktur: Vorhandene Ladestationen sind nicht stark genug, um den Akku in fünf Minuten komplett zu füllen. Man sei aber zuversichtlich, bis 2025 Akkus anbieten zu können, die an gängigen Ladestationen in fünf Minuten 160 Kilometer Reichweite aufnehmen können. Myersdorf betont, dass man die Akkus ohne großartige Umbauten in bestehenden Fabriken bauen könne, sie also im Prinzip marktreif seien. „Unsere Testmuster für Ingenieure kommen aus einer Fabrik für die Massenproduktion.“
Germanium oder Silizium statt Graphit
Die schnelle Ladezeit erreicht StoreDot, indem man bei einer Elektrode der Lithium-Ionen-Akkus statt auf Graphit auf Germanium-Nanopartikel setzt. Später will man auf Silizium wechseln. Gegenüber Graphit berge das den Vorteil, dass man auch bei sehr hohen Stromstärken und Spannungen keine Kurzschlüsse beim Aufladen produziere.
BP hat 18.200 Tankstellen und sie wissen, dass die in zehn Jahren obsolet werden, wenn sie sie nicht mit Ladestationen umrüsten.
Doron Myersdorf, StoreDot
Die Kosten sollen gegenüber vorhandenen Lithium-Ionen-Akku trotz der Anpassungen nicht steigen, sagt Myersdorf. Besonderes Interesse an den neuen Akkus zeige laut ihm der britische Ölkonzern BP. „BP hat 18.200 Tankstellen und sie wissen, dass die in zehn Jahren obsolet werden, wenn sie sie nicht mit Ladestationen umrüsten. Akkus sind das neue Öl.“
Auch andere Forscher zuversichtlich
Potenzial sieht auch Chao-Yang Wang, Akkuforscher an der Universität Pennsylvania in den USA. „Ich glaube, solche Schnelllade-Akkus werden in drei Jahren am Massenmarkt verfügbar sein. Sie werden nicht teurer und erlauben Autoherstellern, kleinere Akkus zu verbauen, ohne beim Kunden Reichweitenangst auszulösen. Die Akkukosten bei Elektroautos könnten so dramatisch sinken.“ Wang forscht selbst an Schnelllade-Akkus: Eine von ihm gegründete Firma erhitze Akkus dafür auf 60 Grad, damit sich die Lithium-Ionen im Akku schneller bewegen können, was eine Schnellladung in 10 Minuten ermögliche.
Ich denke, solche Technologien könnten in den nächsten fünf Jahren auf den Markt kommen.
Anna Tomaszewska, Imperial College London
Nicht ganz so zuversichtlich wie Myersdorf und Wang äußert sich Anna Tomaszewska, die am Imperial College London Akkutechnologie erforscht. „Ich denke, solche Technologien könnten in den nächsten fünf Jahren auf den Markt kommen.“ Sie gehe aber sehr wohl davon aus, dass die Hightech-Akkus zunächst teurer als vorhandene Technologien sein werden und vorerst ein Nischenprodukt sein werden, bevor sie sich in der Welt der Elektroautos etablieren.
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