Wenn die Österreicher chatten, sich Fotos zuschicken oder einfach eine kurze Nachricht an ihr Gegenüber senden wollen, tut das die überwiegende Mehrheit mithilfe des zum Facebook-Konzern gehörenden Messengers WhatsApp. Rivalen wie Telegram oder Signal spielen eine untergeordnete Rolle, E-Mails und SMS werden auch immer unbeliebter. Das geht aus einer Marktanalyse der Rundfunk- und Regulierungsbehörde RTR hervor, die in diesem Monopol der Facebook-Dienste ein Risiko sieht.
In ihrer gestern veröffentlichten Marktanalyse zu „interpersonellen Kommunikationsdiensten“ mit Fokus auf verschiedene Instant-Messenger gelangt die RTR zur Erkenntnis, dass WhatsApp und somit Facebook im Grunde ein Monopol auf die Kommunikation der Österreicher haben.
Der zum Facebook-Konzern gehörende Messenger hat eine Reichweite von 77 Prozent, wird also fast von acht von zehn Österreichern genutzt. Die Nummer zwei hinter WhatsApp ist Facebook selbst, das mit seinem Messenger 35 Prozent der Österreicher erreicht. Abgeschlagen folgen Snapchat, Telegram, Skype und Google Hangouts.
Noch deutlicher wird das Monopol von WhatsApp, wenn man sich die Nutzungsdauer der Dienste ansieht. Hier liegt WhatsApp mit durchschnittlich 905 Minuten im Quartal haushoch vor Snapchat mit 69 Minuten, Facebooks Messenger mit 52 oder Telegram mit 47 Minuten. Die logische Folge: „Wer andere über einen Instant Messenger erreichen will, hat mit WhatsApp die höchsten Erfolgschancen“, analysiert die RTR.
WhatsApp hält Facebook den Rücken frei
Kritisch gesehen wird das WhatsApp-Monopol, weil es dazu beiträgt, die viel kritisierte Marktmacht Facebooks zu festigen. WhatsApp habe für Facebook eine „Abschirmungsfunktion“, analysiert die RTR. Wenn ein User Facebook verlässt, weil er sich lieber über einen Messenger austauscht, wechselt er mit hoher Wahrscheinlichkeit zu WhatsApp - und bleibt dem Konzern damit als Kunde erhalten. Instagram erfüllt eine ganz ähnliche Funktion.
Die Marktmacht Facebooks hat sich in den letzten Jahren tatsächlich verfestigt, Abgänge bei Facebook konnten von WhatsApp und Instagram häufig aufgefangen werden. Statistiken zeigen: Unter den 250 am häufigsten genutzten Social-Media-Diensten - und dazu zählen auch Messenger - entfällt ein Viertel der gesamten Nutzungszeit auf Facebook-Tools.
Für den Nutzer birgt diese Übermacht Risiken: Er macht sich von Facebooks Infrastruktur abhängig, die zwar selten von Ausfällen geplagt wird, wenn sie doch einmal ausfällt, aber für umso mehr Ratlosigkeit unter den Nutzern sorgt. Wer in so einem Fall eine Alternative parat hat, ist im Vorteil. Er legt außerdem seine Daten in die Hand eines US-Konzerns, der nicht unbedingt für vorbildlichen Datenschutz bekannt ist.
Gefahr für Wettbewerb und Innovationen
RTR-Chef Klaus Steinmaurer hebt gegenüber dem IT-Magazin „Futurezone“ hervor, dass Messenger prinzipiell viel positives Potenzial bieten. „Die Gefahr ist allerdings, dass durch Netzwerkeffekte eine Monopolisierung entsteht, die sich negativ auf den Wettbewerb und die Innovationsfähigkeit auswirkt.“
Nicht jeder, der Messenger wie WhatsApp nutzt, ist kriminell oder ein Terrorist. Diesen suggerierten Generalverdacht halte ich für falsch.
RTR-Chef Klaus Steinmaurer
Kritisch sieht er die Bestrebungen der EU, Hintertüren in die Verschlüsselung der Messenger einzubauen, um mutmaßliche Terroristen besser überwachen zu können. Steinmaurer: „Nicht jeder, der Messenger wie WhatsApp nutzt, ist kriminell oder ein Terrorist. Diesen suggerierten Generalverdacht halte ich für falsch“. Wenn man Hintertüren einbaue, gefährde man letztlich die Sicherheit für alle Nutzer. Sollten Backdoors kommen, „muss es strenge Regeln geben, die unsere Grundrechte schützen.“
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