Brustkrebs

Informieren und zuhören lindern die Angst

Gesund
03.11.2020 05:00

Diagnose Brustkrebs. Speziell ausgebildete Gesundheitspflegerinnen, sogenannte „Breast Care Nurses“, stehen betroffenen Frauen während ihres Aufenthaltes im Spital „mit Rat und Tat“ zur Seite. Die Kärntnerin Nadine Poschinger-Fuchs erzählt über ihren herausfordernden Beruf, der ihr trotz allem auch viele schöne Momente beschert. 

Fragen über Fragen tauchen auf, wenn der Verdacht auf Mammakarzinom besteht. Ängste lassen Betroffene nicht mehr zur Ruhe kommen. Gut, dass es seit einigen Jahren „Breast Care Nurses“ gibt, die an Brustkrebs erkrankte Frauen unterstützen. „Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Arzt und Patientin“, erklärt Nadine Poschinger-Fuchs, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie „Breast Care Nurse“ vom „Brustzentrum Kärnten“ (vor Kurzem erneut zertifiziert für die hohe Qualität der Behandlung) am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St.Veit/Glan (Ktn.). Sie lernt die Betroffenen kennen, wenn diese mit „fragwürdigen“ Befunden bzw. Krebsverdacht zur weiteren Abklärung in das Spital kommen. „Bereits zu diesem Zeitpunkt wollen wir Hoffnung vermitteln, aber trotzdem ehrlich sein“, so die 31-Jährige. Auch bei der Befundbesprechung steht sie mit „Rat und Tat“ zur Seite. Handelt es sich tatsächlich um ein Karzinom, begleitet und berät die „Breast Care Nurse“ „ihre“ jeweilige Patientin ab nun bei der Therapie und allen späteren Nachsorgekontrollen. Wichtig ist vor allem gute Beratung - das nimmt Ängste und gibt Sicherheit!

Was sind die häufigsten Fragen, die Nadine Poschinger-Fuchs in dieser Situation gestellt bekommt?
„,Wie geht es jetzt weiter?‘ ,Brauche ich eine Chemotherapie?‘, aber auch ,Muss ich jetzt sterben?‘“, berichtet sie. Es darf jede Frage gestellt werden. Die spezialisierte Krankenpflegerin hat immer ein offenes Ohr. Jede Patientin erhält die Information und Unterstützung, die sie benötigt. Besonders verzweifelt sind oft junge Mütter: „Was mache ich mit meinem Baby, wenn ich zur Behandlung ins Spital muss?“ „Wir finden immer eine Lösung“, macht Nadine Poschinger-Fuchs dann Mut, die auf Wunsch auch Sozialarbeiter, Psychologen und andere Spezialisten aus dem großen interdisziplinären Team hinzuzieht.

Viele fürchten sich auch, was sie nach einer Komplettabnahme der Brust, die erfreulicherweise immer seltener vorkommt, erwartet - schon der Weg nach Hause bereitet oft Kopfzerbrechen. „Wird jeder gleich sehen, dass ich Brustkrebs hatte?“, fragt sich so manche. Auch in diesem Fall hat die „Breast Care Nurse“ eine Lösung parat: „Schon vor der Entlassung berate ich ausführlich, was möglich ist. Für das Verlassen des Spitals reicht etwa eine Erstversorgungsprothese, die mit Watte gefüllt ist sowie ein BH ohne Reifen“, beruhigt die Pflegefachkraft. Nachdem die Wunde verheilt ist, besorgt „frau“ sich am besten eine Silikon-Prothese im Orthopädiefachhandel. Dort gibt es übrigens auch Pyjama-Leibchen zu kaufen, damit sich Betroffene nach dem Aufstehen in der Früh vor ihrer Familie nicht unwohl in ihrer Haut fühlen. Auch kaschierende Bademoden erleichtern den Schritt zurück in den Alltag.

Frauen, denen nur ein Teil der Brust entfernt werden musste, kommen meist mit einem gut sitzenden BH aus. „Bitte aber auf Reifen verzichten, weil diese auf Lymphgefäße und Nervenbahnen drücken könnten“, gibt die Expertin als Hinweis weiter. Manche besorgen sich auch eine Ausgleichsprothese, das ist - vereinfacht gesagt - ein Stück zum kosmetischen Ausgleichen von Gewebsdefekten. Nadine Poschinger-Fuchs wird für ihre herausfordernde Arbeit jeden Tag aufs Neue von ihren Patientinnen belohnt, erzählt sie dankbar. „Ich bekomme soviel zurück - Vertrauen, Wärme und auch viele schöne Momente.“ Besonders in Erinnerung blieb ihr eine Dame, die nach ihrer Genesung eine Spendenaktion zur Unterstützung weiterer Betroffener ins Leben gerufen hat. Mit dem gesammelten Geld konnte das Spital „Chemotherapiehauben“ (sehr weich, hoher Baumwollanteil) anschaffen. Dank kam aber auch von offizieller Seite: Für ihren Einsatz wurde die „Breast Care Nurse“ aus knapp 4000 Nominierten im Jahr 2018 zur „Pflegerin mit Herz“ gewählt.

Buchempfehlung: „Brustkrebs
Nadine Poschinger-Fuchs hat als Co-Autorin an der kürzlich erschienenen Neuauflage des Buches „Brustkrebs“ mitgearbeitet. Das Nachschlagewerk richtet sich zwar in erster Linie an Onkologiefachkräfte, informiert aber auch interessierte Laien bzw. Betroffene in verständlichen Worten. Erschienen im Verlag Hogrefe, im Buchhandel erhältlich.

Monika Kotasek-Rissel, Kronen Zeitung

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