Erdogan bleibt stur

Moschee-Pläne: Russen verteidigen die Hagia Sophia

Ausland
08.07.2020 06:01

Countdown in der Türkei für die Entscheidung, ob die Hagia Sophia („Göttliche Weisheit“) in eine Moschee zurückverwandelt werden soll. Präsident Recep Tayyip Erdogan ist allen Appellen gegenüber taub.

Nun kommt aber ein Donnerwetter, das Erdogan wohl nicht überhören kann: vom Patriarchen von Moskau, der die größte orthodoxe Nationalkirche repräsentiert. Und noch viel wichtiger: Hinter dem Patriarchen steht der russische Präsident Wladimir Putin - und mit Russland sollte es sich Erdogan doch nicht verscherzen.

Russischer Patriarch sieht „Gefahr für gesamte christliche Zivilisation“
In Russland ist die mögliche Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee auf scharfe Ablehnung gestoßen. „Die Bedrohung der Hagia Sophia ist eine Gefahr für die gesamte christliche Zivilisation - und damit für unsere Geistlichkeit und Geschichte“, donnert Patriarch Kirill. Der Patriarch zeigt sich „tief besorgt“ über Pläne türkischer Politiker, den Museumsstatus des früheren Gotteshauses aufzugeben.

Der Kreml legt nach und äußert die Hoffnung, dass bei dem Beschluss über den Status die Bedeutung der Kathedrale als Weltkulturerbe berücksichtigt werde. Die Hagia Sophia sei Anziehungspunkt für Millionen Touristen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Abgesehen davon habe sie einen „sehr tiefen sakralen geistlichen Wert“.

„Neutralen Status beibehalten“
Peskow unterstrich, dass dies eine innere Angelegenheit der Türkei sei, in die sich der russische Staat nicht einmische. Zugleich verweist er aber ausdrücklich auf die Worte des Patriarchen Kirill. Das Kirchenoberhaupt forderte in Moskau, den neutralen Status der Hagia Sophia als Museum zu erhalten. „Es ist die Pflicht eines jeden zivilisierten Staates, Widersprüche in der Gesellschaft zu befrieden und nicht noch anzuheizen; die Vereinigung der Menschen zu ermöglichen - und nicht ihre Spaltung.“

Die im 6. Jahrhundert nach Christus erbaute Hagia Sophia war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit und Hauptkirche des Byzantinischen Reiches. Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wandelte Sultan Mehmet II. („Der Eroberer“) die Hagia Sophia in eine Moschee um und fügte als äußeres Kennzeichen vier Minarette hinzu. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung in ein Museum an.

Erdogan will angeblich am 15. Juli dort beten
Um die Gültigkeit dieses Beschlusses des damaligen Ministerrats geht es nun vor dem türkischen Gericht. Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP fordern seit Langem, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln. Angeblich möchte Präsident Erdogan am Jahrestag des vereitelten Putsches am 15. Juli dort beten.

Kronen Zeitung/krone.at

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