OLYMPIA IN LAKE PLACID

Toni Innauer: Vom Bergisel-Trauma zum Gold-Coup!

Wintersport
14.02.2020 06:04

Drei Olympiasieger binnen vier Tagen! Österreich erlebte bei den Winterspielen 1980 in Lake Placid goldene Zeiten, jubelte mit drei Sport-Helden - die „Krone“ traf sie aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums. Leonhard Stock triumphierte am 14. Februar ebenso wie Annemarie Moser-Pröll am 17. Februar in der Abfahrt. Wenige Stunden nach Moser-Pröll durfte auch Toni Innauer jubeln: Der gebürtige Vorarlberger holte auf der Normalschanze von Lake Placid nach, was ihm vier Jahre zuvor in Innsbruck auf der Großschanze verwehrt geblieben war.

Innauer verbindet die beiden Groß-Ereignisse im Rückblick: „Ich betrachte Lake Placid in Kombination mit Innsbruck, hatte 1976 am Bergisel Gold aus der Hand gegeben.“ Als er 17-Jährig die Führung im zweiten Durchgang verspielte, Gold an seinen Landsmann Karl Schnabl ging. „Ich wünschte mir seitdem, nochmals diese Chance zu bekommen, in einer aussichtsreichen Position einen zweiten Sprung machen zu dürfen.“

Vier Jahre später sollte Innauer auf der Normalschanze von Lake Placid diese Chance erhalten: „Ich war mit 17 Jahren in Innsbruck sicher der bessere Skispringer als mit 21 in Lake Placid. Da hatte ich schon alles an Verletzungen am Buckel, fühlte mich etwas ausgepowert. Ich war Pionier in vielen Dingen, musste vieles selbst erforschen, ließ aber Federn dabei.“

(Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)

Der große Trumpf 1980 - im Vergleich zu vier Jahren davor - war seine mentale Stärke: „Ich hatte mich mental ganz systematisch auf Lake Placid vorbereitet, mir immer vorgestellt, dass ich in Führung liegend nicht mehr in die Falle tappe und die Panik bekomme.“ Verbunden mit einem völlig veränderten Denkmuster, dass er sich monatelang in Meditations-Sitzungen zurechtgelegt hatte: „Am Bergisel hatte ich nach dem ersten Durchgang nur mehr die Goldene im Kopf, mich damit selbst gekillt. In Lake Placid blieb ich konzentriert, fokussierte mich ganz auf den finalen Sprung.“

Der heute 61-Jährige hatte aber auch damals Hindernisse zu überwinden und im Vorfeld großes Glück: „Wir hatten in Lake Placid ein Haus gemietet mit zu wenig Schlafzimmern. Ich schlief daher in der Küche auf einer Matratze, wachte in der Nacht mit Kopfweh auf. Das es eigenartig roch, riss ich die Fenster auf, lüftete kurz und legte ich mich anschließend ins Bad.“ In der Früh traf er den inzwischen verständigten Installateur an: „Er meinte, ich hätte großes Glück gehabt, weil durch ein Leck Gas ausgetreten war.“

Toni Innauer im Gespräch mit Krone-Reporter Christian Reichel. (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)
Toni Innauer im Gespräch mit Krone-Reporter Christian Reichel.

Sportlich war es zuvor ebenfalls nicht rund gelaufen, hatten Innauer Verletzungen geplagt: „Ich konnte im Prinzip zwei Jahre keinen Wettkampf bestreiten, gab erst Ende Dezember 1979 in Cortina mein Comeback mit einem Sieg.“ Die Probleme setzten sich in Lake Placid zunächst fort: „Wegen der extremen Kälte hatten mir im Training der Speed und auch das Gefühl gefehlt.“ Er wechselte die Sprungschuhe, schnitt seine Flossen-Skier um einige Zentimeter ab, zudem schlug in der Nacht vor dem Wettkampf das Wetter etwas um, war es eine Spur wärmer. Letztlich holte Innauer mit Startnummer 20 und 17 Punkten Vorsprung Gold.

Sein Dank galt heute wie damals dem Trainerteam rund um Baldur Preiml („Sie glaubten voll an mich“) und den Teamkollegen: „Wir verstanden uns unglaublich gut. Ich hatte einen sentimentalen Status im Team, weil ich mit dem vergebenen Olympiasieg und Verletzungen schon so viel Pech gehabt hatte.“ Zum Moment des Triumphs meint er 40 Jahre später: „Nachdem ich 1976 das Gegenteil realisiert hatte, wie es ist, Gold zu verspielen, war mir in Lake Placid relativ schnell klar, was passiert ist. Es war eine Mischung aus Demut, Erfüllung, Erleichterung und Dankbarkeit.“

Der Gold-Sprung von 1980 (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)
Der Gold-Sprung von 1980

Nach einer weiteren Verletzung in der Saison-Vorbereitung beendete Innauer im Dezember 1980 seine Karriere, wechselte auf die Uni und schloss 1987 sein Studium mit einem Magister für das Lehramt für Philosophie/Psychologie und Sport ab. 1992 kostete er das Gefühl des Olympiasieges erneut aus - diesmal als Trainer von Österreichs Springerteam, mit dem Triumph von Ernst Vettori in Albertville als Highlight. 2010 schied Innauer aus dem ÖSV aus. Er veröffentlichte mit „am Puls des Erfolgs“ einen zweiten Bestseller und gründete die Agentur Innauer+(f)acts. Als ZDF-Experte und Berater des Sportresorts Hohe Salve in Hopfgarten, setzt er sein Wissen über Bewegung und Sport um. Das Thema Nachhaltigkeit lebt er als „Flussbotschafter des WWF und Miteigentümer des Biodrink-Herstellers IXSO und des Medizintechnik StartUps “Saphenus„. Im Rückblick meint er: “Der Olympiasieg hat mir einige Türen geöffnet."

Christian Reichel, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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