HR-Analytics

Computer soll erkennen, wieso Mitarbeiter kündigen

Digital
17.11.2019 18:49

Wenn in einem Unternehmen laufend neue Mitarbeiter eingestellt werden müssen, weil die alten fluchtartig kündigen, stimmt etwas nicht - und schadet der Firma, weil ständig neues Personal gesucht und eingeschult werden muss. In der Wirtschaft spricht man bei solchen Zuständen von hoher Personalfluktuation und begibt sich meist erst auf Spurensuche, wenn sie schon eingetreten ist. Firmen experimentieren nun mit Software, die Personalabteilungen (Human Resources - HR) helfen soll, solche Zustände zu verstehen und gar nicht erst auftreten zu lassen.

„HR-Analytics“ nennen Fachleute diese computergestützte Analyse der Mitarbeiterdaten - und prophezeien ihr eine goldene Zukunft. Eine zu hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern, die häufig Ausdruck von Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber ist, ließe sich damit besser verstehen, erklärt Torsten Biemann, Professor für Personalmanagement und Personalführung an der Uni Mannheim, im Gespräch mit dem IT-Magazin „Golem“.

Entscheidungen auf Datenbasis statt Bauchgefühl
Biemann: „Zahlen zur Bestimmung der Fluktuation und andere wichtige Kenngrößen aus dem Personalbereich erheben HR-Abteilungen schon lange. Neu ist die Verknüpfung von Daten, was Analytics genannt wird.“ Diese computergestützte Verknüpfung der Zahlen könne in Firmen helfen, die Mitarbeiterfluktuation einzudämmen und zentrale Gründe für häufige Kündigungen herauszufinden.

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Die Verknüpfung von Daten führt dazu, dass nicht Entscheidungen im Personalbereich aus dem Bauch heraus getroffen werden, sondern Daten Erkenntnisse für objektive Entscheidungen liefern.

Torsten Biemann, Uni Mannheim

Kündigen Mitarbeiter mit besonders langen Arbeitswegen häufiger? Spielt die Zufriedenheit mit dem Chef eine Rolle? Solche Zusammenhänge will man künftig mit HR-Analytics besser verstehen. „Die Verknüpfung von Daten führt dazu, dass nicht, wie so oft, Entscheidungen im Personalbereich aus dem Bauch heraus getroffen werden, sondern Daten Erkenntnisse für objektive Entscheidungen liefern“, sagt Biemann dem Technologieportal.

Erkenntnisse auf Bewerbersuche anwendbar
Erkenne man bei der Analyse beispielsweise, dass Mitarbeiter, die mehr als 50 Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt wohnen, häufiger kündigen, könne man als Konsequenz solche Bewerber gar nicht mehr einstellen - weil sie statistisch gesehen ohnehin bald wieder kündigen.

Ein anderes denkbares Szenario: Stellt eine Bank, die ihre Mitarbeiter meist unter Maturanten rekrutiert fest, dass die Maturanten meist nach kurzer Zeit das Unternehmen verlassen, um zu studieren, wird sie ihre Bewerber künftig vielleicht lieber in anderen Bevölkerungsgruppen suchen.

Wesentliche Voraussetzung für die Erkennung solcher Zusammenhänge sei, die in Unternehmens-Software ohnedies immer zahlreicher anfallenden Daten zu nutzen und sie in Analyseprogramme für Personaler einzupflegen. Derzeit passiere das in sehr wenigen Unternehmen, bestenfalls werde mit solchen Programmen experimentiert.

Michael Grotherr vom US-Unternehmen Cornerstone, das Software zur Mitarbeiter-Analyse entwickelt, ortet allerdings großes Interesse: „In zwei Drittel der Unternehmen sollen HR-Analytics-Tools bis 2025 eine bedeutende Rolle spielen“. Offen bleibt derweil die Frage, wie Jobsuchende und Mitarbeiter - Stichwort: Datenschutz und Diskriminierung - solche Analysen aufnehmen werden.

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