Schon als Baby im Bauch der Mutter schaukeln wir bei jedem Schritt mit. Der Gleichgewichtssinn im Innenohr des Fötus leitet diese Reize zum Gehirn weiter. Dort werden sie verarbeitet, sodass sich die kindlichen Zellen dabei immer mehr vernetzen. Das Gehirn wird so trainiert. Ist der Nachwuchs auf der Welt, nehmen die automatischen Reize ab. Deswegen empfehlen Experten, das Baby so oft wie möglich zu schaukeln, um so das Gleichgewicht weiter zu trainieren. Das unterstützt die Sprösslinge bei ihren späteren Versuchen, sich aufzusetzen, zu stehen und zu gehen. Erreichen kannst du das durch das Tragen im Tuch, dem gemeinsamen Wippen im Schaukelstuhl oder auf dem Pezzi-Ball.
Sind die Kinder dann in der Lage zu sitzen, kann man auf eine richtige Schaukel, erst mit stützendem Körbchen, dann auf das Brett an sich wechseln. Das Gleichgewichtsempfinden wird dadurch weiter angeregt.
Die Faszination des „fast Fliegens“ gibt es schon lange und überall auf der Welt. Auch in manchen antiken Religionen wurden schaukelnde Bewegungen zur Meditation eingesetzt. Durch die monotonen Abläufe werden im Hirn Botenstoffe frei, man fällt in eine Art Trance. Diese kleine Auszeit wirkt sich beruhigend auf den Körper aus. Glücksgefühle kommen auf.
Auch der Schaukelstuhl erfüllt den Zweck eines Entspannungs- und Trainingsgerätes. Dazu der Orthopäde Prim. Prof. Dr. Martin Friedrich, Leiter der Abteilung für Orthopädische Schmerztherapie am Spital Speising in Wien: „Beim mobilen Sitzen, also auch beim Schaukeln, werden die Wirbel nicht einseitig belastet, sondern gleichmäßig fließend. Abwechselnd einmal mehr der vordere Wirbel und die vordere Bandscheibe, dann die hinteren Wirbelabschnitte mit den kleinen Gelenken. Das führt zur Anregung des Stoffwechsels der Bandscheiben, aber auch des übrigen Gewebes. Weiters werden die Muskeln im Bereich der Wirbelsäule durch die notwendigen kleinen Ausgleichsbewegungen beim mobilen Sitzen trainiert.“
Ein interessantes Projekt zu diesem Thema wurde kürzlich in einem oberösterreichischen Seniorenheim vorgestellt: Die Bewohner nahmen an einer Studie zur Vorbeugung von Stürzen teil und trainierten mit einem Schaukelstuhl. Nach drei Monaten verbesserten sich Beweglichkeit und Koordination der Teilnehmer.
von Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung
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