Kammerpräsident:

„Tirols Apotheker sehen ihre Existenz bedroht“

Tirol
15.09.2019 12:30
Die meisten kommen nur mit Apotheken in Berührung, wenn ihnen der Arzt ein Medikament verschreibt. Apothekerkammerpräsident Matthias König lässt im Gespräch mit der „Krone“ hinter die Kulissen blicken und weist im selben Atemzug auf die größte Bedrohung seiner Branche hin: die ärztlichen Hausapotheken.

„Wir werden oft als Kaufleute gesehen“, weiß Matthias König, Präsident der Tiroler Apothekerkammer, über das Image seiner Branche Bescheid. Er möchte mit diesem Bild aufräumen und stellt gleich zu Beginn klar: „Weder unsere Öffnungszeiten noch unsere Preise dürfen wir selbst regeln.“

Kernzeit und 72 Stunden wie im Handel üblich
Tatsächlich schreibt das Gesetz eine 48-Stunden-Betriebsgrenze vor. „Wenn wir das selbst bestimmen dürften, würden wir uns die handelsübliche Betriebszeit von 72 Stunden sowie Pflicht-Öffnungszeiten zu Kernzeiten wünschen“, spricht er für Tirols Apotheker. Alles, was über die erlaubten Zeiten hinaus geht, gilt als Bereitschaft, auch bei offener Tür. König ist selbst in Reutte als Apotheker tätig und weiß: „Etwa 70 bis 80 Prozent unserer Einnahmen stammen aus dem Verkauf von Arzneimitteln auf Rezept. Der Rest ergibt sich aus dem Zusatzangebot wie rezeptfreie Medikamente, Salben oder Kosmetika.“

Hausapotheken als Problem
Das sei der Grund, weshalb König die Branche durch Hausapotheken bedroht sieht. Diese ermöglichen es Ärzten in Einarztgemeinden, Arzneien nicht nur zu verschreiben, sondern auch direkt auszustellen. Sie werden bewilligt, wenn es in der betroffenen Gemeinde keine Apotheke gibt und die Ordination mehr als sechs Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt ist.

101 Apotheken durch Änderung gefährdet
Viele Ärzte fordern eine Auflockerung dieses Apothekengesetzes, auch um den Landarzt-Beruf attraktiver zu machen. König ist strikt dagegen: „Öffentliche Apotheken sind auf verschreibungspflichtige Medikamente angewiesen.“ Er verweist auf eine eigens durchgeführte Erhebung: „101 der 120 Apotheken in Tirol wären durch eine Aufhebung des Mindestabstandes in ihrer Existenz gefährdet!“ Die Zahl ergibt sich aus 15 Stellen in Einarztgemeinden und 86 Stellen in deren unmittelbarer Umgebung. Tirol wäre im Bundesländervergleich am stärksten davon betroffen.

„Als Notabgabestellen für Arzneien sinnvoll“
Ein Gegner von Hausapotheken ist König nicht prinzipiell. „Ich sehe sie als Notabgabestellen für Arzneien. Es gibt entlegene Orte am Land, in denen sie durchaus Sinn machen.“ So wie etwa in seinem eigenen Vertriebsgebiet im Bezirk Reutte. Doch seiner Meinung nach kann nichts die Arbeit der 1400 Mitarbeiter und 110 Lehrlinge in Tirols öffentlichen Apotheken ersetzen. Um ein „großflächiges Apothekensterben in Tirol“ zu verhindern, müsse das Gesetz so bleiben wie es ist.

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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