Umsätze steigen wieder

Steirischer Buchhandel segelt auf Erfolgskurs

Steiermark
22.08.2019 08:00

Seit Jahren wird dem Buchhandel der Tod prophezeit. Doch Amazon und E-Books zum Trotz ist der Umsatz im steirischen Buchhandel im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr erstmals seit Langem wieder gestiegen. Und mit dem „Büchersegler“ steht in Graz die österreichische Buchhandlung des Jahres!

Ist der stationäre Buchhandel noch zu retten? Diese Frage haben sich noch vor einigen Jahren viele gestellt. Durchaus zu Recht: Vielerorts haben alteingesessene Geschäfte ihre Tore geschlossen. Seit 2010 sind die Mitgliederzahlen im Fachverband Buch- und Medienwirtschaft bei der steirischen Wirtschaftskammer um 18 % gesunken: „Vor allem in den ländlichen Regionen, die von Bevölkerungsschwund betroffen sind, ist es für Buchhändler schwer geworden zu überleben“, sagt Obfrau Beatrice Erker.

Aber Erker gibt auch Entwarnung: „Es scheint, als würden wir uns auf dem jetzigen Niveau stabilisieren.“ Nicht nur in Graz, auch in den Regionen: „Buchhandlungen wie Plautz in Gleisdorf, Haas in Weiz oder Buch & Boot in Altaussee leisten auch in punkto Leseförderung bei Kindern wichtige Arbeit.“

Die Menschen greifen am liebsten zum Buch
Auch vom Ende des Mediums Buch ist keine Rede mehr: „Es gibt etwa eine Studie mit Lehrern, Eltern und Schülern, die belegt, dass alle drei Gruppen beim Schulbuch die gedruckte Variante bevorzugen und im digitalen Angebot nur eine Ergänzung sehen“, sagt Erker.

Der Verkaufsanteil von E-Books, die als große Bedrohung galten, stagniert seit Jahren bei rund drei Prozent: „In der Fachliteratur nimmt die digitale Nutzung deutlicher zu. Doch bei Belletristik und in der Kinder- und Jugendliteratur greifen die Menschen immer noch am liebsten zu einem echten Buch“, sagt Erker.

Und es gibt immer wieder erfolgreiche Neugründungen: So ist 2010 etwa Bea Baumann in Graz mit ihrem „Büchersegler“ in See gestochen. „Natürlich war der Anfang schwer, aber eigentlich ist es stetig bergauf gegangen“, erinnert sie sich heute.

Eine Flut an kreativen Ideen
Der heraufbeschworenen Krise ist die gebürtige Deutsche mit einer Flut an kreativen Ideen entgegengetreten: „Ich mache Büchertische bei Veranstaltungen, lade Autoren zu Lesungen ein, arbeite bei Kulturprojekten mit“, sagt sie. Und sie setzt auf Beratung: „In Zeiten, in denen im Internet vieles sehr unpersönlich abläuft, schätzen meine Kunden den Kontakt und wollen nicht nur kaufen, sondern auch über Bücher reden.“ Trotzdem bietet auch sie einen Online-Shop: „Die meisten Bücher sind gleich schnell bei mir im Laden, wie wenn man über Amazon bestellt.“

Vor allem aber kann man in ihrem maritimen Laden nach Herzenslust stöbern: „Ich höre immer wieder, dass Kunden einfach gern zum Schmökern kommen, weil sie zwischen den Büchern auch immer etwas Unerwartetes finden“, sagt sie und packt einer Kundin zum neuen Frischmuth-Roman auch noch eine Matrjoschka zum Selber-Bemalen ein.

Die Buchhandlung des Jahres
Für ihr Engagement wurde Baumanns „Büchersegler“ heuer als „Österreichische Buchhandlung des Jahres“ geehrt: „Ich habe mich sehr gefreut. Es ist ein wunderbarer Beweis, dass wir am richtigen Weg sind“, sagt sie.

Das Preisgeld hat sie unter anderem in ein neues Projekt namens „Papierboot“ investiert: „Wir wollen Geschenkpapier, Poster und andere Papierwaren, die wir schon jetzt sehr gut verkaufen, künftig selbst herstellen.“ Auch in Zukunft geht’s also nicht ohne kreative Ideen - und Papier!

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