Straches tiefer Fall

Schadenfreude – eine angemessene Reaktion?

Österreich
21.05.2019 06:00

Das geschieht ihm ganz recht! Kein bisschen Mitleid hat man mit dem ehemaligen Vizekanzler, der sich im Skandalvideo aus Ibiza in betrunkenem Zustand um Kopf und Kragen geredet hat. Die Schadenfreude ist hier sogar eine angemessene Reaktion. Weil wir einen hohen Funktionär einer Partei bloßgestellt sehen, der gegen Recht und Anstand verstoßen hat.

Da ist die Genugtuung, dass jemand mit seinen hinterlistigen Plänen nicht durchgekommen ist, und diese Genugtuung verbindet sich mit der Hoffnung, dass die Welt am Ende doch gerecht ist.

Aber was ist mit seiner Familie, der Mutter, der Ehefrau, dem erst fünf Monate alten Sohn? Unvorstellbar, was sie alle durchmachen müssen. Dieses Gefühl, den eigenen Mann vielleicht nicht gut genug gekannt zu haben. Das zerstörte Vertrauen, die bitteren Konsequenzen.

Was bleibt von einem Politiker, wenn seine Funktionen, sein Gehalt, sein Dienstauto, sein Chauffeur, sein Leibwächter, sein Ansehen weg sind? Es bleibt der Mensch. Und dieser Mensch steht vor den Trümmern seines Lebens.

Wenn die Konsequenzen aus dem Video nicht die sind, dass dubiose Vereine im Dunstkreis von Parteien stillgelegt werden, dass Freunderlwirtschaft und Korruption endlich der Kampf angesagt wird, dann hat die politische und private Tragödie des Heinz-Christian Strache zu nichts geführt. Dann hat nicht die Gerechtigkeit gesiegt, sondern nur die Schadenfreude über eine zerstörte Existenz.

Conny Bischofberger, Kronen Zeitung

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