Nach Sri-Lanka-Terror

Neues Ekel-Poster des IS: „Ströme unreinen Blutes“

Ausland
25.04.2019 10:26

359 Menschenleben, darunter 45 Kinder, haben die Selbstmordattentäter auf Sri Lanka bei den blutigen Anschlägen am Ostersonntag ausgelöscht (Im Video oben ist zu sehen, wie einer der Täter eine Kirche betritt). Der Islamische Staat reklamierte den Terror für sich und warf zugleich seine Propagandamaschine voll an. Nachdem ein Video kurzzeitig im Netz aufgetaucht war, auf dem die Massenmörder vor den Anschlägen IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi die Treue schwören, kursiert nun ein weiteres, ekelhaftes Propagandaposter in Dschihadistenforen. Darauf „feiert“ der IS die „Ströme unreinen Blutes“, welche die Attentäter vergossen.

Mittlerweile wurden die Selbstmordattentäter - unter ihnen auch eine Frau - zum Großteil identifiziert. Mit dabei ist ein amtsbekannter Hassprediger. Soweit sie das überblicke, seien die Anschläge in Sri Lanka mit mehr als 350 Toten die tödlichsten, die jemals irgendwo auf der Welt mit dem Islamischen Staat in Verbindung gebracht wurden, twitterte die IS-Korrespondentin der „New York Times“, Rukmini Callimachi. Auf dem jüngsten Propagandaplakat der Terrormiliz sind neben US-Präsident Donald Trump auch Papst Franziskus und Buddha zu sehen, es wird von „Feinden der Religion“ und „Strömen von Blut“ geschrieben.

„Das Bekennervideo war authentisch“, sagt IS-Experte Peter Neumann vom Londoner King‘s College. „Es gibt offenbar eine Verbindung zum IS, jetzt muss man ermitteln, ob Rückkehrer dahinterstecken oder es konkrete Anweisungen gab.“ Mittlerweile wurden 76 Verdächtige verhaftet, laut der Armee von Sri Lanka wurde überdies die Zahl der an der Fahndung beteiligten Soldaten von 1300 auf 6300 erhöht. Aufnahmen von Überwachungskameras, die nun veröffentlicht wurden, zeigen die Attentäter kurz vor den Anschlägen. Dennoch sind nach wie vor nicht alle Namen bekannt.

Verdächtige Gruppe war vorher nicht terroristisch aktiv
Der IS müsse in irgendeiner Form operativ beteiligt gewesen sein, glaubt auch Ajai Sahni, Chef des Beobachtungszentrums South Asia Terrorism Portal in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. Eine Gruppe, die noch nie terroristisch aktiv gewesen sei, könne nicht einfach so neun Bomben mit derartigem zerstörerischen Potenzial bauen - und das unbemerkt. Die neun Selbstmordattentäter waren Sri Lanker und gehörten nach Regierungsangaben einer ziemlich unbekannten Islamistengruppe an. „Ich hatte keine Ahnung von dieser Gruppe“, sagt Sahni. „Ich habe die größte Datenbank über Südasien in der Welt, und sie tauchte darin nicht auf“, sagt er.

Die sri-lankischen Behörden hätten die Gruppe National Thowheeth Jama‘ath (NTJ) offenbar nicht auf dem Schirm gehabt. Das sei erstaunlich, denn als er nach den Anschlägen recherchiert habe, habe er entdeckt, dass die Gruppe schon seit Jahren durch eine salafistische Ideologie und durch Gewalt - wenn auch in kleinerem Maßstab - gegen andere Religionsgruppen aufgefallen war.

„Viel mehr IS hinter diesem Anschlag als bisher“
Sri Lanka war bisher nicht als wichtiges Einflussgebiet des Islamischen Staates bekannt. Die sri-lankische Regierung sprach 2016 von lediglich 36 „gut ausgebildeten“ Personen, die sich von Sri Lanka aus dem IS in Syrien angeschlossen hätten. Terrorismusexperten sind sich einig, dass der Großteil der ausländischen IS-Kämpfer aus dem Nahen Osten sowie aus Europa nach Syrien gegangen ist - nicht aus Südasien. „Trotzdem steckt in diesem Anschlag mehr IS als bei vielen anderen Anschlägen in der Vergangenheit“, sagt Extremismusforscher Neumann. Wenn man die Terrormiliz medizinisch mit einem Virus vergleiche, dann sei der Erreger - das Herrschaftsgebiet in Syrien und im Irak - zwar nicht mehr vorhanden, das Virus habe sich aber längst auf andere Teile ausgebreitet.

Radikalisierte kommen zunehmend aus gutem Hause
Der IS rekrutiere vor allem über das Internet, und zwar auf eine Weise, dass man einen eigenen Computer und eine eigene Internetverbindung brauche. Das treffe in der Region nun mal nicht auf jeden zu. Radikalisierte kämen zunehmend aus gutem Hause. Der IS gilt in seinem Stammgebiet in Syrien und dem Irak als besiegt. Gefährlich ist er aber trotzdem noch. „So ein Anschlag ist extrem wichtig für die Gruppe. Der IS steckt in einer Krise“, sagt Neumann. Viele Anhänger weltweit fragten sich, was denn jetzt weiter passiere, wo man das Territorium und das „Kalifat“ verloren habe. „Das ist jetzt deren Art zu zeigen: Wir leben noch.“

Dass der Terrormiliz das gelang, lag letztlich auch daran, dass die sri-lankischen Behörden nicht auf die sehr detaillierten Warnungen indischer Geheimdienste reagiert hatten. „Ich habe noch nie einen terroristischen Vorfall gesehen, bei dem es so viele spezifische Hinweise gab, die komplett unbeachtet blieben“, sagt Sahni.

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