"Red Bull Stratos"

Weldrekord-Versuch aus 36 Kilometer Höhe

Salzburg
06.02.2010 18:16
Geht alles gut, wird sein Name wohl in einem Atemzug mit den Gebrüdern Wright oder Flugpionier Otto von Lilienthal genannt werden: Mehrere Weltrekorde will der Salzburger Felix Baumgartner brechen, wenn er als erster Mensch aus 36 Kilometern Höhe mit Überschall-Geschwindigkeit zur Erde rast. Hier die Details.

"Krone": Worum geht es bei deinem Projekt "Red Bull Stratos"?
Felix Baumgartner: Es geht um das Ausloten der menschlichen Grenzen und der Leistungsfähigkeit. Als Joe Kittinger von der US-Air Force 1960 als erster Mensch in die Stratosphäre aufstieg, um aus 31.000 Metern Höhe zur Erde zurück zu rasen, ging es im Vorfeld des Gemini- und Apollo-Raumprogrammes um das Testen von Sicherheitsystemen. Wenn Richard Branson bald Passagiere auf Parabelflügen an den Rand des Weltalls bringt, muss es auch ein Sicherheitsszenario geben.

"Krone": Wie bereitest du dich vor?
Baumgartner: Ich muss meinen Körper von Spitzenleistung auf Ausdauer umstellen, lernen, mich stundenlang im Druckanzug in einer Kältekammer oder im Windkanal aufzuhalten. Ich muss den Kreislauf daran gewöhnen, zwei Stunden lang reinen Sauerstoff zu atmen, um den Stickstoff aus dem Blut zu entfernen. Der Salzburger Sportwissenschaftler Michi Maierhofer hilft mit dabei. Körperliche Fitness ist unumgänglich, es gibt etwa Belastungen bis zu 10 g beim Öffnen des Fallschirms.

"Krone": Wie erfolgt der Aufstieg?
Baumgartner: Die wichtigsten drei Dinge sind ein Raumanzug, eine Druckkapsel für den Aufstieg. Sie hat Art Thompson konstruiert, ein Luftfahrtexperte, der an der Konstruktion des legendären B2-Stealth-Bombers beteiligt war. Und ein Helium-Gasballon, der 1,2 t Nutzlast in die Stratosphäre tragen kann. Der Countdown dauert zehn Tage. Vier Stunden vor dem Lift off füllen wir den Ballon mit Helium. Er wird 150 Meter hoch.

"Krone": Du fliegst am 13. Februar wieder nach Kalifornien um Testsprünge aus 18 und dann 27 Kilometern zu machen?Baumgartner: Ab 18 Kilometern Höhe passiert man die nach einem amerikanischen Wissenschaftler benannte Armstrong-Linie, wonach auf Grund der geringen Luftdichte der Siedepunkt auf 37 Grad absinkt. Das hat zur Folge, dass der Wasseranteil im Blut zu kochen beginnt. Der reine Sauerstoff soll die Bläschenbildung verhindern und den Stickstoff aus dem Blut verdrängen. Vor jedem Start-Szenario checken wir daher in über 100 Punkten medizinische und technische Daten sowie das komplette Überlebenssystem.

"Krone": Wenn die angepeilte Höhe erreicht ist, was passiert?
Baumgartner:
Ich werde für einige Minuten das überwältigende Szenario genießen. Aus 36 Kilometern Höhe siehst du über 800 Kilometer in alle Richtungen. Wäre ich mit dem Ballon 36 Kilometer über Salzburg, ginge mein Blick von Dänemark bis zum Schwarzen Meer und von Rom bis Paris. Und ober mir nur das dunkle Weltall. Manchmal träume ich davon.

"Krone": Und dann erfolgt der Absprung ...
Baumgartner: Zuerst erfolgt der Druckausgleich in der Kapsel, dann öffne ich die Ausstiegsluke aus Acryl und trenne mich von der Sauerstoff- und Energieversorgung der Kapsel. Jetzt bin ich allein, ich stehe vor meinem kühnsten Sprung. Abspringen, mittels konvexen Spiegel, die in die Handschuhe integriert sind, kann ich mein eingeschränktes Gesichtsfeld erweitern. Weil ich mich im Fast-Vakuum befinde, gibt es keinen Luft-Widerstand. Ich werde die Geschwindigkeit deshalb kaum wahrnehmen.

"Krone": Und du wirst als erster Mensch die Schallmauer durchbrechen?
Baumgartner: Es sollte möglich sein, denn rein rechnerisch durchrase ich in 16 Sekunden die ersten fünf Kilometer und erreiche Mach1. Dann beschleunige ich im Freifall mit 0,63 g und nach weiteren 30 Sekunden rase ich mit Mach 1,2 zur Erde. In 1500 Metern Höhe öffnet sich bei 200 km/h der Fallschirm. Und 12 bis 13 Minuten nach dem Ausstieg sollte ich wieder sicher auf der Erde sein.

Kronen Zeitung
Symbolbild

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