12.07.2018 11:58 |

NOx bis zu 97% gesenkt

Kommt Diesel-Nachrüst-„Stein der Weisen“ aus Graz?

Eine neue Lösung in der Abgasnachbehandlung für Diesel-Pkw zeichnet sich ab. An der Technischen Universität Graz wurde ein Technologiekonzept getestet, das im Testbetrieb mit einem Euro-5-Fahrzeug unter realen Fahrbedingungen die Euro-6-Emissionsstandards für Stickoxide (NOx) sogar übertroffen hat, wie die TU Graz am Donnerstag meldete. Die EU-Kommission zeichnete die Idee mit 1,5 Millionen Euro aus.

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(Bild: kmm)

Die TU Graz hat eine Technologie getestet, die das dänische Technologieunternehmen Amminex (ein Unternehmen des französischen Faurecia-Konzerns) entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine Lösung, die ursprünglich für den Nutzfahrzeugmarkt, speziell Busse, konzipiert war und nunmehr für den Einsatz bei Diesel-Pkw angepasst wurde. Dieser Weg zur Reduktion von Stickoxiden (NOx) wird Ammonia Storage and Delivery System (ASDS) genannt.

Anders als bei der üblichen Harnstoff-Einspritzung (AdBlue) verzichtet diese Technologie auf eine wässrige Harnstofflösung. Das zur Reduktion der NOx-Emissionen benötigte Ammoniak wird hier in fester Form in einem Salz gebunden, wie Peter Grabner vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU Graz erklärte. Durch Wärmeeinwirkung beim Starten wird es gasförmig wieder freigesetzt. Bei kalt werdendem Motor wird das Ammoniak vom Salz absorbiert und verfestigt sich wieder.

Für die Versuche wurde die Anlage in einen Renault Mégane 1.5 dCi 110, Baujahr 2014, eingebaut. 72.000 Kilometer auf dem Tacho, 1383 kg Leergewicht, 110 PS, Winterreifen. Die Tests an dem nachgerüsteten Euro-5b-Dieselfahrzeug durch das Grazer TU-Institut haben die Effizienz des neuen Konzepts unter realen Fahrbedingungen nachgewiesen. Die Emissionen des Fahrzeugs wurden sowohl vor als auch nach der Nachrüstung des Wagens mit tragbaren Emissionsmesssystemen erfasst.

Die Basismessungen des Autos ergaben Emissionen von 800 mg (Sommer) bis zu 1300 mg (Frühling) NOx pro Kilometer, was vier bis sieben Mal mehr ist als der Euro-5-Grenzwert. Dieser erlaubt nur Emissionen von 180 mg NOx pro Kilometer. Das Ergebnis nach der Nachrüstung sei „beeindruckend“, wie Grabner erklärte. Es zeigte sich, dass die durchschnittlichen Emissionen unter realen Fahrbedingungen auf 40 mg NOx pro Kilometer reduziert wurden - deutlich unter dem aktuellen Euro-6-Emissionsstandard, der 80 mg NOx pro Kilometer erlaubt. „Das innovative Konzept bietet großes Potenzial, um Fahrzeuge umweltfreundlicher zu machen und zukünftige Abgasnormen einzuhalten“, urteilte der Grazer Forscher.

Gemeinsam mit Automobilherstellern soll nun der Prototyp des ASDS-Systems für Pkw weiterentwickelt, standardisiert und die Zulassung der Technologie vorangetrieben werden. Die Europäische Kommission hat den Prototypen mit dem mit 1,5 Millionen Euro dotierten „Horizon 2020“-Preis in der Kategorie „Engine retrofit for clean air“ ausgezeichnet. Die TU Graz erhält rund ein Drittel des Preisgeldes.

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