Amazon-Reader im Test

Kindle Oasis: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Digital
05.05.2018 09:00

Seit Kurzem ist Amazons Kindle Oasis auch in Gold erhältlich. Aber ist auch alles Gold, was glänzt? krone.at hat das Flagschiffmodell unter den E-Book-Readern des Online-Händlers genauer unter die Lupe genommen.

Elektronisch oder nicht? Diese Frage erhitzt Leseratten weltweit seit Aufkommen der ersten E-Book-Reader. Ich entschied mich 2011 aus ganz pragmatischen Gründen für das elektronische Buch - und habe ihm seitdem weitgehend die Treue gehalten: Der Platz im Billy wurde langsam knapp, zudem wollte ich mit leichterem Gepäck pendeln bzw. verreisen. Vergangenen Herbst fand der Lesespaß allerdings ein jähes Ende: Akku und Funkmodul meines E-Book-Readers, ein Amazon Kindle der dritten Generation, wollten nicht mehr so recht, ein Ersatz musste also her. Die Entscheidung fiel letztlich auf das zweitgünstige Modell des Online-Händlers, den Paperwhite - in erster Linie wegen des integrierten Leselichts, damit Frau besser schlafen kann, wenn ich es mal wieder nicht kann und deshalb lese.

Derart zufrieden wie mit dem ersten Kindle bin ich mit meiner Wahl seitdem allerdings nicht. Hauptärgernis: der Touchscreen. So intuitiv die Bedienung gegenüber den ursprünglichen Tasten auch sein mag - vor allem, aber nicht nur in den Augenblicken des Dämmerschlafes, wenn die Motorik bereits aussetzt und der Daumen schwach wird, also kurz bevor das Buch endgültig zur Seite gelegt wird, passiert es leider immer wieder, dass ich versehentlich ganze Seiten überblättere. Tags drauf beginnt dann jedes Mal aufs Neue die Suche nach dem eigentlichen Ende. 

Der Oasis, das Flaggschiffmodell unter den Amazon’schen Readern, ist dem Paperwhite in dieser Hinsicht nur bedingt voraus. Er verfügt zwar erfreulicherweise zum Blättern über zwei physische Tasten (leider nur auf einer Seite), den Daumen der anderen Hand können diese beim beidhändigen Lesen aber auch nicht daran hindern, gelegentlich abzurutschen und Seiten zu verblättern.

Ergonomisch ist anders
Mitschuld daran hat - Ärgernis Nummer zwei - die Ergonomie des Geräts. Der Oasis ist mit seinem 7-Zoll-Display zwar etwas breiter als die anderen Kindles, zudem verfügt er rückseitig über einen Griff und deshalb laut Amazon auch über ein „ergonomisches Design“, wirklich gut und sicher in der Hand liegt das knapp 200 Gramm schwere Gerät jedoch nicht. Denn zum einem ist das Alugehäuse gegenüber den bisherigen Kunststoffversionen deutlich rutschiger, zum anderen ist der Griff schlichtweg zu schmal, um wirklich von Nutzen zu sein. Hinzukommt, dass die Kanten des E-Readers relativ scharf sind.

Zugegeben: Auch das Buch gehört in seiner rechteckigen Grundform nicht gerade zu den ergonomischsten Gegenständen. Das gilt insbesondere für dicke Wälzer, deren Ungleichgewicht auszutarieren zu Anfang und Ende des Buches ein echter Balanceakt sein kann. Amazon könnte in der Formgestaltung seines Readers jedoch viel freier sein, als dies klassische, auf Papier druckende Verlage sind, und seinem Kindle einen wirklich ergonomischen Griff spendieren, ohne dafür an der Grundform des Displays rütteln zu müssen.

Viel Licht und Speicher
Ist also nicht alles Gold, was glänzt? Ganz so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Der neuerdings neben Graffit auch in Gold erhältliche Oasis hat durchaus seine positiven Seiten. Da wäre etwa die gegenüber dem Paperwhite gleichmäßigere Ausleuchtung des Displays bei aktiviertem Frontlicht. Zudem passt sich dieses auf Wunsch nun automatisch den vorhandenen Lichtbedingungen an. Der Klick ins Menü wird damit obsolet. 
Wer besonders viel liest, der darf sich darüber hinaus auf einen mit acht Gigabyte gegenüber den anderen Kindle-Modellen doppelt so großen Speicherplatz freuen. Mir selbst ist es allerdings auch in meinen fast sieben Jahren nicht gelungen, die drei Gigabyte meines ersten Kindle zu füllen.

Dass es den Oasis für einen Aufpreis von 30 Euro statt mit acht sogar mit 32 Gigabyte Speicher gibt, mag daher zunächst etwas großzügig bemessen erscheinen - schließlich sind E-Books im Schnitt nur wenige Megabyte groß. Gedacht ist der 32-Gigabyte-Speicher aber wohl in erster Linie für Hörbücher des Tochterunternehmens Audible, die sich dank integriertem Bluetooth über entsprechende Drahtlos-Kopfhörer oder -Lautsprecher wiedergeben lassen. Einen analogen Kopfhörereingang hat der Oasis leider nicht.

Badewannen-Begleiter
Zu guter Letzt ist der Oasis der erste seiner Familie, der nach
IPX8-Standard „wasserfest bei Eintauchen in Süßwasser für bis zu 60 Minuten in einer Tiefe von bis zu zwei Metern“ ist. „Zudem wurde er entwickelt, um Wasserspritzern am Strand oder Fallenlassen in der Badewanne, im Whirlpool oder Pool standzuhalten“, verspricht Amazon. Den - zu Testzwecken - kurzen Abtaucher in die Badewanne hat er jedenfalls anstandslos überstanden. Wer dort, am Strand oder Beckenrand also besonders gerne und oft liest, sollte den Oasis in Betracht ziehen.

Das E-Ink-Display bietet den gewohnten Lesekomfort und lässt sich wie gehabt auch bei starker Sonneneinstrahlung problemlos ablesen. In puncto Akkuleistung kann der Flaggschiff-Reader ebenfalls überzeugen. Vorausgesetzt, man hat Drahtlos-Funktion, Bluetooth sowie Leselicht deaktiviert, lassen sich mit einer Akkuladung locker mehrere verregnete Urlaubswochen überdauern. Sind die genannten Funktionen dagegen aktiviert, sinkt die Kapazität entsprechend rapide.

Fazit: Hübsch aussehen tut der Kindle Oasis in seinem goldenen Gewand ja, aber man soll ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen. Während E-Ink-Display und adaptives Leselicht überzeugen, enttäuscht der Reader vor allem in puncto Ergonomie. Der Kunststoff des wesentlich günstigeren Paperwhite liegt deutlich sicherer in der Hand. Der mit rund 230 Euro (8 GB, nur WLAN) bis 320 Euro (32 GB, zusätzliches 3G) vergleichsweise hohe Preis für den Oasis rechtfertigt sich vor allem durch den größeren Speicher und die Wasserfestigkeit. Wer auf Beides verzichten kann, ist bei den günstigeren Modellen besser aufgehoben.

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