Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der "IG Autorinnen Autoren", hofft, dass "das nicht nur ein Versuch ist, den Vergleich kosmetisch zu reparieren. Das wäre dann der übliche Werbetrick. Wenn sie es ernsthaft überprüfen wollen, bedeutet das eine Außerkraftsetzung des vorliegenden Vorschlags."
"Das ist ein guter Tag für das Urheberrecht", sagt auch Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Google hat in mehreren Bibliotheken Bücher eingescannt und sich erst nachträglich um die Nutzungsrechte gekümmert. Im darauffolgenden Rechtsstreit mit US-Autoren- und Verlegerverbänden hat man sich auf ein "Settlement" geeinigt, das am 7. Oktober vor einem US-Gericht endgültig abgesegnet werden sollte. Gegen die Zahlung von 125 Millionen Dollar (84,6 Millionen Euro) sollte die zukünftige Nutzung der Scans in den USA geregelt werden. Außerhalb der USA sind die umstrittenen Buch-Scans derzeit nicht abrufbar.
Proteste in Europa
Nach heftigen Protesten insbesondere in Europa hatte das US-Justizministerium am Wochenende aber das Gericht aufgerufen, eine Vereinbarung zwischen Google und der US-Buchbranche abzulehnen. Es habe unter anderem Urheberrechts- und Wettbewerbs-Bedenken. Die Behörde forderte Google und die amerikanische Buchbranche unter anderem dazu auf, stärker auf die Einwände ausländischer Autoren und Verleger einzugehen und einen Mechanismus für den Zugang der Google-Wettbewerber zu den Büchern zu etablieren.
Nun schlugen die beteiligten Parteien dem Gericht statt dem Gerichtstermin am 7. Oktober eine "Status Conference" am 6. November vor, um einen neuen Terminplan festzulegen und mit dem Justizministerium an den Fragestellungen zu arbeiten. Google stimmte dem Aufschub zu. Auch die Open Book Alliance seines Rivalen Microsoft und des Internet Archive begrüßte die Verschiebung.
Zurück zum Start?
Laut Ruiss waren die Chancen, diesen ersten Termin einzuhalten, "sowieso sehr gering, weil ein Einzelrichter massenhaft Einwände vor sich liegen hatte". Ruiss sieht die Chance, dass nun "alles wieder zurück zum Start" gehen könnte. "Dann wäre alles vollkommen sinnlos, was bisher passiert ist." Seit einigen Monaten waren Verleger und Autoren sowie Interessensvertretungen aufgefordert, Einwände zu erheben. "Für mich wird es immer seltsamer. Je länger sich alle damit beschäftigen, desto klarer wird die Problematik dieses Settlements. Nicht nur für uns Europäer, sondern auch für die Kollegen in den USA. Man fragt sich langsam, womit da jemand verglichen hat", so Ruiss.
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