Wildholzmöbel

Die Natur ist der Designer

Wohnkrone News
16.07.2009 17:21
Äste als Möbel. Wurzeln als Armlehnen. Möbelstücke, die gut und gerne auch als Galerie-Ausstellungsstücke durchgehen würden, fertigt der oberösterreichische Tischler und Holzkünstler Ernst Maier an. Das Geheimnis der Natur-pur-Wohnobjekte liegt in der Mischung aus Technik und Material. Denn im Gegensatz zu den bekannten Holzmöbeln werden Maiers Stücke aus unverfälschtem „Wildholz“ gefertigt. Das Motto dabei: Die Natur bestimmt das Design.

Kunst oder Möbelstück? Exklusives Sammlerobjekt oder bequemer Gebrauchsgegenstand? Diese Fragen drängen sich auf, wenn man Maiers Möbelstücke betrachtet. Denn seine „Wildholzmöbel“ – ob Sessel, Sofa, Bett oder Schaukelstuhl – sind so natürlich schön, dass sie schon wieder „hochdesignt“ wirken.

Wildholz – ein Material mit Tradition
Die Wurzeln der sogenannten „Wildholzmöbel“ liegen in der amerikanischen Gründerzeit. Doch außer dem Material selbst haben die Möbelstücke von Ernst Maier nichts mit diesen Urmöbelformen zu tun.

Bei der herkömmlichen Holzmöbelproduktion werden, vereinfacht ausgedrückt, zurechtgeschnittene Bretter aus dem Baumstamm verwendet. Dabei werden „Fehler“ des Holzes, die durch natürliches Wachstum, durch Sonne, Wind und Regen entstanden sind und dem jeweiligen Baum oder Strauch seine ganz spezielle Individualität und Charakteristik geben, entfernt.

Bilder der Wildholzmöbel findest du in der Infobox!

Diese vermeintlichen Fehler machen aber für Freunde der Wildholzmöbel erst die wahre Schönheit aus. Für die Möbelherstellung in bester Handarbeit werden unverfälschte Stücke aus der Natur verwendet. Das können Äste, Baumstämme, aber auch Büsche sein. Mit oder ohne Rinde.

Beim Möbelentwurf bestimmen diese Eigenheiten des jeweiligen Holzstückes den Einsatz und die Form. Man orientiert sich daher am vorgegebenen „Design der Natur“ und greift nur korrigierend ein.

Natur und Arbeitstechnik
Das hört sich einfach an – doch in der Umsetzung erfordert die Sache langwierige Arbeiten auf handwerklich höchstem Niveau sowie die Entwicklung eigener Verfahren, um die Materialien langlebig, robust und „samtweich, trotz rauer Rinde“ (Maier) zu machen.

So setzt der gelernte Tischler und daher Holzfachmann Maier nur geschnittenes Material ein, da am Boden liegendes Holz meist schon Vermoderungserscheinungen, Pilz- oder Insektenbefall aufweist. Auch die Jahreszeit der Schlägerung spielt eine Rolle für die spätere Belastbarkeit. Für die Qualität des Materials ist dann auch noch das eigene Trocknungsverfahren ausschlaggebend. Bei Ernst Maier trocknet das Holz ein bis drei Jahre: „Ausschließlich Lufttrocknung. Ein zu rasches Trocknen führt dazu, dass das Holz später splittert“, sagt der Fachmann.

Eigene Bearbeitungen wie etwa spezielle Schälungen und Ölungen sorgen dafür, dass selbst, wenn die Rinde am Möbelstück erhalten bleibt, sich die Möbelteile dennoch samtig-weich anfühlen und dabei nichts von ihrer Natürlichkeit verlieren.

Auch bequem oder einfach nur schön?
Man kennt das ja: Ein schönes Möbeldesign geht leider nicht immer mit Gemütlichkeit und bequemem Komfort einher. Maiers Ehrgeiz lag vor allem auch darin, nicht nur die naturgegebene Schönheit zu erhalten, sondern auch allen Anforderungen des menschlichen Körpers beim Gebrauch der Möbel Rechnung zu tragen.

So sind seine Sessel etwa mit speziellen ergonomischen Details – wie z.B. eigenen Lendenwirbelstützen – versehen, Rückenlehnen aus Ästen werden mittels Dampf so schonend gebogen, dass sie sich perfekt dem Menschen anpassen. Der Lohn der Mühe: Sogar Berufsmusiker, die viele Stunden sitzen müssen, lassen sich heute maßgefertigte Wildholz-Sessel von Maier anfertigen.

Von der Lampe bis zum Geländer
Was vor einigen Jahren als Hobby-Zweitschiene für den Tischler Maier begann, ist heute ein geschäftlicher Hauptzweig mit einem überaus breiten Sortiment geworden: Von Lampen, über Sofas, Betten, Tischen, Stühle in allen Variationen und Formen bis hin zum Innenraumgeländer und Holzskulpturen reicht die breite Angebotspalette. Besonders beliebt sind seine Wildholz-Schaukelstühle, die er in penibler Forschung nach den Schaukelstuhl-Ursprüngen mit extra verlängerten Schaukelkufen versehen hat.

In Österreich ist Maier nach eigenen Angaben der einzige professionelle „Wildholzmöbel“-Anbieter, in ganz Europa gibt es nur sehr wenige. Wobei bei der Wildholzmöbel-Herstellung auf einem gehobenen Qualitätsniveau sowieso jeder Handwerker auch ein Künstler und umgekehrt ist. Handwerkliche Techniken und Interpretationen der Natur sind verschieden. Fest steht jedenfalls, dass jedes Stück ein unverwechselbares Unikat ist. Heute ist der Oberösterreicher mit seinen Stücken auf vielen Design-Messen und Ausstellungen vertreten.

Leistbar oder nur für die Superreichen?
Zu 95 Prozent arbeitet Maier für Privatkunden, wobei entweder Ausstellungsstücke gekauft oder je nach Kundenwunsch einzeln angefertigt werden. Möglich ist es daher auch, dass ein liebgewordener Baum oder Strauch aus dem eigenen Garten nach einer notwendig gewordenen Fällung als Sofa oder Stuhl im Haus „weiterlebt“.

Die Kundenschicht von Maier ist breit zusammengesetzt und reicht vom Durchschnittsverdiener bis hin zum Industriekapitän. In der Herstellung jedes Stückes stecken viele Arbeitsstunden: Je nach Bauart, Bespannung und Material kostet etwa ein Wildholz-Sessel zwischen 400 und 800 Euro, Tische zwischen 1.200 und 2.000 Euro und Betten ungefähr 1.800 Euro. Designerstücke aus dem gehobenen Möbelhaus sind oft teurer – und häufig nicht so unverwechselbar.

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