Die Austrian Airlines und die Gewerkschaften haben sich am Mittwoch auf wesentliche Eckpunkte eines Sparpaketes geeinigt. Voraussichtlich rund 2.600 Angestellte - vorerst nur im Boden-Bereich - werden ab 1. April an der Kurzarbeit teilnehmen. Weiters werden die Pensionskassenbeiträge der Beschäftigten für ein Jahr um 75 Prozent reduziert, und die aktuelle Kollektivvertragslaufzeit wird um zwei Monate bis 31. Dezember 2009 verlängert, teilte die AUA am Mittwoch mit.
Die Verhandlungen mit dem fliegenden Personal laufen unterdessen noch und würden "zügig" fortgesetzt. Die Fluglinie hoffe auf einen baldigen Abschluss, hieß es auf Anfrage.
Details zur Kurzarbeit
Die Eckpunkte des AUA-Krisenpaketes sehen eine Arbeitszeitreduzierung auf 80 Prozent bei einem Entgelt von 90 Prozent beziehungsweise 90 Prozent Arbeitszeitreduzierung bei 95 Prozent Gehalt vor. Die AMS-Förderung solle die Differenz weitestgehend abdecken, so die AUA. Die Kurzarbeit soll zunächst für sechs Monate gelten, wobei eine Verlängerungsoption besteht. Im Sinne sozialer Ausgewogenheit seien Lehrlinge, Teilzeitangestellte (bis zu 50 Prozent Normalarbeitszeit) und Arbeitnehmer mit einem Einkommen bis zu 1.100 Euro von der Kurzarbeit ausgeschlossen.
"Das ist ein sehr wichtiger Schritt zur Krisenbewältigung", so die AUA-Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth. Die Kurzarbeit werde sowohl größtmögliche Gleichbehandlung gewährleisten als auch die zwingend erforderlichen Personalkosteneinsparungen realisieren. Mit dieser Einigung sei eine weitere wichtige, rasch wirksame Maßnahme im Krisenpaket umgesetzt.
"Beitrag zur Krisenbewältigung"
"Mit diesem Paket können wir die österreichischen Arbeitsplätze sichern und leisten in diesen schwierigen Zeiten auch einen deutlichen Beitrag zur Krisenbewältigung", so Bodenbetriebsratsvorsitzender Alfred Junghans. Die Berücksichtigung von sozialen Aspekten und die Verhinderung von Einkommenseinbußen seien wichtig gewesen. "Jetzt erwarten wir uns auch von unseren Systempartnern einen deutlichen Beitrag im Sinne der Erhaltung des Standorts", so Junghans.
Kurzarbeit auch bei Infineon
Auch der deutsche Chipkonzern Infineon startet mit der Kurzarbeit in Österreich ab 1. April. Nach dem Abschluss der Betriebsvereinbarung mit dem Zentralbetriebsrat sei am Dienstag das Begehren zur Kurzarbeit finalisiert und beim Arbeitsmarktservice eingebracht worden, hieß es am Mittwoch. Der Vorstand sieht darin einen "wichtigen Schritt" zur Bewältigung der aktuellen Marktlage und zur Absicherung der Stellen in Österreich.
Die Reduktion der Arbeitszeit werde durchschnittlich 20 Prozent betragen und voraussichtlich 1.400 der 2.300 österreichischen Konzernmitarbeiter betreffen. Für die Tochtergesellschaften Infineon Technologies IT-Services GmbH in Klagenfurt und die DICE GmbH & Co KG in Linz werden "kurzarbeitsäquivalente Maßnahmen" eingeführt. Gleiches gelte für die noch verbliebenen Zeitarbeitskräfte und die nicht von der Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter in Villach und Graz.
Unbezahlter Urlaub für Manager
Die Manager sind von den Sparmaßnahmen ebenfalls betroffen. Sie leisten ihren Beitrag durch unbezahlten Urlaub, dessen Ausmaß sich auf bis zu 15 Prozent Gehaltskürzung belaufe, teilte Infineon Österreich mit.
Sparprogramm seit Sommer 2008
Die Entscheidung zur Kurzarbeit schließe an ein Bündel von Maßnahmen an, die Infineon Austria angesichts der Halbleiter- und weltweiten Wirtschaftskrise getroffen hat. Bereits im Sommer 2008 wurde weltweit ein "Kostenoptimierungsprogramm" eingeführt. In Zuge dessen wurde der Personalstand reduziert, die Kosten bei Prozessabläufen oder im Einkauf gesenkt sowie Urlaube und Zeitsalden abgebaut. Das Angebot von Infineon Austria zur einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses wurde nach Unternehmensangaben von rund 300 Mitarbeitern angenommen.
Angesichts der Krise schickte Infineon bereits Anfang Jänner beziehungsweise Februar Mitarbeiter an den deutschen Standorten Regensburg und Dresden in Kurzarbeit, in Warstein wird seit 1. März weniger gearbeitet. In München kommt die Kurzarbeit ab 1. April. An den deutschen Standorten sind insgesamt rund 10.000 Mitarbeiter von der Kurzarbeit betroffen.
Weltweit beschäftigt der Chipkonzern rund 27.000 Mitarbeiter - davon 2.600 in Österreich an den Standorten in Villach, Graz, Klagenfurt und Linz.
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