Riesenschulden

Super Aguri gibt Rücktritt aus Formel 1 bekannt

Sport
06.05.2008 16:40
Da waren's nur noch zehn: Der finanziell angeschlagene japanische Rennstall Super Aguri hat seinen monatelangen Überlebenskampf verloren und zieht sich mit sofortiger Wirkung aus der Formel 1 zurück. 26 Monate nach dem Debüt am 12. März 2006 in Bahrain, nach 39 Grand Prix und vier WM-Punkten verkündete Teamchef Aguri Suzuki am Dienstag das Ende der Hinterbänkler-Truppe. Damit sind ab sofort und wie zuletzt 2005 nur noch zehn Teams in der "Königsklasse" vertreten.

"Mit Bedauern muss ich mitteilen, dass das Team heute seine Rennaktivitäten stoppt", sagte der Japaner am Dienstag. Schon beim Großen Preis der Türkei in Istanbul am kommenden Sonntag wird Super Aguri mit seinen Piloten, dem Briten Anthony Davidson und dem Japaner Takuma Sato, nicht mehr dabei sein.

Honda stimmte Verkauf nicht zu
Noch am Dienstag hatte der Vorstand des japanischen Automobil-Herstellers und Formel-1-Konkurrenten Honda über das Übernahmeangebot einer deutschen Unternehmensgruppe (Weigl-Gruppe) beraten, stimmte aber dem Verkauf an den potenziellen Investor nicht zu.

Hondas Formel-1-Verantwortlicher Nick Fry hatte schon in den vergangenen Wochen nur noch wenig Interesse gezeigt, das Team mit Chassis, Motor und vor allem finanziell zu unterstützen. Angeblich soll auf sein Geheiß hin den Lkws von Super Aguri, mit denen Ersatzteile und das Motorhome in die Türkei gebracht worden waren, am vergangenen Sonntag die Zufahrt zum Istanbul Speed Park verweigert worden sein.

Großsponsor ausgefallen

Die Krise bei Super Aguri war ausgelöst worden, nachdem ein Großsponsor im vergangenen Jahr nicht wie vereinbart gezahlt haben soll. "Der Vertragsbruch durch unseren Partner SS United hat zum Verlust der finanziellen Unterstützung geführt und das Team in finanzielle Schwierigkeiten gebracht", sagte der 47-jährige Suzuki, der selbst von 1988 bis 1995 64 Grand Prix bestritten hatte. Die Notlage verschärfte sich, als im vergangenen Monat eine Investoren-Gruppe (Magma) ihr Interesse an einem Kauf zurückzog.

Erschwerend wirkte für das Honda-"Juniorteam", dass künftig Kundenautos verboten werden sollen. Ein Problem, das über kurz oder lang auch zum Red-Bull-Verkauf von Toro Rosso und hoffentlich dank des Wohlwollens des Geldgebers Dietrich Mateschitz nicht zu so einem Ende führen wird.

Privatteams tun sich immer schwerer
Auch Super Aguri hätte künftig einen eigenen Wagen entwickeln müssen, was wiederum sehr kostspielig ist. Die veränderten Rahmenbedingungen für das Team hatten sich negativ auf die Möglichkeit ausgewirkt, Partner zu finden. "Wir haben es mit Hilfe von Honda irgendwie geschafft, das Team am Laufen zu halten, aber wir finden es schwer, einen Weg zu finden, um unsere Tätigkeiten in Zukunft innerhalb der Formel 1 fortzusetzen", meinte Suzuki.

Super Aguri war trotz der Geldnöte in den ersten vier Rennen 2008 an den Start gegangen. Sogar die Präsentation des neuen Wagens hatte vor der Saison wegen der fehlenden Mittel abgesagt werden müssen, Suzuki war fast ausschließlich mit der Suche nach Sponsoren beschäftigt.

Super Aguri ist das vorerst letzte in einer langen Reihe von Teams, die im Milliarden-Zirkus Formel 1 mangels Geld nicht mehr auftreten können. Nachdem immer mehr Automobil-Hersteller eigene Teams in der Formel 1 unterhalten, ist es für private Rennställe immer schwieriger, finanziell mitzuhalten. Rund 100 Millionen Dollar pro Saison muss man aufbringen, um bei dem PS-Spektakel dabei zu sein. Etliche Rennställe wie Prost, Jordan, Jaguar oder Arrows zogen sich in den vergangenen Jahren zurück oder wurden übernommen.

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(Bild: KMM)



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