Was bei vorherigen Windows-Versionen noch "Service Pack" hieß, findet ab 17. Oktober (13 Uhr) als Windows 8.1 seinen Weg auf Millionen Rechner: ein umfangreiches Update des Betriebssystems, das wesentliche Änderungen und Verbesserungen mit sich bringt. Bei Windows 8.1 betreffen diese - und das erkennt der Nutzer auf den ersten Blick - besonders die Benutzeroberfläche, aber auch unter der Haube von Windows 8 hat Microsoft nachgebessert.
Die Alibi-Rückkehr des Start-Buttons
Zunächst zur Benutzeroberfläche: Für viele wohl die wichtigste Änderung ist die Rückkehr des Start-Buttons, der seit Windows 95 für Programmstarts zuständig war. Der neue Start-Button sitzt an der gewohnten Stelle im linken unteren Bereich des Desktops, seine Funktion ist jedoch in Windows 8.1 eine andere als noch in Windows 7.
Er öffnet nämlich kein Startmenü im klassischen Sinne, sondern führt den Nutzer auf Knopfdruck auf den Kachel-Startbildschirm von Windows 8.1. Mit einem Rechtsklick auf den neuen Start-Button öffnet sich eine Liste nützlicher Shortcuts inklusive "Herunterfahren"-Befehl. Letztlich macht der neue Startknopf also weitgehend das, was in Windows 8 schon bisher ein Klick beziehungsweise Rechtsklick in die untere linke Bildschirmecke bewirkte.
Kacheln jetzt auch in Groß und Klein
Größer als der Alibi-Startknopf fallen da schon die Änderungen an der Kachel-Oberfläche Modern UI aus. Die darf der Nutzer jetzt auch endlich mit seinem gewohnten Desktop-Hintergrund hinterlegen, man ist also nicht mehr auf die mitgelieferten Muster angewiesen.
Außerdem gibt es nun zwei neue Kachel-Größen: groß und klein. Große Kacheln sind dabei doppelt so groß wie die größte Option in Windows 8, kleine wiederum entsprechen einem Viertel der aktuell kleinstmöglichen Kacheln - ideal für eher unwichtige Anwendungen, die nicht zu viel Platz verschwenden sollen.
Direktes Booten auf den Desktop möglich
Wer sich gar nicht mit den bunten Kacheln zum Programmstart anfreunden kann, entkommt ihnen nun - zumindest beim Booten. Durch eine neue Option, mit der direkt auf den Desktop gestartet werden kann, kommt Windows 8.1 auf Wunsch nun auf den ersten Blick im Look der Vorgänger daher.
Weil der neue Start-Button aber beim Klicken weiterhin auf den Kachel-Startbildschirm führt, stößt man spätestens bei Programmstarts auf den Kachel-Screen. Für hartgesottene Kachel-Gegner gibt's Abhilfe in Form des Zusatz-Tools Classic Shell, das ein vollwertiges Startmenü nachrüstet. Wer Windows 8.1 in der Standardvariante nutzt, entkommt den Kacheln hingegen nicht.
Verbesserungen bei Multi-Tasking und HD
Deutlich verbessert hat Microsoft das gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Apps. Konnte der Bildschirm bei Nutzung zweier Apps zuvor nur so aufgeteilt werden, dass eine App zwei und die andere ein Drittel der Arbeitsfläche einnimmt, darf der verfügbare Platz nun frei eingeteilt werden. So können auch zwei oder drei Apps in gleicher Größe simultan auf dem Bildschirm dargestellt werden.
Apropos Bildschirm: Windows 8.1 wartet mit besserer Unterstützung hochauflösender Displays auf und ermöglicht durch neue Skalierungsoptionen auch auf Bildschirmen mit Full-HD oder noch höherer Auflösung angenehmes Arbeiten. Und zwar auch im Hochformat - die Unterstützung für diesen besonders beim Lesen beliebten Betriebsmodus wurde deutlich verbessert.
Bessere Touch-Bedienung und App-Neuerungen
Auf Touch-Geräten erfreut Windows 8.1 die Nutzer mit einer neuen, auf die Berührungseingabe optimierten Systemsteuerung. Mussten bei Windows 8 noch zahlreiche Einstellungen in der klassischen Systemsteuerung vorgenommen werden, soll diese bei der neuen Version im Touch-Betrieb weitgehend umgangen werden können.
Die verbesserte Touch-Nutzbarkeit sollen auch aktualisierte sowie neue Touch-Apps gewährleisten. So kommt Windows 8.1 nicht nur mit Taschenrechner-, Audiorekorder-, Koch- und Wecker-App, sondern bringt auch Updates für etliche andere Anwendungen.
Im Kommunikationsbereich ist Skype jetzt fixer Bestandteil des Betriebssystems, Windows-RT-User freuen sich zudem über Outlook, womit das Gratis-Office auf Windows-basierten ARM-Geräten mit Ausnahme des Datenbank-Tools Access quasi komplett ist.
Generalüberholt hat Microsoft seinen Online-Speicher SkyDrive, der jetzt nicht nur zur Synchronisierung von Einstellungen wie der App-Anordnung am Startbildschirm und der Liste installierter Apps quer über alle Windows-8-Geräte genutzt wird, sondern auch mit einer neuen App mit Explorer-Funktionalität aufwartet. Aktualisiert wurden auch die meisten anderen mitgelieferten Apps.
Die Foto-Anwendung bietet nun Bearbeitungsfunktionen und auch der Internet Explorer wird aktualisiert - auf Version 11, die gegenüber Version 10 vor allem unter der Haube ein paar Neuerungen bietet, unter anderem verbesserte Grafikfähigkeiten.
Neue Suchfunktion sucht online und offline
Unter die Kategorie "Verbesserungen unter der Haube" fällt vor allem die neue Suchfunktion von Windows 8.1. Musste der Nutzer bisher selbst entscheiden, in welchen Quellen Windows suchen soll, sucht es nun automatisch sowohl lokal in Apps und Dateien als auch online mittels Microsofts Suchmaschine Bing. So fördert eine Suche nach dem Wort "Wien" nun nicht nur lokale Urlaubsfotos zu dem Suchwort zutage, sondern auch Online-Ressourcen wie beispielsweise die Wikipedia-Seite zur Hauptstadt.
Neben der neuen Suchfunktion gibt's bei den Bordmitteln von Windows 8.1 noch einige andere Neuerungen. Besonders erwähnenswert ist die Antiviren-App Windows-Defender, die verdächtiges Verhalten erkennt und so auch unbekannte Schädlinge zuverlässiger als bisher dingfest machen soll.
Mehr Individualisierung, leichter zu lernen
Deutlich verbessert wurden in Windows 8.1 neben Bedienung und Apps auch die Individualisierungsfunktionen. So gibt's nun nicht nur neue, zum Teil auch animierte Hintergründe für den Kachel-Startbildschirm, sondern auch die Möglichkeit, den Sperrbildschirm mit eigenen Bildern zur Diashow aufzuwerten.
Praktisch für Ein- und Umsteiger, die Windows 8 noch nicht allzu intensiv ausprobiert haben, ist die neue Hilfe-Funktion, die deutlich besser erklärt, wie Microsofts Touch-Betriebssystem bedient wird, als noch in der ursprünglichen Version von Windows 8.
Ambitionierter zweiter Versuch
Alles in allem bringt Microsoft mit Windows 8.1 viele nützliche neue Funktionen ins Spiel und bessert an den richtigen Stellen nach. Hätte Windows 8 bereits einen Alibi-Startknopf gehabt, der Unmut der User wäre womöglich nicht ganz so groß gewesen. Am größten Ärgernis vieler Nutzer, dem fehlenden Startmenü, ändert aber auch der neue Startknopf nichts.
Vorteile bringt Windows 8.1 letztlich vor allem auf Touch-Geräten. Da profitiert der Nutzer von den neuen Kachelgrößen, der besseren Hochformat-Unterstützung und vielen anderen Verbesserungen in der Bedienung. Aber auch wenn das Gerät nicht mit dem Finger bedient wird: Die verbesserte Suche, der neue Internet Explorer und der bessere Windows-Defender nützen jedem etwas.
Abzuwarten bleibt, ob es Microsoft im zweiten Anlauf gelingt, die Nutzer für sein Universalbetriebssystem zu begeistern. Bisher scheiterte das wohl vor allem daran, dass die Desktop- und die Touch-Welt in Windows 8 nicht wie aus einem Guss wirkten. Zu oft fanden sich Nutzer von Touch-Geräten in der Windows-Systemsteuerung wieder - und Nutzer ohne Touchscreen in Modern-UI-Apps. Hier bringt Windows 8.1 zumindest für Touch-User Linderung. Ob es aber für einen Siegeszug reicht und Windows-7- und XP-Nutzer zum Umstieg bewegt, muss sich erst zeigen.
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