Googles Patentsuche eignet sich perfekt für eine Zeitreise der skurrilen Art, zum Beispiel ins Jahr 1907, als Ellen E. Perkins eine Art medizinischen Keuschheitsgürtel (Nummer 875,845) entwickelte um den Wahnsinn, der ihrer Meinung nach „vor allem durch Masturbation und sexuelle Stimulation“ entsteht, zu heilen. Weniger krass, aber durchaus informativ ist eines der ersten Patente auf die Filterzigarette (Nummer 448,815). Der Filter wurde davor nur als eine Art Hygienemaßnahme eingeführt, damit Raucher keine Tabakreste zwischen die Zähne bekommen. Erst nach und nach verstand man den eigentlich Filter-Effekt und damit die Möglichkeit einen Teil der Teer- und Gift-Anteile im Tabak-Rauch zu reduzieren.
Tausende Patente fürs Frühstücksei
Auf schier grenzenlosen Erfindungsreichtum stößt man, wenn man nach alltäglichen Gegenständen sucht. Für Eierköpfer gibt es abertausende Patente – vom bekannten „Frühstückseiersollbruchstellenverursacher“ bis zum martialisch anmutenden „Egg Cracking Device“ (Nummer 5,083,508), bei dem man sich nicht wundert, warum er den Einzug in die Haushalte nicht geschafft hat. Von der selbstversiegelnden Kaffekanne (Nummer 6,085,946) und der faltbaren Lagerfeuer-Kochstelle (Nummer 6,189,529) brauchen wir da gar nicht erst zu reden. Auch zu neueren Gebrauchsgegenständen wie Handys (Suchbegriff: „Mobile Phone“) gibt's das eine oder andere Patent, das zum Schmunzeln anregt.
Bizarre Konstruktionen im Medizinbereich
Die Google-Patentsuchmaschine mit dem Begriff „medical“ zu füttern und die Zeitspanne auf, sagen wir, 1850 bis 1920 einzuschränken, kann eine abenteuerliche Reise werden. Hier ist jeder Schuss ein Treffer. Die Apparaturen (auch im Hinblick auf die Verwendungszwecke) ähneln Folterinstrumenten. So findet man zum Beispiel einen Elektroschock-gürtel aus dem Jahre 1890 (Nummer 424,827) der in der Psychiatrie eingesetzt wurde – wofür genau, geht aus dem Ansuchen leider nicht hervor, der Apparat sieht aber nicht gerade vertrauenserweckend aus.
Auch in die „Hochdruck-Dampfkabine“ aus dem Jahre 1902 (Nummer 700,561), deren Benutzung einen „wohltuenden Effekt auf die Atmung des Patienten hat“, die aufgrund des enormen Wirkungsgrades dem Patienten bei unsachgemäßer Bedienung aber auch „erheblichen Schaden“ zufügen kann, würden sich heute nur mehr besonders mutige Gesellen wagen. Im Bereich Körperhygiene und Schönheitschirurgie gibt's ebenfalls haarsträubende Erfindungen, die von von der Ultraschall-Zahnbürste (Nummer 4,236,510), die eigentlich keine Bürste mehr hat, bis zum im Fleisch „verschraubten“ Brustimplantat (Nummer 6,203,570) von 1999 reichen.
„Freudenspender“ anno 1928
Das Patent auf einen „elektrischen Apparat zu Therapiezwecken“ hat John H. Dequer am 6. November 1928 in Los Angeles, Kalifornien, erhalten. Und seine Erfindung ist bis heute „beliebt“, Mister Dequer hat vor fast achtzig Jahren nämlich nichts anderes als die technischen Pläne für den ersten heizbaren Vibrator beim Patentamt eingereicht. Man kann es sich kaum vorstellen, aber einschlägiges SM-Zubehör à la „Streckbank“ und diverse „Apparatus for sexual intercourse“, werden (nach den Suchergebnissen beurteilt) öfter erfunden bzw. weiter-entwickelt als „Frying pans“, also Bratpfannen, denen man für gewöhnlich einen höheren Verbreitungsgrad zumessen würde. Auf jene Konstruktionen, die man beim Suchbegriff „Sexual Aids“ findet, soll hier gar nicht näher eingegangen werden. Bei manchen dieser „Spielzeuge“, ist es wohl besser (gesünder), dass sie nie gebaut wurden…
Patentsuche verrät Zukunftspläne der Technik-Hersteller
Für (ganz normale) Technikfreaks ist Googles Patentsuchmaschine ein gefundenes Fressen. Nach dem Motto „Mal schauen, woran die gerade arbeiten“, durchforsten derzeit Tausende User die Web-Datenbanken. Es gibt bereits ganze Blogs voll schräger Patente, immer öfter werden die Ansuchen auch von Fachmagazinen begutachtet, die darin häufig die nächste Knüllererfindung eines Herstellers zu finden hoffen.
Die meisten Patent-Gerüchte gibt’s momentan über Apple. Der Hersteller aus Kalifornien hält Hunderte Patente an Erfindungen und Techologien. Apple hat mehrere Ideen für Tablet-PCs (z.B.: Nummer
D-504,889) und hat schon 1996 ein Patent für eine „Method for selecting objects on a computer display“ (Nummer 5,523,775) eingereicht, die verdächtig nach einem Vorläufer der Touch-Screen-Technologie des kürzlich präsentierten iPhone aussieht. Aber Apple wollte in den Achtzigern auch ein klobiges Handy in Form seines Apfel-Logos bauen (Patentnummer 281,686), über das sich die Angestellten beim Patentamt wohl scheckig gelacht haben.
Auch für den iPod gab’s ein paar „Leider nein“-Prototypen (Suchbegriff „Media Device“ mit Einschränkung auf „Assignee: Apple Computer, Inc.“), die wohl für immer und ewig in den Tiefen der Archive verschwunden geblieben wären, könnte man sie jetzt nicht mit Google hervorholen. Aber das ist nicht einmal die Spitze des Eisberges – in diesem Sinne: Viel Spaß beim Finden der Erfindungen!
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