Clean Eating

Gesund und leistungsstark durch Selbstgekochtes

Gesund
20.01.2016 10:23

Industrielle Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen und künstlichen Aromen sind vielen Menschen nicht mehr geheuer. Saubere Ernährung aus frischen, regionalen Produkten lautet der neue Trend.

Heiß und duftend steht die Hühnersuppe auf dem Tisch, mit großem Genuss macht sich die Familie drüber her. Das köstliche Gericht war gar nicht viel Arbeit: zwei Suppenwürfel, ein Liter Wasser - und schon sind alle zufrieden. Das Kleingedruckte auf der Schachtel haben sie nicht gelesen, denn dann hätten sie bemerkt, dass ganze 2% Hühnerfleisch in der Brühe stecken und dass das verlockende Aroma eher von Bestandteilen wie Dinatriuminosinat, Maltodextrin und Dinatriumguanylat stammt.

Das Suppenpulver ist kein Einzelfall: Früchtetees enthalten oft nur Spuren der jeweils namensgebenden Frucht, dafür aber viel an künstlichen Düften. Selbst das vergleichsweise natürliche Erdbeerjoghurt muss laut Gesetz nur 7% Fruchtanteil aufweisen - das entspricht einer Erdbeere pro Becher. Für Geschmack und Farbe sorgen je nach Hersteller Zucker, Pektin, Maisstärke, Karottensaftkonzentrat - das ergab ein Test der Zeitschrift "Konsument".

Kein Wunder, dass sich immer mehr Konsumenten bei solchen Zutatenlisten unbehaglich fühlen und beschließen, künftig Fertiggerichte ganz zu meiden. "Clean Eating" heißt der neue Trend: "saubere Ernährung". Die Anhänger dieser Philosophie greifen ausschließlich zu unverarbeiteten, naturbelassenen und selbstverständlich biologischen Produkten. Künstliche Farbstoffe und Konservierungsmittel sind ebenso verpönt wie raffinierte Salze, Transfette und weißer Zucker. Stattdessen kommt frisches, saisonales Obst und Gemüse auf den Speisezettel, begleitet von ungeschältem Reis oder einem der jeweils aktuellen Modekörner wie Quinoa, Bulgur und Amarant.

Clean Eater kochen mit kalt gepressten Ölen, sie würzen mit wenig Salz, dafür mit Pfeffer und frischen Kräutern. Fleisch und Fisch gehören dazu, wobei glücklich aufgewachsene Freilandhühner und biologische Süßwasserfische bevorzugt werden.

Die regionale Herkunft ist wichtig, denn neben der eigenen Gesundheit verfolgt die Idee der sauberen Ernährung noch das Ziel, ökologisch verantwortungsvoll einzukaufen, also Umweltschutz und Klimabelastung mit zu berücksichtigen. Dabei können auch erfahrene Bio-Jünger ins Dilemma geraten. Soja zum Beispiel wird in vielerlei Form von den Anhängern des Clean Eating geschätzt - doch es ist äußerst schwierig, garantiert gentechnikfreie Sojaprodukte zu erhalten. Nüsse, die unverzichtbar auf den Speisezettel gehören, sind wahre Ressourcenverschwender: 3,8 Liter Wasser werden benötigt, um eine Mandel verpackungsfertig zu machen, für eine Walnuss braucht man 3,7 Liter. Und wer weiß schon, dass heimische Äpfel im Winter und Frühling nur frisch und knackig sein können, weil sie monatelang bei 4 Grad in Stickstoff gelagert werden? Der hohe Energiebedarf bewirkt, dass der CO2-Fußabdruck von heimischem Bio-Obst höher ausfällt als der von Früchten, die im Flugzeug aus Südamerika kommen.

Karotten und Rote Rüben sind schon mal eine richtige Alternative - Wurzelgemüse spielt jedenfalls eine wichtige Rolle im Konzept des Clean Eating, das von der kanadischen Ernährungswissenschaftlerin Tosca Reno 2007 entwickelt wurde. Nach mittlerweile acht Jahren Erfahrung ist Reno überzeugt, dass ihre Art zu essen die Menschen sichtbar gesünder macht. Die Haut wird reiner, der Körper vitaler und kräftiger, die Verdauung klappt besser, der Schlaf verläuft ruhiger - und nicht zuletzt nehmen alle, die sich konsequent daran halten, dauerhaft ab.

Allerdings ist es eher mühsam, alle Regeln von Frau Reno wirklich konsequent zu befolgen, denn neben den genannten Verboten müsste man unter anderem nur warme Gerichte zum Frühstück essen, seinen Speiseplan mit exotischen Zutaten wie Chiasamen, Süßkartoffeln und Kokosnussöl anreichern und völlig auf Alkohol verzichten. Zu trinken gibt es nur täglich zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee, außerdem soll sich die Ernährung auf fünf bis sechs kleine Mahlzeiten aufteilen, die man frisch kocht und mit ruhiger Aufmerksamkeit verzehrt, denn nebenbei dahingenaschte Snacks sind ebenso verpönt wie Fertiggerichte. Für die Zubereitung sollen jeweils nicht mehr als fünf regionale, saisonale und biologische Zutaten verwendet werden.

Radikale Tosca-Reno-Anhänger sind selten, doch die dahinterstehende Lebenshaltung findet immer größeren Anklang, gerade weil es sich dabei nicht um eine Diät handelt, sondern um einen im Grunde sehr vernünftigen Ernährungsstil. Das Attribut "vernünftig" gilt freilich nicht für alle Clean-Eating-Verfechter.

Wer sich auf den immer zahlreicheren Webseiten und Blogs im Internet umschaut, trifft dort auf viele extreme Haltungen und moderne Mythen. Manche verzichten völlig auf Salz und nehmen stattdessen eine Mischung aus Zitronensaft, Ingwer und geriebener Zwiebel. Weit verbreitet ist auch der Irrglaube, dass Gluten und daher Weizen generell ungesund sei - tatsächlich gibt es nur eine sehr kleine Zahl von Allergikern, die Weizen meiden müssen. Für gesunde Menschen ist er ein wertvolles Nahrungsmittel.

Die beiden wahrscheinlich wichtigsten Regeln des Clean Eatings werden dafür meist vergessen, vielleicht weil sie zu wenig spektakulär klingen. Sie lauten nämlich: "Hör auf zu essen, wenn sich das natürliche Sättigungsgefühl meldet, auch wenn der Teller noch nicht leer ist" und etwas allgemeiner: "Lerne, auf deinen Körper zu hören."

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