Dabei zeigte sich, dass das Wissen über Datenschutz und Überwachung bei 70 Prozent der Befragten gering ist. So war sich zum Beispiel jeder Dritte (31,8 Prozent) unsicher bei der Frage, ob Facebook persönliche Daten an Dritte bzw. andere Unternehmen zu Werbezwecken weitergeben darf. Ein weiteres Drittel (32,6 Prozent) sagte, das sei wahr und gab damit die richtige Antwort, während sich 35,6 Prozent der Befragten mit der Antwort "Nein, das ist falsch" irrten.
Ein Drittel wusste zudem nicht, ob Werbung oder kommerzielle Websites in sozialen Netzwerken wie Facebook explizit als solche gekennzeichnet sein müssen. Nur 19,4 Prozent wussten die richtige Antwort, nämlich dass es keine Verpflichtung dafür gibt, 46,5 Prozent lagen falsch. Und nur jeder Fünfte (20,2 Prozent) wusste, dass Unternehmen in Österreich ihre Mitarbeiter elektronisch überwachen dürfen, also etwa überprüfen können, welche Websites sie besuchen.
Sorge um Privatsphäre, aber wenig Wissen
Gleichzeitig zeigen sich fast alle Befragten (90 Prozent) sehr oder eher besorgt um ihre Privatsphäre. Ähnliche Werte würden bei europaweiten Umfragen erzielt. 84 Prozent sind sehr kritisch bis kritisch gegenüber Überwachung. Am meisten (57 Prozent) beunruhigt die Nutzer sozialer Netzwerke "Überwachung als Ergebnis von Datenmissbrauch, Datenweiterleitung oder mangelnder Datenschutz".
Ein Drittel (33,8 Prozent) sieht es problematisch, dass Persönliches, das besser privat bleiben sollte, öffentlich wird. Und 7,7 Prozent finden es riskant, dass aktuelle oder künftige Arbeitgeber auf Profile zugreifen und das zu beruflichen Nachteilen führen könnte.
"Überwachung erfolgt weitgehend unsichtbar und versteckt"
"Wir sind hier mit einem Paradoxon konfrontiert: Nutzer sind kritisch und besorgt, wenn es um die Verletzung der Privatsphäre geht, haben aber kaum Wissen darüber, was mit ihren Daten passiert", so Christian Fuchs. Professor für Internetforschung, der die Umfrage durchführte. Das Problem sei, dass Überwachung weitgehend unsichtbar und versteckt erfolge.
Alternativen, wie nicht kommerzielle Plattformen, seien nach wie vor rar, betonte Fuchs. Dabei sprechen sich die Nutzer in der Umfrage klar für die Unterstützung zur Entwicklung alternativer Formen aus. Zudem wünschen sie sich mehr Rechtsvorschriften, sodass etwa personalisierte Werbung erst nach Zustimmung des Nutzers möglich ist.
Internetforscher fordert nicht kommerzielle Alternativen
Fuchs schlägt eine Besteuerung der Werbeeinnahmen von internationalen Unternehmen wie Facebook und Google entsprechend ihres Anteils an den Nutzern in den einzelnen Ländern vor. "Dazu bedarf es aber einem koordinierten steuerlichen Vorgehen der EU", so der Internetforscher. Einnahmen aus einer solchen "partizipativen Mediengebühr" könnten dann in nicht kommerzielle Projekte investiert werden.
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