Signa Retail bestätigt damit einen Bericht des "Spiegel" vom Donnerstag. Benko Unternehmensgruppe übernimmt auch die neben der Premium- und Sportgruppe verbleibenden Warenhäuser von Karstadt, wie Signa mitteilte. Benko wird damit bereits mit Beginn der kommenden Woche neuer Eigentümer der Karstadt Warenhaus GmbH, in der 83 Karstadt-Filialen gebündelt sind.
Wichtigstes Ziel aktuell: "Dass Ruhe einkehrt", meinte Keil. Grundlage der Übernahme war laut Unternehmensmitteilung übrigens nicht eine bisherige "Call-Option", sondern eine neu ausgehandelte Vereinbarung, die die komplette Übernahme von 100 Prozent der Anteile an der Karstadt Warenhaus GmbH vorsieht. Die Kartellbehörde muss den Deal - für den kein weiterer Kaufpreis fließt - noch absegnen. Die frühere, weniger umfangreiche Option hatte Berggruen dem österreichischen Immobilieninvestor und seinem Partner, dem israelischen Diamantenhändler Beny Steinmetz, eingeräumt.
Rauswurf Berggruens?
Auf Spiegel Online wurde Donnerstagabend mit einem "Rauswurf" Berggruens, der einst als Retter der Warenhauskette gefeiert worden war, durch Benko getitelt. Auch der TV-Sender n-tv sieht Berggruen vor die Tür gesetzt. Die "FAZ" wiederum hatte in der Donnerstagausgabe geschrieben, dass Berggruen so rasch wie möglich aus seinem Investment raus wollte, und dass es als ebenso sicher galt, dass Benko "den Problemfall in Essen nicht ohne gewisse Mitgift des aktuellen Eigentümers übernehmen" wolle.
In den vergangenen Monaten hatte die Signa laut eigenen Angaben als Vermieter mehrerer Karstadt Häuser Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe "für die nötige Liquidität des Unternehmens" getätigt. Daher fließt nun kein weiterer Kaufpreis an die Berggruen Holdings. "Wir machen den Weg frei für einen Neuanfang", wird Berggruen laut dpa in einer Mitteilung seines Unternehmens zitiert.
"Angesichts der aktuellen Lage" sei es "die logische Konsequenz" gewesen, Karstadt komplett zu übernehmen, betonte Keil am Freitag. Nun gehe es neben der nötigen Ruhe um eine "tragfähige Sanierungsstrategie" für Karstadt, "die sowohl Aufsichtsratschef Stephan Fanderl als auch die Geschäftsführung bereits mehrfach angekündigt haben". Diese sei nun "zügig in den relevanten Gremien" zu präsentieren und mit den Arbeitnehmervertretern zu diskutieren.
Karstadt seit Jahren mit Verlusten
Karstadt kämpft seit Jahren mit Verlusten. Nicolas Berggruen, Sohn des verstorbenen Mäzens Heinz Berggruen, hatte Karstadt 2010 für einen Euro aus der Insolvenz übernommen. Damals war er auch von den Arbeitnehmern als Retter gefeiert worden. Die Stimmung ist aber längst umgeschlagen.
Die Gewerkschaft Verdi forderte den neuen Eigentümer auf, ein tragfähiges Zukunftskonzept für den angeschlagenen Warenhauskonzern mit seinen 17.000 Beschäftigten zu präsentieren. Er müsse zeigen, "dass er gewillt ist, in Karstadt umgehend und ausreichend zu investieren", so Stefanie Nutzenberger, Verdi-Bundesvorstandsmitglied, zuständig für den Handel, am Freitag.
Benko hatte von Berggruen bereits im September 2013 über seine Signa-Gruppe schon die Mehrheit an der Kette Karstadt Sport und der Premium-Gruppe, zu der die Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München gehören, übernommen.
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