Ex-Spieler klagen an

Ritzing: Fehlende Gehälter und dubiose Verträge

Sport
12.08.2014 16:05
Die Insolvenz des burgenländischen Regionalligisten SC Ritzing beschäftigt dieser Tage nicht nur die Finanzbehörden. Fünf ehemalige Spieler äußerten am Dienstag teils schwere Vorwürfe gegen den mit großen Aufstiegsambitionen ausgestatteten Ostligisten. Von fehlenden Gehältern und undurchsichtigen Anstellungen bei Scheinfirmen ist die Rede. Die Fälle liegen bei der Arbeiterkammer.

Der ehemalige Kapitän Horst Freiberger ist einer der Akteure. Im Jänner 2013 wechselte der Angreifer von Schwechat zum Liga-Rivalen aus dem Mittelburgenland. Ritzing lag damals abgeschlagen auf einem Abstiegsrang, holte aber zahlreiche Spieler aus höheren Ligen. Angemeldet wurden diese jedoch - nach eigenen Angaben und Lohnzettel - nicht im Verein, sondern bei der "Intrepid GmbH" - als Arbeits- bzw. Hilfskraft, wie in den Verträgen steht.

Die Firma steht in Besitz von Klubobmann Harald Reiszner, der SC Ritzing ist mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter. Eingetragen ist "Intrepid" - zu Deutsch: "furchtlos" - als Dienstleistungsunternehmen. In die Firma ist auch der Profibetrieb des Vereins ausgelagert. Dies sei laut Meinung der Beteiligten aber nur eine Farce. Die Vereinigung der Fußballer (VdF) sieht im Umfeld des Vereins ohnedies seit Längerem Ungereimtheiten.

Verträge mit slowakischen Firmen
"Erstmals kamen im Sommer 2012 Klagen von Spielern, dass sie ihr Geld nicht erhalten haben. Spieler haben ihre Verträge damals mit slowakischen Firmen ausgemacht. Da ist klar geworden, dass es sich um Scheinarbeitsverträge handelt", meinte VdF-Geschäftsführer Rudolf Novotny am Dienstag. Seither gebe es bei der Vereinigung "laufend Beschwerden" von Spielern, die den Klub verlassen. Für Novotny ist klar: "Da wird mit Schicksalen gespielt."

Kein Gehalt - Wohnung verloren
Die Spieler selbst berichten von zurückgehaltenen Löhnen, Prämien seinen nicht ausbezahlt worden. Freiberger fordert nun über die AK laut eigenen Angaben 20.000 Euro vom Verein. Er hat inzwischen seine Wohnung verloren, das Geld in von Intrepid ausgestellten Lohnzetteln sei nie überwiesen worden, wie seine Bank ihm mehrmals bestätigt habe. Klubobmann Reiszner sei praktisch nicht greifbar.

Der Ruf des Vereins sei in Spielerkreisen bereits bekannt. Dass viele trotzdem den Weg ins Burgenland gehen, hat laut Michael Stanislaw auch ein wenig mit Gutgläubigkeit zu tun. "Neue Spieler werden immer beschwichtigt. Das war einmal, heißt es dann. Bis März wurde auch geglaubt, dass der Aufstieg (in die Erste Liga, Anm.) gelingen kann", meinte der im Frühjahr für Ritzing spielende Mittelfeldmann.

Stanislaw ist derzeit vereinslos, nachdem sein ursprünglich bis 2016 laufender Vertrag gekündigt wurde. "Einvernehmlich" steht auf dem Dokument, das der 27-Jährige nach Ende der Übertrittszeit Mitte Juli in seinem Postfach gefunden hat. Dabei hat der Vierte der U20-WM 2007 dies mit dem Verein eigenen Angaben zufolge nicht ausgemacht. Der SC schulde ihm noch einige Tausend Euro, da über Monate weniger Gehalt überwiesen worden sei, als im Vertrag stehen würde. Der Verein habe dies auf einen "Tippfehler der Bank" geschoben.

Arbeiterkammer bringt sich ins Spiel
Die fehlenden Gehälter werden inzwischen über einen Anwalt der AK Burgenland eingeklagt. Auf diesbezügliche Schreiben gibt es vom Verein jedoch noch keine Reaktion. Der SC Ritzing steckt derzeit in einem Insolvenzverfahren. Passiva in der Höhe von 571.234 Euro wurden angehäuft, wie der Alpenländische Kreditorenverband Ende Juli bekannt gab. Allein die Gebietskrankenkasse fordert wegen "Auffassungsunterschieden" hinsichtlich der rechtlichen Komponente bei der Sozialversicherung 245.000 Euro.

Den neun betroffenen Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, angeboten. Abgestimmt wird am 20. Oktober. Das Unternehmen und der Spielbetrieb können indes vorerst fortgeführt werden - da Letzterer bekanntlich ausgelagert ist. Intrepid erzielt laut Obmann Reiszner "ein ordentliches Ergebnis".

"Dieses Sanierungsverfahren dient ausschließlich dazu, Altlasten zu bereinigen, um die positive Weiterentwicklung des SC Ritzing für die Zukunft sicherzustellen", schrieb Reiszner auf der Klubhomepage. Der Unternehmer hat erst ein Sanierungsverfahren seiner Firma I&T hinter sich. Diese besitzt dieselbe Anschrift wie Intrepid.

Reiszner: "Interessiert mich überhaupt nicht"
Anschuldigungen von Ex-Spielern steht Reiszner gelassen gegenüber. "Es wird behauptet, dass es Spieler gibt, die in den letzten 20 Jahren des SC Ritzing ihr Geld nicht bekommen haben. Darauf freue ich mich besonders, wenn die alle aus ihren Löchern kriechen und uns erklären, wer sein Geld nicht bekommen hat. Das Spiel heißt dann: Karten auf den Tisch", meinte der Vereinsboss in der Vorwoche gegenüber der "BVZ". Gegenüber der Austria Presse Agentur wollte Reiszner am Dienstag keinen Kommentar abgeben: "Das interessiert mich überhaupt nicht."

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