Forscher alarmieren

Ewigkeitschemikalie in Semmeln und Nudeln gefunden

Österreich
04.12.2025 11:36

Semmeln, Nudeln, Frühstücksflocken, Kekse – Produkte, die täglich auf Europas Tellern landen, sind laut Umweltschützern mit einer möglicherweise fortpflanzungsgefährdenden Chemikalie belastet. Die Substanz Trifluoracetat (TFA), ein extrem langlebiges Abbauprodukt aus bestimmten Pflanzenschutzmitteln, wurde in einer Vielzahl von Getreidewaren aus ganz Europa nachgewiesen – teils in deutlich höheren Mengen als im Trinkwasser.

Das erklärte der Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000 am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. TFA entsteht beim Abbau sogenannter PFAS-Verbindungen, die unter anderem in Unkrautvernichtungsmitteln eingesetzt werden. Laut Burtscher-Schaden informierte Bayer die EU bereits 2021 darüber, dass TFA in Tierversuchen schwere Fehlbildungen bei Föten verursachte.

Gleichzeitig wurde eine Einstufung als „vermutlich reproduktionstoxisch beim Menschen“ beantragt. PFAS gelten als hochbeständige Chemikalien – auch TFA reichert sich laut Global 2000 langfristig im Wasser und damit in der Umwelt an.

Chemikalie in allen Proben gefunden
Global 2000 konnte TFA bereits 2023 im österreichischen Leitungs- und Mineralwasser, in Flüssen und im Grundwasser nachweisen. 2024 folgte ein weiterer Fund: In Weinen der Jahrgänge 2021 bis 2024 wurde laut Umweltschützern teils hundertmal mehr TFA gemessen als im Wasser – ein Hinweis darauf, dass Pflanzen die Chemikalie besonders stark aufnehmen.

Daraufhin wurden 48 österreichische Getreideprodukte – von Brot über Nudeln bis zu Mehl und Cornflakes – in einem akkreditierten steirischen Labor (Institut Dr. Wagner) getestet. Ergebnis: In allen Proben wurde TFA gefunden, unabhängig davon, ob die Produkte biologisch oder konventionell erzeugt wurden.

Höchste Werte in Frühstücksprodukten
In Zusammenarbeit mit PAN Europe wurden anschließend 66 weitere Getreideprodukte aus 16 Ländern untersucht, darunter Semmeln aus Österreich, Spaghetti aus Italien und Baguettes aus Frankreich und der Schweiz. In 54 Proben wurde TFA nachgewiesen.

Die höchsten Werte fanden sich in Frühstückscerealien mit bis zu 360 Mikrogramm pro Kilogramm – laut Burtscher-Schaden rund hundertmal mehr als im durchschnittlichen europäischen Trinkwasser. Besonders auffällig: Produkte aus Weizen enthielten rund achtmal mehr TFA als solche aus Roggen, Hafer, Mais oder Reis. Dafür kommen laut Global 2000 zwei Ursachen infrage: höhere Anwendung von PFAS-Pestiziden bei Weizen oder eine stärkere Anreicherung der Chemikalie in dieser Pflanzenart.

Neuer Richtwert gibt zu denken
Ob die gefundenen Mengen gesundheitlich bedenklich sind, ist derzeit nicht EU-weit einheitlich festgelegt. Nach einem älteren Richtwert der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA wären die Belastungen unkritisch. Ein neuerer Richtwert aus der belgischen Region Wallonien ergibt jedoch ein anderes Bild:

  • Erwachsene würden bei täglichem Verzehr die tolerierbare Menge um rund das 1,5-Fache überschreiten.

  • Bei Kleinkindern läge die Überschreitung sogar beim Vierfachen.

„Fortpflanzungsgefährdende Chemikalien in Lebensmitteln sind inakzeptabel“, sagte Burtscher-Schaden. Insbesondere für Kinder und Schwangere brauche es ein sofortiges Verbot von PFAS-haltigen Pflanzenschutzmitteln, um die weitere Anreicherung von TFA zu stoppen. Zusätzlich fordert er ein EU-weites Monitoring von TFA in Lebensmitteln und in der Umwelt.

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