Die Uhr tickt für Russlands Ölkonzern Lukoil – und zwar laut. Seit die USA harte Sanktionen gegen die beiden größten russischen Ölriesen verhängt haben, droht dem Konzern ein gewaltiger wirtschaftlicher Absturz. Ein geplanter Rettungsdeal wurde gestoppt, internationale Geschäfte stehen still, und weltweit geraten Raffinerien, Tankstellen und ganze Belegschaften ins Zittern.
Der private russische Ölkonzern steckt wegen der von der US-Regierung beschlossenen Strafmaßnahmen in einer existenziellen Krise. Bis 21. November muss sich Lukoil von all seinen ausländischen Tochterfirmen trennen – sonst könnten diese Vermögenswerte vollständig verloren gehen. Der Wert dieser internationalen Beteiligungen liegt laut „Financial Times“ bei rund 14 Milliarden US-Dollar.
Verkauf an „Marionette des Kremls“ gestoppt
Einen Käufer hatte Lukoil bereits gefunden: den Rohstoffhändler Gunvor, einst größter Vermarkter russischen Öls. Doch die USA stellten sich quer. Das Finanzministerium bezeichnete Gunvor als „Marionette des Kremls“ und kündigte an, keine entsprechende Lizenz zu vergeben. Gunvor bestritt die Vorwürfe und zog schließlich sein Angebot zurück.
Gunvor-Chef Torbjorn Tornqvist bestätigte daraufhin massive Hindernisse: „Die gesamten internationalen Aktivitäten von Lukoil sind lahmgelegt. Niemand kann mit ihnen Geschäfte machen“, hieß es gegenübder der „Financial Times“.
Die Sanktionen durch die USA sind umfassend, wie wirken weltweit und das sofort. Und damit folgten bereits erste massive Einschnitte für den russischen Konzern:
Banken werden ausdrücklich davor gewarnt, weiterhin Geschäfte mit russischen Energieunternehmen abzuwickeln. Bei Verstößen droht der Ausschluss aus dem US-Finanzsystem.
Finnland: Rund 1000 Mitarbeiter des Tankstellenbetreibers Teboil fürchten um ihre Jobs, weil finnische Banken Zahlungen an die Lukoil-Tochter einfrieren.
Irak: Die staatliche Ölgesellschaft Somo stoppte die Verladung von Rohöl aus dem von Lukoil betriebenen West-Qurna-2-Feld. Das Feld produziert zuletzt rund 480.000 Barrel pro Tag, was etwa 9 Prozent der irakischen Ölproduktion ausmacht.
Lukoil betreibt weltweit Raffinerien und Tankstellennetze, unter anderem in Rumänien, den Niederlanden, Italien, Serbien, Montenegro und Nordmazedonien. Die nun verhängten Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil treffen die russische Wirtschaft hart: Die Öleinnahmen Russlands sanken im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent – ein Minus von 9,4 Milliarden Euro. Die neuen Sanktionen sind darin noch nicht einmal eingerechnet.
Lukoil rief „force-majeure“-Fall aus
Zusätzlich berichtete Reuters, dass der Irak sämtliche Zahlungen an Lukoil und die Lieferung von Rohöl eingestellt habe – aus Angst vor US-Sanktionen. Für Lukoil bedeutet das konkret: ein Verlust von 480.000 Euro pro Tag, also rund 14 Millionen Euro pro Monat. Lukoil rief einen „force-majeure“-Fall aus, um sich rechtlich gegen Vertragsstrafen abzusichern. Gleichzeitig wurden laut Reuters alle nicht-russischen ausländischen Mitarbeiter per E-Mail entlassen.
Auch Bulgarien reagiert: Das Parlament stimmte dafür, die Lukoil-Raffinerie in Burgas unter staatliche Kontrolle zu stellen, um eine drohende Schließung abzuwenden. Es ist die einzige Raffinerie des Landes.
Harte Konsequenzen bei Missachtung
Die Sanktionen markieren eine klare Kehrtwende in der Russland-Politik von US-Präsident Donald Trump. Finanzminister Scott Bessent begründete den Schritt mit Russlands anhaltendem Krieg gegen die Ukraine. Die Sanktionen gelten sowohl für US-Firmen als auch für internationale Unternehmen – mit harten Konsequenzen bei Missachtung. Trump sagte wegen wachsender Frustration über Kreml-Chef Wladimir Putin sogar ein geplantes Gipfeltreffen in Ungarn ab.
Lukoils Zukunft gilt als extrem unsicher. Anders als der Staatskonzern Rosneft setzte Lukoil jahrelang auf starke internationale Expansion – genau jener Bereich, der nun praktisch stillsteht. Beobachter spekulieren, ob Rosneft, geführt von Putins Vertrautem Igor Sechin, den angeschlagenen Rivalen übernehmen könnte.
Manager sterben auf ungewöhnliche Weise
Hinzu kommen mehrere rätselhafte Todesfälle im Umfeld des Konzerns.
In den vergangenen Jahren starben mehrere hochrangige Manager auf ungewöhnliche Weise – darunter zwei Vorstandschefs und ein Vize-Präsident. Öffentlich bekannt geworden sind unter anderem ein Sturz aus einem Krankenhausfenster, ein mysteriöser Todesfall nach einem Schamanen-Ritual und eine Herzinsuffizienz.
Wie der Konzern die nächsten Wochen übersteht, ist offen. Die Warnung eines Insiders aus der russischen Ölbranche lässt nichts Gutes erahnen: „Die Eigentümer bereiten sich bereits darauf vor, dass ihnen ihre Vermögenswerte einfach weggenommen werden könnten.“
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.