Gemeinsam mit Landeshauptmann Markus Wallner und Berater Johannes Hohenauer (BDO) hatte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher am Donnerstag die Eckpunkte der Spitalsreform präsentiert. In den meisten Spitälern bleibt kein Stein auf dem anderen – besonders die Dornbirner sind erzürnt, da sie sich von der Geburtenstation trennen müssen.
„Diese Entscheidung wurde trotz der vorgebrachten Argumente der Stadt Dornbirn, vieler Mitarbeitender und zahlreicher Patientinnen getroffen“, klagt Markus Fäßler, Bürgermeister der Messestadt. Aus seiner Sicht ist die Entscheidung schwer nachvollziehbar. „Sie wirft viele Fragen auf – vor allem, wie die Gesundheitsversorgung im Unterland künftig organisiert werden soll.“
Mit der geplanten Verlagerung würden zwei gut funktionierende Abteilungen zusammengeführt, was nicht nur hohe Anpassungen in beiden Häusern erfordere, sondern auch beträchtliche Umbau- und Adaptierungskosten verursachen würde. „Eine langfristige Strategie ist derzeit nicht erkennbar und sollte im Zuge der weiteren Umsetzung mitgedacht werden“, meint Fäßler. Vor allem die Zusammenhänge zwischen Geburtshilfe, Pädiatrie, Kinderanästhesie und Notfallversorgung sollten noch umfassender geprüft und in einem Gesamtkonzept dargestellt werden.
„Rasenmäher-Sparkurs“
„Nach der Geburtenstation in Bludenz fällt auch die Geburtshilfe in Dornbirn dem Rasenmäher-Sparkurs von ÖVP und FPÖ zum Opfer. Was präsentiert wurde, ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich in den vergangenen Tagen mit unermüdlichem Einsatz für den Erhalt der Geburtshilfe in Dornbirn eingesetzt haben“, empörte sich SPÖ-Sozialsprecherin Manuela Auer. Mehr als 56.000 Menschen hätten mit ihrer Unterschrift ein klares Zeichen gesetzt. Trotzdem werde die Geburtenstation der größten Stadt Vorarlbergs bald Geschichte sein. „Diese Entscheidung ist verantwortungslos und unverzeihlich“, meinte Auer.
Erst kürzlich seien in Dornbirn rund zwei Millionen Euro in die der Modernisierung der Geburtenstation investiert worden, ergänzt SPÖ-Nationalrat Antonio Della Rossa. „Diese Mittel sind nun verpufft. Gleichzeitig steigen die Kosten im System weiter, weil die Geburten nur verlagert werden – in Strukturen, die für diese zusätzlichen Belastungen weder personell noch räumlich gerüstet sind.“
Die verbleibenden Einrichtungen in Feldkirch und Bregenz seien bereits heute am Limit. Für große Teile des Oberlands, des Montafons und des Walgaus würde die Schließung in Bludenz künftig längere und riskantere Wege bedeuten. „Im Winter – geprägt von Stau, Witterung und Sperren – können daraus lebensbedrohliche Notlagen werden. Hubschraubereinsätze bei Geburten werden damit zur absehbaren Realität. Auch im Unterland verschärft die Verkehrssituation die Risiken zusätzlich“, gab er zu bedenken.
„Kuhhandel statt Reform“
„Eine Petition mit knapp 57.000 Unterschriften, verärgerte Mitarbeiter und eine verunsicherte Bevölkerung – die bisherige Kommunikation der Landesregierung zum Spitalscampus ist unprofessionell und atemberaubend schlecht“, resümiert Neos-Chefin Claudia Gamon. Die Landesregierung habe präsentiert, wohin sich welche Abteilung verschiebe, aber es sei nach wie vor für niemanden klar, was diese Verlegungen zum Gesamtkonzept einer funktionierenden Spitalslandschaft in Vorarlberg beitragen. „Es gleicht eher einem Finanz- und Verwaltungsdeal als einer durchdachten und absolut notwendigen Spitals- und Gesundheitsreform“, schimpft die pinke Klubobfrau. Die Richtung – Schwerpunktbildung und Modernisierung sowie der Ausbau von Telemedizin – sei grundsätzlich richtig und begrüßenswert, die Umsetzung aber „ein Paradebeispiel für mangelhafte Kommunikation und fehlende Steuerung‘“.
„Schließung in Dornbirn politisch motiviert“
Auch die Grünen ärgern sich über die Schließung der größten und modernsten Geburtshilfe im Ländle. Über drei Jahre wurde der Schwerpunkt in Dornbirn aufgebaut, inklusive der zertifizierten Zentren für Brustgesundheit, Beckenboden und gynäkologische Onkologie. All diese Arbeit sei nun umsonst – der zuständige Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe in Dornbirn und Bregenz spreche völlig zurecht von einem „unnötigen Marathon in die falsche Richtung“. „Diese Entscheidung zeigt deutlich, dass die schwarz-blaue Landesregierung weder auf die fachliche Expertise der Betroffenen gehört noch einen echten partizipativen Prozess verfolgt hat“, kritisiert Grünen-Gesundheitsprecherin Eva Hammerer.
Positiv bewertet sie den Ausbau der Gesundheits-Hotline 1450 und das neue Angebot der Kinder- und Jugendpsychosomatik, das am LKH Rankweilentstehen soll. Unterm Strich allerdings plädiert sie aber für ein „Zurück an den Start“. Gemeinsam mit den Neos und der SPÖ haben die Grünen deshalb einen Landtagsantrag eingebracht, in dem ein Gesundheitsgipfel gefordert wird.
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