Der Verband der Wiener Wohnungslosenhilfe warnt eindringlich vor Kürzungen bei der Unterstützung obdachloser Menschen. Einsparungen würden nicht nur mehr Betroffene, sondern auch höhere Kosten verursachen. Besonders junge Erwachsene seien gefährdet. Die Befürchtung ist groß, dass viele durch die Änderung beim Erhalt der Mindestsicherung ihre Wohnung verlieren – betroffen sind 2500 Kinder.
Gerade im Winter berührt es besonders, wenn obdachlose oder suchtkranke Menschen auf den Straßen zu sehen sind. Österreich muss den Gürtel enger schnallen, das gilt als sicher. Fast täglich hören Menschen hierzulande von neuen Kürzungen, Einsparungen und steigenden Preisen. Die Wiener Obdachlosenhilfe appelliert daher an die Politik, die ohnehin von der Gesellschaft ausgeschlossenen Personen nicht noch stärker zu belasten.
Wohnungslosigkeit darf kein Sparziel sein
Kürzungen würden für viele Betroffene das „Aus für das soziale Leben“ bedeuten, heißt es von Johanna Reithner von der Volkshilfe bei einem Medientermin anlässlich der Präsentation des Situationsberichts 2025 am Donnerstag: „Eine Wohnung zu verlieren, ist ein bisschen wie ein kleiner Tod.“ Zudem entstünden durch Obdachlosigkeit langfristig sogar höhere Kosten für die Gesellschaft. Deshalb fordert die Organisation von „allen politischen Ebenen“: „In diesem Bereich darf es keine Kürzungen geben.“
Eine Wohnung zu verlieren, ist ein bisschen wie ein kleiner Tod.
Johanna Reithner von der Volkshilfe
In Wien waren zuletzt mehr als 11.000 Menschen wohnungs- oder obdachlos, erläuterte Reithner. In Wien sind rund die Hälfte aller in Österreich registrierten Fälle verzeichnet. Die tatsächliche Zahl dürfte nach Ansicht des Verbands aber deutlich höher liegen. Oft seien Menschen verdeckt wohnungslos und würden in keiner Statistik aufscheinen. Einsparungen würde die Obdachlosigkeit sogar noch weiter ansteigen lassen, prophezeite Reithner.
Nicht auf Kosten der Schwächsten
Laut Reithner sind die entsprechenden Tarife noch nicht vereinbart. Da allerdings überall Einsparungen im Gespräch seien, befürchte man diese auch bei der Hilfe für Wohnungslose. Der Verband spreche sich gegen die Schwächung von Unterstützungsstrukturen aus – auch im Hinblick auf das EU-weite Ziel, bis 2030 die Obdachlosigkeit zu beenden, wie man betont.
Auch vor einem Einfrieren der Mittel wird gewarnt. In diesem Fall werde der Druck ebenfalls steigen, zeigte sich Nicole Meissner von der St.-Elisabeth-Stiftung überzeugt. Das Netz an Unterstützung drohe dann brüchig zu werden. Dies werde nicht zuletzt alleinerziehende Menschen treffen, hielt sie fest. Von ihnen sei die Hälfte armutsgefährdet, gab sie zu bedenken.
Junge Erwachsene besonders betroffen
Gernot Ecker vom Wiener Hilfswerk verwies auf die große Gruppe von jungen Menschen. Ein Drittel der Personen in der Statistik seien zwischen 18 und 30 Jahre alt. Hier müsse die Unterstützung ausgebaut werden, befand er.
Dass ab kommenden Jahr subsidiär schutzberechtigt Personen in Wien keine Mindestsicherung mehr erhalten, sondern in der Grundversorgung landen, hat zuletzt ebenfalls Befürchtungen laut werden lassen, dass viele von ihnen sich ihre Wohnung nicht mehr leisten werden können. „Die Sorge ist schon berechtigt“, meinte Johanna Reithner. Laut dem Verband sind alleine von dieser Maßnahme rund 2500 Kinder betroffen.
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