65 Ideen

Was man aus dem Linzer Schandfleck machen könnte

Oberösterreich
03.11.2025 16:46

Wie lässt sich ein ungeliebter Durchgang zu einem Ort machen, der Orientierung gibt, Aufenthaltsqualität schafft und sogar neue Nutzungen ermöglicht? Von Gastronomieideen über Farbleitsysteme bis hin zu einem Tunnel als Kunst- und Wahrnehmungsraum: Die Bandbreite der Vorschläge zeigt, was in der Unterführung am Hinsenkampplatz alles sein könnte.

Die Unterführung unter dem Hinsenkampplatz: Kaum ein Ort ist im kollektiven Alltagsgefühl unattraktiver, ungepflegter und angstbesetzter. Bei Nacht wird der Durchgang gemieden, bei Tag wird er ertragen. Und er ist nicht barrierefrei.

Ideenwettbewerb ausgelobt
„Wir haben einen Ideenwettbewerb ausgelobt, denn seit Jahren werden wir gebeten, etwas gegen diesen grauslichen Ort zu unternehmen und uns zu kümmern“, betont Linzplus-Gemeinderätin Britta Piovesan. Die Resonanz war beachtlich. Nicht weniger als 65 Ideen kamen zusammen. Linzplus-Frontmann Lorenz Potocnik: „Die meisten Projekte wären sofort umsetzbar. Eine Verbesserung ist daher sicher keine Geldfrage, sondern vielmehr eine Frage des Willens und der Tatkraft.“ Er fordert die neue SP-Liegenschaftsreferentin Merima Zukan auf, nicht mehr länger zu warten: „Sie kann sofort beginnen, wir stellen alle Ergebnisse zur Verfügung.“

Britta Piovesan (re.) und Lorenz Potocnik (li.) mit Juror Matthias Seifert (4.v.li.) und einige ...
Britta Piovesan (re.) und Lorenz Potocnik (li.) mit Juror Matthias Seifert (4.v.li.) und einige der Preisträgern in der Unterführung.(Bild: Linzplus)

Kein Angstraum mehr
Juror Matthias Seyfert erinnert an den Systembruch im Denken: „1977 war sie Vision moderner Mobilität. Heute ist das Konzept, Fußgänger unter die Erde zu verbannen, um die Autos nicht zu stören, komplett überholt.” Und genau an dieser Zäsur docken die Projekte an. Sehr unterschiedlich, aber alle mit demselben gemeinsamen Nenner: aus diesem Angstraum soll ein städtischer Ort werden.

Radikal zuschütten oder Gastronomie statt Durchtauchen
Architekt Max Schwarzlmüller etwa geht bewusst maximal weit: Zuschütten. Die Unterführung würde zum Erdvolumen für Bäume, darüber entsteht wieder öffentlicher Boden. Es ist ein Vorschlag, der in europäischen Metropolen längst Realität ist. „Hilft (k)ein Anstrich mehr.” Anja Oyrer denkt rein ökonomisch: Orte, die genutzt werden, werden nicht gemieden. Vorbild: Shibuya Station in Tokio, wo unterirdisch das Leben brummt. Motto: ein „cooler Ort”, nicht ein Ort, den man schnell hinter sich bringen will. Piovesan: „Statt Pissecken und Leerstand gibt’s hier in Zukunft ‘Tunnelbrew Coffee’ oder ‘Underbake’-Croissants. Alles ‘Made in Linz’”

Silberner Tunnel oder Orientierung
Simone Luib macht aus der grauen Unterführung ein Spiegelobjekt. Hochglanz-Stahlkugeln. Sie reflektieren Passanten, ziehen Fotos an, machen den Tunnel im wahrsten Sinn sichtbarer. Potocnik: „Die Spiegeloberflächen werfen einen in der Hektik und Enge des Korridors zurück auf sich selbst.” Dorka Sipöcz ordnet jedem Tunnelarm 1 Farbe zu – wie beim U-Bahn-Plan. Warm, pastellig, an die Stadt-CI angelehnt. Das schafft Orientierung und Atmosphäre. Es ist ein Low-Budget-Projekt, das realistisch gesehen morgen starten könnte.

„Tunnel-Labor“ und „Kunst aus der Gosse“
Indra Daniel Schobert macht aus dem Durchgang eine Art durchgehendes Minilabor. Mit Farbe, Temperatur, kleinen akustischen Elementen, Balancierstreifen. Vergleich: als Kind am Zaun entlangfahren, damit’s Musik macht – nur für Erwachsene. Die tägliche Bewegung wird Spiel. Mary Mayrhofer schlägt eine offene Galerie vor: Performance, Ausstellungen, niederschwellig, zugänglich. Eine Art permanente Off-Art-Zone – dort, wo sonst Abwehr statt Begegnung herrscht.

Potocnik: „Ausreden gibt es eigentlich keine. Die Stadt muss nur wollen und sich drum kümmern.”

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