Drei Generationen an einem Tisch: Familie Wiener aus Vorchdorf teilt mit uns ihre schönsten Weihnachtserinnerungen, lustige Pannen – und den ganz normalen Festtagswahnsinn.
Wahrscheinlich gönnt sich Renate Wiener in diesem Augenblick eine Tasse Kaffee, legt Musik auf, zündet die vier Kerzerln an, atmet tief durch – und genießt die Ruhe vor dem Sturm. Denn heute wird es voll im Haus der 68-Jährigen! Elf Personen feiern gemeinsam Weihnachten – darunter auch Ehemann Franz (69), die beiden Töchter, drei Enkerl und die 98-jährige „Urli“. „Wer weiß, wie lange das noch möglich ist. Deshalb genießen wir es sehr, wenn wir über die Feiertage alle beisammen sind. Früher haben wir bei meiner Oma gefeiert, dann bei meiner Mutter – jetzt sind wir alle bei uns. Eine schöne Familientradition. Aber ich bin auch froh, wenn es wieder vorbei ist.“ Denn egal, wie gut man vorbereitet ist: „Am Ende wird es trotzdem immer hektisch.“
Beheizbares Gartenhaus als „Gamechanger“
Los geht’s am 24. Dezember mit einem Brunch. Während die Enkel Mittagsschlaf halten, wird das Wohnzimmer zugesperrt und der Baum aufgeputzt. Es folgen Kindermette, Glockerlläuten, ein schnelles „Stille Nacht“ mit CD-Begleitung, die Bescherung und das Essen – traditionell Raclette. „Ich hab auch heuer wieder gefragt: ,Was machen wir?‘ Die Antwort war einstimmig“, schmunzelt die Gastgeberin. Ihr Trumpf: das beheizbare Gartenhaus. „Zur Nachspeise wandern wir dann rein und lassen den Geruch hinter uns.“
Weihnachten hat Renate früher irgendwie ruhiger empfunden – worauf sie bei unserem Treffen einen Seitenblick von Tochter Carina kassiert. „Das kommt dir nur so vor. Es war schon immer stressig.“
„Als Mama muss man oft ganz schön kreativ sein“
Die 38-Jährige denkt gern an Kindertage zurück. Wie Papa Franz mit den Mädels im Kinderzimmer gespielt hat oder durch die Gegend gefahren ist, um Zeit zu verplempern. Friedenslicht holen, Omas am Grab besuchen. Oder an jene Momente, in denen Mama Renate mal wieder glaubte, das Christkind gesehen zu haben. „Schlimm war, als mir mein Cousin kurz vor Weihnachten brühwarm erzählt hat, dass es kein Christkind gibt. Und auch keinen Osterhasen. Da war ich 6. Trotzdem war Weihnachten für mich immer magisch.“
Heute hütet Carina den Zauber für ihre kleine Luisa (2). Kekse backen, Adventkranzbinden und Christkindlmärkte gehören zum Beispiel dazu. „Das sind Traditionen, die ich mit Luisa weiterführen möchte. Was mir sehr fehlt, ist der Schnee. Weiße Weihnachten waren für uns damals normal.“
Als Mama in die Rolle des Christkinds zu schlüpfen, findet Carina jedenfalls gar nicht so einfach. „Neulich hat Luisa leider ein Packerl im Auto entdeckt, da bin ich ins Stottern geraten. Man muss oft ganz schön kreativ sein. Bei den Geschichten – aber auch beim Verstecken von Geschenken.“ Renate nickt zustimmend. „Ich hab’ einmal eins so gut versteckt, dass ich es nicht mehr gefunden hab‘.“
Das Geheimnis der Wiener-Weihnacht
Was sich durch alle Generationen zieht? Dass die Masterminds der Feierlichkeiten ganz klar die Mütter sind. Franz kennt das aus seiner eigenen Kindheit am Bauernhof: Die Mama holte den Baum aus dem Wald – wie der aussah, war nicht wichtig – und schaute im Stall noch einmal nach dem Rechten, bevor sie für die siebenköpfige Familie Bratwürstel zubereitete. „Die Geschenke waren immer bescheiden. Es gab Socken oder einen Pullover.“
Franz hat seit jeher übrigens die denkwürdige Aufgabe, den Baum zu besorgen. „Einmal war ich sauer“, erinnert sich Renate. „Aber sonst macht er das gut.“
Ein Puppenwagerl. Und Taschentücher.
Luisa (2) auf die Frage, was sie sich vom Christkind wünscht
Über kleine Weihnachtspannen kann die Familie heute herzlich lachen. Den Adventkranz, der mit den Schulaufgaben in Flammen aufging. Oder über den Einfall, den Christbaum mit Haarspray frisch zu halten – was sich spätestens beim Zünden der ersten Spritzkerze als Fehler herausstellte. Vielleicht ist es genau das, was Weihnachten bei den Wieners ausmacht: das Zusammensein, die Traditionen, das liebevolle Chaos – und das Wissen, dass nichts davon selbstverständlich ist.
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